Geld fürs Studium:"Ein Stundenlohn, von dem andere nur träumen"

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Studenten kellnern, sind Nachtwächter oder haben reiche Eltern. Joachim Telgenbüscher aber finanzierte sich sein Studium mit Quiz-Shows.

T. Würger

Andere Studenten kellnern, arbeiten als Nachtwächter, ergattern Stipendien oder haben einen reichen Papa - Joachim Telgenbüscher gewann Quizshows: Der 27-Jährige Paderborner hat sich sein Geschichts-Studium an der englischen Universität Cambridge mit Geld finanziert, das er in Ratesendungen abgeräumt hat. Acht Jahre lang trat er in Fernsehsendungen auf. Sogar bei Günther Jauch quizzte er um die Million.

Joachim Telgenbüscher: Der 27-Jährige Paderborner hat sich sein Studium mit der Teilnahme an Quizshows finanziert. (Foto: Foto: oH)

SZ: Herr Telgenbüscher, was war Ihre erste Quizshow?

Telgenbüscher: Das war "Cash" und lief im ZDF, aber die Sendung gibt es nicht mehr. Ich habe in der Zeit gerade Abitur gemacht und dort 50 000 Mark gewonnen.

SZ: Ganz schön viel.

Telgenbüscher: Andere hätten das Geld vielleicht direkt ins Autohaus getragen. Ich hab mir lieber einen Laptop gekauft und den Rest auf die Seite gelegt.

SZ: Und dann haben Sie richtig losgelegt.

Telgenbüscher: In einer Quizshow verdient man einen Stundenlohn, von dem man sonst nur träumen kann. Ich wusste ungefähr, wie es funktioniert. Also hab ich als nächstes bei der Sendung "Risiko" mitgemacht. Und dann bei "University Challenge" in England. Insgesamt waren es fünf verschiedene Sendungen.

SZ: Haben Sie sich Ihr Wissen antrainiert?

Telgenbüscher: Ich hab einen Brockhaus gelesen, den ich mal in irgendeiner einer Sendung gewonnen habe. Und eine Zeit lang dachte ich, dass ich alles wissen muss. Einmal bin ich nachts aufgewacht, schweißgebadet, und dachte: Wer hat eigentlich im Jahr 2000 den Oscar für die beste weibliche Nebenrolle gewonnen?

SZ: Wer war's?

Telgenbüscher: Angelina Jolie.

SZ: Was ist das Dümmste, das Sie je auswendig gelernt haben?

Telgenbüscher: James-Bond-Filme. Ich hatte mich bei "Risiko" beworben und als Spezialgebiet James Bond angegeben, obwohl ich davon nicht überdurchschnittlich viel wusste. Ich wurde genommen und habe mich zur Vorbereitung in meinem Zimmer eingeschlossen und mir alle Bond Filme drei Mal angeschaut und Notizen gemacht. Jetzt hasse ich James Bond.

SZ: Hat's was gebracht?

Telgenbüscher: Ja, ich habe in der Sendung eine Reihe mit allen James-Bond-Filmen auf DVD gewonnen.

SZ: Bei Günther Jauch sind Sie auch schon aufgetreten.

Telgenbüscher: Das war drei Jahre nach meiner ersten Sendung. Ich habe in England studiert, und das Geld wurde knapp. Da habe ich dann einfach jeden Tag bei der Hotline von "Wer wird Millionär?" angerufen. Nach einer Woche riefen sie mich zurück, und ich war drin.

SZ: Apropos: Wofür steht denn nun die Abkürzung "FOP"?

Telgenbüscher: "Flowery Orange Pekoe", eine Teesorte. Hinterher ist man immer klüger.

SZ: Das war die Frage, bei der Sie ausgestiegen sind, weil Sie die Antwort nicht wussten. Sie haben 32.000 Euro gewonnen. Zu wenig für einen Profi?

Telgenbüscher: Ich bin eher ein vorsichtiger Typ. Ich zocke nicht. Langfristig gewinnt man so mehr. Außerdem hatte ich Angst, mich mit einer falschen Antwort zu blamieren.

SZ: Wann sehen wir Sie mal wieder in einer Quizshow?

Telgenbüscher: Die große Zeit der Quizsendungen ist vorbei. Gerade mache ich eine Ausbildung an einer Journalistenschule. Aber ab und zu komme ich in Versuchung. Letztens, als ich auf den Zug gewartet habe, habe ich aus Spaß bei einem Casting des NDR für "Das große Jahresquiz" mitgemacht. Am Ende habe ich eine Reise nach La Gomera gewonnen.

© SZ vom 11.5.2009/bön - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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