Finanzierung:Wo es Geld gibt

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Die zuweilen etwas aufwendige Suche nach Geldquellen lohnt sich, auch für Studierende in sozialen Berufen: Zahlreiche Stiftungen bieten Stipendien an; mittlerweile auch Kommunen, die dringend Lehrer oder Erzieher suchen.

Von Jeannette Goddar

Je vielfältiger die Bildungswege, desto komplexer die Frage: Wie finanziere ich so ein Studium? Bafög erhält längst nicht jeder; viele gelten als zu reich oder zu alt; auch Studenten, die dual und in Teilzeit studieren, haben es schwer. Doch es gibt auch immer mehr Stipendienprogramme, die sich gezielt an Studierende bestimmter Fächer richten. Häufig sind diese wenig bekannt, man hat also gute Chancen. Viele Nischenstipendien verknüpfen finanzielle mit fachlicher Unterstützung, bieten Einblicke in die Berufswelt und ein Netzwerk. Und sie beziehen Studierende an Fachhochschulen ein, die bei klassischen Studienförderwerken meist in der Minderheit sind.

Gerade im Bereich Bildung und Erziehung gibt es etliche Förderwege, die man erst mal aufspüren muss. Das Studienförderwerk Klaus Murmann der Stiftung der deutschen Wirtschaft (sdw) fördert seit 2018 Studierende der Kindheitspädagogik, die gezielt auf eine Führungsposition hinarbeiten. "Unser Ziel ist, hochwertige Bildung und Chancengerechtigkeit in der Kita von morgen zu fördern, indem wir bereits heute den Nachwuchs unterstützen", erklärt die Leiterin der Nachwuchsinitiative chancengerechte Kitas" (NicK), Fanny Günthel. Den Stipendiaten steht - außer finanzieller Unterstützung, deren Höhe sich nach dem Einkommen der Eltern richtet - ein umfangreiches Bildungsprogramm offen: von Veranstaltungen zu pädagogischen Themen bis hin zu Selbst-, Team- und Organisationsentwicklung.

Der Fachkräftemangel hat auch Kommunen kreativ werden lassen

Johanna Weiß, eine der ersten 16 Stipendiatinnen, sagt: "Natürlich lernen wir vieles in der Ausbildung. Doch so intensiv, in kleinen Gruppen, kann eine Hochschule das kaum leisten." Die 21-Jährige verknüpft in einem dualen Studium eine Ausbildung zur Erzieherin mit einem kindheitspädagogischen Studiengang an der Evangelischen Hochschule Nürnberg. Mit dieser Kombination will sie sowohl Theorie als auch Praxis gründlich kennenlernen, die Arbeit als Erzieherin ebenso wie Grundlagen frühkindlicher Bildung und Erziehung. Mit Blick darauf, einmal in der Leitung oder dem Management der Organisation zu arbeiten. Zurzeit ist sie in einem Praxissemester in einer Münchner Kita. Als großen Vorteil des Stipendiums empfindet sie, Coaching beantragen zu können: "Die pädagogische Arbeit, das eigene Auftreten vor Kindern reflektieren zu können, das gibt es viel zu selten."

Bei der sdw knüpft die Begabtenförderung im jungen Feld Kindheitspädagogik an ein Programm an, das bereits 2007 ebenfalls mit Pioniercharakter startete: das "Studienkolleg", dessen Zielgruppe künftige Führungskräfte in der Schule sind und das zurzeit 400 Lehramtsstudierende und 20 Promovierende fördert. Nahezu gleichzeitig rief 2008 die Hertie-Stiftung als Erste ein Stipendienprogramm ins Leben, um mehr junge Menschen mit Migrationshintergrund für Bildungsberufe zu gewinnen. Von 2008 bis 2017 förderte das Programm "Horizonte" circa 200 angehende Lehrkräfte und 45 Erzieherinnen und Erzieher. Dann wurde es an die Claussen-Simon-Stiftung, die Jürgen-Sengpiel-Stiftung, jeweils mit Sitz in Hamburg, sowie der Dürr-Stiftung in Berlin übergeben. Diese fördern Lehramtsstudierende mit Migrationshintergrund, doch ausschließlich an der Universität Hamburg. Geboten werden außer einer - eher zusätzlichen - Förderung von 300 Euro im Monat plus Büchergeld Seminare zu schulrelevanten Themen und ein Netzwerk. Eine weitere Stiftung, die nur Studierende einer Uni fördert, ist die Hopp Foundation for Computer Literacy & Informatics. Ihr Ziel: die Stärkung der digitalen Bildung; inhaltlich wie finanziell gefördert werden angehende Informatiklehrer an der Uni Heidelberg.

Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels schreiben auch Kommunen Stipendien aus. Die Stadt Bremerhaven bietet jährlich circa 15 Lehramtsstudierenden und 50 angehenden Erzieherinnen und Erziehern ein Stipendium in Höhe von bis zu 600 Euro monatlich und eine fachliche Begleitung - sofern diese sich verpflichten, im Anschluss mindestens zwei Jahre in der Stadt zu arbeiten.

Das Land Berlin vergab 2019 erstmals 18 Stipendien für Studierende der Sozialen Arbeit an Berliner Hochschulen und verknüpft die monatliche Förderung von 850 Euro mit Praktika in Jugend-, Gesundheits- oder Sozialämtern. So soll, sagt die Ausschreibung, eine "starke Bindung zum Land Berlin" aufgebaut werden. In Nürnberg verwaltet die Stadt Gelder der Andreas-Staudt-Stiftung, die - "in sehr begrenztem Umfang", wie ein Sprecher sagt - Stipendien für angehende Lehrer, Sozialpädagogen, Psychologen oder Künstler bereithält. Hier lautet die Bedingung: Der Antragsteller muss bereits vor Beginn der Ausbildung in Nürnberg gemeldet sein.

Im Bereich Gesundheit unterstützt die B.-Braun-Stiftung mit Sitz in Melsungen bis zu 20 Fortbildungsstipendien für Apotheker, Ärzte, Krankenhausmanager und Pflegende; etwa für ein Pflegestudium oder für berufsbegleitende Qualifizierungen. Die Höchstsumme beträgt 8500 Euro. Geboten wird die Aufnahme in ein multiprofessionelles Netzwerk. Für Menschen unter 25, die eine Ausbildung absolviert haben, kommt - im Grunde für alle Berufsgruppen - ein vom Bundesbildungsministerium gefördertes Weiterbildungsstipendium infrage. Für die Vergabe im Bereich Gesundheit ist die Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung (SBB) zuständig; gefördert werden berufsbegleitende Studien und Weiterbildungen mit bis zu 8100 Euro. Die Palette in den Gesundheitsfachberufen sei breit, sagt SBB-Sprecher Andreas van Nahl; sie reiche "von Weiterbildungen in Intensiv- und Palliativpflege oder im Rettungsdienst bis zu einem berufsbegleitenden Gesundheitsmanagement-Studium". Die SBB koordiniert auch das Aufstiegsstipendium. Dieses richtet sich an Menschen aus allen Berufen, die seit mindestens fünf Jahren im Arbeitsleben stehen und nun studieren möchten.

© SZ vom 14.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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