Entscheidung beim Berufseinstieg:Weltkonzern versus Familienbetrieb

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Arbeiten im anonymen Großraumbüro eines Konzerns oder in familiärer Umgebung in einem kleinen Unternehmen? Berufsanfänger müssen entscheiden, was eher ihrem Typ entspricht. (Foto: Jamie Choy/iStockphoto.com)

In großen Unternehmen locken Weihnachtsgeld, Dienstwagen und mehr Urlaub. Kleine Betriebe bieten Berufseinsteigern eine familiäre Atmosphäre und mehr Eigenverantwortung. Welche Firmengröße zum Karrierestart sinnvoll ist, hängt vom Persönlichkeitstyp ab.

Startet die Biermarke Schultheiss Pilsener eine Kronkorken-Sammelaktion, ist meist Georg Sladek daran beteiligt. Sladek arbeitet als Junior Brand Manager in der Marketingabteilung der Berliner-Kindl-Schultheiss-Brauerei und entwickelt dort Ideen für Werbekampagnen. Die Berliner Brauerei ist Teil der Radeberger Gruppe. Der Konzern beschäftigt 5500 Mitarbeiter. Davon arbeiten 560 allein am Standort Berlin.

Geht es um die Umsetzung einer neuen Marketingidee, entscheidet Sladek das nicht allein. Vielmehr sind viele Fachbereiche eingebunden: Die Marketingleitung des Konzerns in Frankfurt, der Vertrieb, die Grafik, die Rechtsabteilung, häufig noch eine externe Werbeagentur. "Die Aufgabenteilung und Koordination gehörten einfach dazu", sagt der Diplom-Betriebswirt. Man arbeitet nie alleine vor sich hin in so einem großen Konzern.

Hat Sebastian Lenninghausen eine Idee für eine neue Plakatwerbung, braucht er nur ein Stockwerk hochzugehen. Lenninghausen arbeitet in der Marketing-Abteilung der Kölner Brauerei Gaffel Becker & Co. Derzeit beschäftigt das mittelständische Unternehmen 110 Mitarbeiter.

Weltenbummler sind in einem internationalen Konzern richtig

Die Marketing-Abteilung besteht aus dem Produktmanager Lenninghausen und seinem Abteilungsleiter. Wollen sie in Köln Plakate der Brauerei aufhängen lassen, entwickeln sie die Kampagne in großen Teilen zu zweit. Die Atmosphäre ist familiär. Die Chefs spricht Lenninghausen mit Vornamen an.

Für wen welche Unternehmensgröße die richtige ist, sei Typsache, sagt Karriereberater Raphael Zehetbauer: Wer vom Typ eher ein Weltenbummler sei, setze besser auf einen internationalen Konzern. Denn dort müsse man unter Umständen bereit sein, auch ein paar Jahre im Ausland zu arbeiten. "Wer eher bodenständig ist, fühlt sich vermutlich in einem kleinen Betrieb wohler, in dem der Inhaber einen mit Namen kennt."

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Ein Argument für den Großkonzern ist, dass hier häufig bessere Konditionen locken. Weihnachtsgeld, Dienstwagen oder auch mehr Urlaub: Große Konzerne hätten hier oft mehr Spielraum, sagte Karriereberaterin Annette Thiele aus Berlin. Zudem seien die Verdienstmöglichkeiten häufig besser, sagt Zehetbauer. Ein kleines Start-up werde sich kaum einen IT-Profi mit 80.000 Euro Jahresgehalt leisten können.

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Doch wer in einem Großkonzern anfangen will, muss sich gut verkaufen können. Sonst geht man angesichts der Vielzahl der Mitarbeiter schnell verloren. In so einem Unternehmen gehöre es dazu, sich auch mal in den Vordergrund zu stellen, so Zehetbauer. Man müsse Spaß am Netzwerken haben.

Berufsanfänger Sladek schätzt an der Arbeit im Großkonzern vor allem die Internationalität. "Langfristig fände ich es sehr spannend, einmal im Ausland zu arbeiten, zum Beispiel in unserem Exportgeschäft", sagt der 31-Jährige. Auch vom unternehmenseigenen Fortbildungsprogramm hat er schon profitiert. Seit er 2011 bei der Radeberger Gruppe anfing, hat er bereits mehrere Workshops besucht, bekam etwa Kreativitäts- und Präsentationstechniken vermittelt.

"Was Fortbildungsmöglichkeiten angeht, haben große Unternehmen ganz andere Etats als kleine", so Zehetbauer.

Keine Festlegung auf Lebenszeit

Wer sich selbst eher als Macher versteht, sollte sich dagegen lieber in einem kleineren Betrieb vorstellen, rät Thiele aus Berlin. Die Entscheidungswege seien dort von Natur aus kürzer, Projekte könnten schneller auf den Weg gebracht werden. Zwar können Entscheidungsprozesse in kleineren Unternehmen auch langwierig sein, doch "in der Regel erwartet den Mitarbeiter hier ein größeres Aufgabenspektrum, und er ist näher am Produkt, der Leistung oder den Kunden dran".

Das bestätigt Sebastian Lenninghausen. Fast vom ersten Tag an durfte er alles eigenständig machen. Sponsoring-Aktionen etwa bei Fußballspielen managte er seit seinem Eintritt in die Firma selbst. "Einerseits wird man extrem gefordert", erzählt er. Andererseits sei es genau das, was ihm so an dem Job gefalle. Er würde immer wieder in einen kleinen Betrieb einsteigen.

Doch für den Karriereweg ist es letztlich egal, wie die Entscheidung nach der Hochschule ausfällt: Allzu schwer sollten sich Hochschulabsolventen die Entscheidung also nicht machen. Denn eine Festlegung auf Lebenszeit sei das erste Unternehmen nicht, so Zehetbauer. Bei großen Firmen seien Fachkräfte aus mittelständischen Firmen gern gesehen und umgekehrt. Nach ein paar Jahren ist der Wechsel immer noch möglich.

© SZ vom 12.01.2013/Mascha Dinter/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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