Deutsches Ausbildungssystem in USA:Ausgezeichnete Azubine in Florida

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Christina Chadwick ist deutsch-amerikanischer "Trainee des Jahres" - dabei macht die 18-Jährige nur so etwas ähnliches wie eine duale Ausbildung. Die Auszeichnung hat eine Menge mit Politik zu tun - und kann immens wichtig sein.

Nikolaus Piper

Auch das gibt es: den deutsch-amerikanischen "Trainee of the Year". Als erste Trägerin des Preises - offizielle Übersetzung: "Azubi des Jahres" - zeichnete die Deutsch-Amerikanische Handelskammer in New York jetzt die 18-jährige Christina Chadwick aus Tarpon Springs, Florida, aus. Chadwick besucht dort die East Lake High School und absolviert nebenher eine Lehre bei der Firma Bauer Foundations, einer Tochter des Spezialbau-Unternehmens Bauer aus dem oberbayrischen Schrobenhausen.

Den Preis hat sie vermutlich deshalb bekommen, weil sie in vielem fast genau dem von Bildungsexperten proklamierten Ideal "Mädchen in Männerberufen" entspricht: An der Schule arbeitet sie in einer Robotik-AG mit, an ihrem Arbeitsplatz hat sie nach wenigen Wochen eigene Werkstücke geschweißt und sich den Respekt der (männlichen) Kollegen erworben. Und auch das dürfte eine Rolle spielen: "Als ich auf einem Foto sah, wie ihre blonden Haare unter dem Schutzhelm herausschauten, war ich sofort begeistert", sagte eine Jurorin.

Dass Christina Chadwick diesen Preis bekommen hat, hat aber auch mit Politik zu tun. Sie soll Amerikanern zeigen, wie gut das deutsche System der dualen Ausbildung funktioniert. Amerika leidet einerseits unter Massenarbeitslosigkeit, andererseits fehlen Fachkräfte, vor allem solche, die etwas von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik verstehen.

Das System muss her

Unternehmer und viele Politiker, darunter Präsident Barack Obama, sind sich einig: Schuld daran ist die Ausbildungsmisere der USA. Und da haben die Deutschen ein Thema für sich entdeckt. Die Botschaft in Washington und die Auslandskammern starteten in Mai eine "Skills Initiative", eine Qualifikations-Initiative. Deren Ziel ist es, ganz unbescheiden, das deutsche System der Lehrlingsausbildung als Exportschlager nach Amerika zu bringen.

Damit würde der Facharbeitermangel für deutsche Unternehmen gelindert, die in den USA investiert haben. Und ein wenig Reklame für Deutschland wäre auch noch drin.

Die deutsche Berufsausbildung unterscheidet sich von der amerikanischen dadurch, dass die jungen Leute nicht nur am Arbeitsplatz lernen, sondern parallel eine Ausbildung an der Berufsschule erhalten. Die "Skills Initiative" versucht, Unternehmen und technische Colleges zusammenzubringen, um das System zu imitieren.

Bei Christina Chadwick sieht das so aus: Bauer Foundations hatte sie nach einem sechswöchigen Praktikum in den Sommerferien eingestellt. Jetzt absolviert sie eine vierjährige Lehre - vormittags High School, später College, nachmittags Arbeit im Betrieb. Anschließend, wenn alles gut geht, wird sie einen Abschluss als Maschinenbauerin haben. "Wir sind noch nicht da, wo wir hin wollen", sagt Bryan Kamm, Christinas Vorgesetzter. "Unser Ziel ist es, die Ausbildungsstandards der deutschen Industrie- und Handelskammern zu erfüllen."

© SZ vom 07.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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