Bosch-Forscher:Sensible Staubsauger

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Das neue Bosch Center for Artificial Intelligence untersucht, wie Maschinen ihre Fehler selbst erkennen können.

Interview von Joachim Becker

Christoph Peylo leitet das neue Center for Artificial Intelligence des Technologiekonzerns Bosch. Das Center erforscht den Nutzen künstlicher Intelligenz für Produkte und Dienstleistungen.

Bis 2021 investiert Bosch 300 Millionen Euro in den Ausbau.

SZ: Sie sind kürzlich von der Deutschen Telekom zu Bosch gewechselt. Wa rum?

Christoph Peylo: In meinem bisherigen Berufsleben habe ich mich mit dem Internet der Dinge, der künstlichen Intelligenz, Industrie 4.0 und Cyber Security beschäftigt. Im Fokus stand die Software-Welt. Es ist superspannend, meine Erfahrungen jetzt in eine Welt einzubringen, in der IT- und Ingenieurkunst eng verzahnt sind. Wir wollen bis 2020 alle elektronischen Geräte internetfähig machen.

Wie sieht die Zukunft mit künstlicher Intelligenz aus?

In zehn Jahren wird jedes Bosch-Produkt entweder über künstliche Intelligenz, also KI, verfügen oder mit KI hergestellt worden sein. Das reicht von Staubsaugern über Kühlschränke, Rasenmäher bis hin zu Autos und Fertigungslinien. Waschmaschinen könnten mit Sensoren erkennen, mit welcher Wäsche ich sie bestücke und mir gleich das richtige Programm vorschlagen. In wenigen Jahren werden all diese Geräte vernetzt sein und mit Menschen auf einfache und sichere Weise interagieren. Zugleich müssen wir Menschen KI erklären und sie auf den Umgang vorbereiten. So erreichen wir eine positive Grundstimmung und keine fatale Vision menschenleerer Fabriken.

Welche Chancen bieten diese Entwicklungen für Hochschulabsolventen?

Große Chancen. Wir suchen vor allem Leute, die Erfahrung mit neuronalen Netzen haben. Das können mathematisch ausgebildete Datenexperten oder auch erfahrene IT-Spezialisten sein. Jede zweite derzeit ausgeschriebene Stelle hat einen Software-Bezug. In unserem neuen Bosch Center for Artificial Intelligence arbeiten rund hundert Experten in Deutschland, in den USA und in Indien. Die Zahl der KI-Experten wird weiter wachsen.

Wofür brauchen Sie so viele zusätzliche Software-Entwickler?

Beim maschinellen Lernen eignen sich Maschinen durch Erfahrungen Wissen an. Vorbild ist das menschliche Gehirn mit seinen neuronalen Netzen. Der Wissensaufbau basiert auf komplexen Abläufen. Unsere Software-Entwickler wollen durchdringen, nach welchen Gesetzmäßigkeiten Maschinen lernen und welche Fehler sie dabei machen. Uns Menschen hat die Evolution ein Bewusstsein zur Selbstreflexion spendiert. Auch Maschinen werden künftig durchaus eigenständig Entscheidungen treffen. Momentan arbeiten wir daran, diesen Lernprozess in Einzelschritten nachvollziehbar zu machen. Am Ende sollten Maschinen Fehler möglichst frühzeitig selbst erkennen.

Wie rekrutieren Sie Nachwuchsspezialisten?

Viele Wege führen zu Bosch. Wir fördern die Zusammenarbeit mit Universitäten in ganz Deutschland, etwa in Form der großen Forschungskooperation Cyber Valley in Baden-Württemberg. Durch den Zusammenschluss von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft entsteht dort ein Ökosystem, das nicht nur Studierende und Doktoranden fördert, sondern auch Start-ups selbst. Da entsteht eine innovative Anwendungslandschaft, in der junge Leute eigene Ideen verwirklichen können, ganz ähnlich der im Silicon Valley. Als internationales Unternehmen rekrutieren wir außerdem Nachwuchskräfte von Universitäten in China, Indien und den USA.

© SZ vom 08.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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