Bildungspolitik:Alles außer Hochdeutsch

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Schüler aus Baden-Württemberg überzeugen bei einem nationalen Schultest mit ihrer Sprachfähigkeit. Besser schlagen sich nur die Bayern. Zwei Länder aus dem Norden enttäuschen.

Tanjev Schultz

Bei einem neuen bundesweiten Leistungsvergleich haben die Schüler in Bayern am besten abgeschnitten, dicht gefolgt von den Jugendlichen in Baden-Württemberg. Getestet wurden die Fähigkeiten der Neuntklässler aller Schulformen in Englisch und in Deutsch. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung ist Bremen im Fach Deutsch wie in den Pisa-Studien erneut das Schlusslicht. Auch Hamburg, Berlin und Brandenburg liegen hinten. In Englisch schneiden Bremen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern am schlechtesten ab.

Mehr als 1400 Schulen und etwa 40.000 Schüler wurden in den Fächern Englisch und Deutsch getestet. (Foto: dpa)

Sachsen, das bei Pisa in den Naturwissenschaften und im Lesen siegte, enttäuschte diesmal in Englisch, landete aber in Deutsch beim Teilbereich Lesen auf dem zweiten Platz hinter Bayern und knapp vor Baden-Württemberg. Auch orthografische Kompetenz wurde getestet; dort bildeten wiederum Bayern und Baden-Württemberg klar die Spitzengruppe. Wie bei Pisa fanden die Forscher ein großes Leistungsgefälle. So sind die schwächsten bayerischen Schüler den schwächsten Bremern im Lesen bis zu zwei Schuljahre voraus.

Bei den neuen Tests, die das Pisa-Ranking der Bundesländer ablösen, wurden Neuntklässler aller Schularten untersucht. Mehr als 1400 Schulen und etwa 40.000 Schüler nahmen teil. Die neuen Tests folgen einer ähnlichen Logik wie Pisa. Es ist die erste Bewährungsprobe für die sogenannten Bildungsstandards.

Den Schock in den Knochen, den Blick in die Zukunft

Nach dem Schock vor neun Jahren, als die erste Pisa-Studie ernüchternde Ergebnisse für Deutschland brachte, reagierten die Kultusminister mit dem Erlass von Bildungsstandards für Deutsch, Mathematik, die Naturwissenschaften und die erste Fremdsprache. Zwar hat jedes Land weiterhin eigene Lehrpläne, die gemeinsamen Standards gelten aber bundesweit. Sie beschreiben, über welche Fähigkeiten Schüler am Ende der Sekundarstufe I verfügen sollten. Ob dies gelingt, soll in Zukunft regelmäßig überprüft werden.

An der Pisa-Studie beteiligt sich Deutschland zwar noch; im Dezember erscheinen dazu neue Ergebnisse im internationalen Vergleich. Aber künftig wird es kein Pisa-Ranking mehr für die 16 Bundesländer geben. Dies leisten stattdessen die Tests zu den Bildungsstandards. Sie werden federführend betreut vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen an der Humboldt-Universität in Berlin.

Erster bundesweiter Vergleich im Fach Englisch

Erstmals liegt nun damit auch im Fach Englisch ein bundesweiter Vergleich vor. Fremdsprachen werden bei Pisa nicht getestet. Wie im Fach Deutsch zeigt die neue Studie in Englisch einen Leistungsvorsprung der Mädchen gegenüber den Jungen. Kinder von Migranten schneiden im Durchschnitt schlechter ab als ihre Mitschüler, in Englisch sind die Unterschiede allerdings nicht so groß wie in Deutsch.

Wie frühere Studien zeigen die Tests, dass die soziale Herkunft teilweise großen Einfluss auf den Schulerfolg hat. In Berlin hängen die Leistungen überdurchschnittlich stark davon ab, welchen sozialen Status eine Familie hat. In Bayern ist dafür der Besuch eines Gymnasiums besonders stark an die Herkunft gekoppelt: Kinder, deren Eltern ein hohes Einkommen haben und eine hohe Bildung, hätten eine fast 14 Mal höhere Chance, ein Gymnasium zu besuchen, als das Kind eines Facharbeiters, heißt es in der Studie.

© SZ vom 23.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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