Bildstrecke:Model, Monster und Moneten

Sie sind jung und brauchen das Geld: Studenten tun fast alles, um mit einem Nebenjob ihren Verdienst aufzubessern. Simone A. Mayer traf sieben Hochschüler, die ihren Kontostand auf besonders skurrile Weise aufbessern.

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Arme Studenten: Die meisten sind notorisch knapp bei Kasse. Aber nicht jeder Student gibt sich mit einem geringen Stundenlohn als Kellner oder Hilfskraft an der Uni zufrieden. Um sich ein paar Euro dazuzuverdienen, sind manche ganz schön einfallsreich - sie haben ihre Hobbys zum Beruf gemacht oder bezahlen die Studentenbude mit ihrem Fingergeschick oder ihrer Schönheit. sueddeutsche.de zeigt sieben ungewöhnliche Studentenjobs.André Kaden, 29-jähriger Student für Luft- und Raumfahrttechnik aus Berlin:"Ich bin ein Chauffeur. Limousinen-Vermittler engagieren mich als Fahrer für Autos, die sie für große Events in Berlin zur Verfügung stellen.Ich kutschiere seit fünf Jahren Promis und Geschäftsleute durch Berlin. Ich besitze einen Personenbeförderungsschein und habe mein eigenes Gewerbe angemeldet. Limousinen-Agenturen haben mich in ihrer Kartei und engagieren mich. Ich verdiene damit genug, dass mein Lebenunterhalt gesichert ist. Da ich noch studiere, sehe ich natürlich hauptsächlich den Spaß in dem Job: Ich fahre sehr schöne Autos, die ich mir jetzt und wohl auch später nicht selbst leisten kann. Und ich treffe interessante Menschen.Die Berlinale ist das große Event jedes Jahr. Elf Tage nehme ich mir dafür von der Uni frei und arbeite viel. Das ist sehr stressig, aber spannend. Ich habe schon die Königin Silvia von Schweden gefahren oder den Hollywood-Star Michael Keaton. Ja, genau, den Batman-Darsteller! Das war schon was Besonderes.Meine Arbeit sieht meist so aus: Ich hole den Fahrgast vom Flughafen ab, bringe ihn zum Hotel und von da zu einer Veranstaltung oder wohin der Gast sonst noch möchte. Anschließend geht es wieder zurück ins Hotel oder an den Flughafen. In dieser Zeit bin ich immer auf Abruf bereit, den Fahrgast dann abzuholen, wann er es möchte. Natürlich alles im Rahmen der Arbeitszeiten. Klar, zwischendrin kann ich mich locker mal aufs Ohr hauen und schlafen. Aber wenn ich schon zu lange auf einen Fahrgast warten muss, übernimmt ihn auch mal die nächste Schicht. Ins Gespräch kommt man mit den Fahrgästen auch schon mal. Aber die Unterhaltung rege ich selbst nicht an - ich bin nur der Fahrer. Wenn sich ein Gast mit mir unterhalten mag, mache ich das natürlich.Ich gebe jetzt keine Storys zum Besten. Was mir erzählt wird, behalte ich für mich. Auch wenn sich zwei Fahrgäste vor mir unterhalten, versuche ich nicht hinzuhören - oder ich vergesse gleich wieder, was sie gesagt haben. Stillschweigen und Zurückhaltung sind Voraussetzung für diesen Job. Wir arbeiten sowieso nach den Regeln des Knigge. Dazu gehört, dass ich dem Fahrgast die Tür öffne und ihm beim Aussteigen behilflich bin. Eine weitere Regel ist: Um den Fahrgast die Tür zu öffnen, laufe ich vor dem Auto zur Beifahrertür. So sieht mich der Fahrgast immer und denkt nicht, ich wäre verschwunden."Foto: Frank Nürnberger

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Irène Scholz, 23-jährige BWL-Studentin aus Wiesbaden:"Ich arbeite als Model. Schon zu Schulzeiten habe ich für die Kamera posiert und Auträge angenommen. Damals aber nur gelegentlich. Erst seit ich an der Uni studiere, arbeite ich regelmäßig als Model, unter anderem für einen großen Sportartikelhersteller.Es gibt verschiedene Typen von Models: Für Messen, für den Laufsteg oder für Bildstrecken. Meine Agentur vermittelt mich hauptsächlich für Fotoaufnahmen. Einen bestimmten Arbeitsrhythmus habe ich nicht - wie oft ich arbeite, hängt von der Auftragslage ab. Gerade wenn ein Auftraggeber eine neue Kollektion herausbringt, bin ich viel unterwegs.Wenn ich von meinem Nebenjob erzähle, werde ich oft mit Vorurteilen konfrontiert. Viele lästern: Die findet sich sicher ganz toll! Oder ich bekomme zu hören: Wie, ein Model? Ihr tut doch nichts, nur rumsitzen, in die Kamera lächeln und viel Geld kassieren. Ich antworte dann: Das stimmt nicht! Es steckt viel Arbeit dahinter und wer richtig gut in dem Job sein will, muss auch viel Zeit und Aufwand investieren. Das ist nicht immer so leicht mit der Uni vereinbar. Ab und zu fehle ich auch in einer Vorlesung und muss den Stoff nachlernen. Klar, ich verdiene damit auch gutes Geld - wie viel das ist, verrate ich nicht. Mir ist aber das Studium definitiv wichtiger als das Modeln.Um nebenbei überhaupt arbeiten zu können, fällt dem Job oft meine Freizeit zum Opfer. Es kommt schon vor, dass ich abends mit Freunden nicht weggehen kann, weil ich am nächsten Morgen sehr früh auf einen Termin muss. Aber der Job ist es mir wert - und schließlich verdiene ich damit meinen Lebensunterhalt."Foto: www.andreas.ortner.com für www.instyle-models.com

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Alexander Göbel, 25-jähriger Journalistikstudent aus Eichstätt:"Ich bin ein Zauberer und versuche, das Unvorstellbare möglich zu machen. Ich sage laut 'Abrakadabra' und schon schweben Spielkarten durch die Luft, Flaschen verschwinden oder es springen Kaninchen aus meinem Zylinder.Ich trete bei Unternehmensfeiern, Geburtstagen, Hochzeiten oder Kinderveranstaltungen auf. Ziel ist es, die Zuschauer auf magische Art zu verblüffen und gleichzeitig zum Lachen zu bringen. Was kaum einer ahnt: Hinter der Zauberei steckt ein hartes, erlernbares Handwerk. Ich übe meine Fingerfertigkeit täglich. Und bevor ein Zaubertrick funktioniert, muss ich meine Handgriffe oft monatelang immer und immer wieder vor dem Spiegel perfektionieren. Mein Vater und meine Mutter müssen dann als Testzuschauer herhalten. Sie kontrollieren, ob alles klappt und erst wenn sie zufrieden sind, nehme ich einen neuen Trick in mein Programm auf. Wenn ich es schaffe, die Menschen mit einem Kunststück zu verblüffen, dann hat sich meine Arbeit an einem Trick gelohnt.Die Tricks und deren Anleitungen werden von den Magiern meist selbst entwickelt und gebaut, zum Teil aber auch kommerziell über das Internet oder in Zauberläden verkauft. Einen einfachen Kartentrick bekommt man schon für etwa 15 Euro. Nach oben gibt es keine Grenzen.Aber wenn man nicht gerade David Copperfield heißt, wird man mit der Zauberei nicht reich. Und leider ist es mir bisher noch nicht gelungen, die Lottozahlen vorherzusagen oder mir einen Haufen Geld aufs Konto zu zaubern. Aber ich übe fleißig weiter und bis mir das gelingt, wird die Zauberei auf jeden Fall mein Hobby bleiben."Foto: Simone A. Mayer

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Thorben Päthe, 24-jähriger Germanistikstudent aus München"Ich bin Judo-Trainer und betreue Spitzensportler am Olympia-Stützpunkt in München. Ich war früher selbst als Judoka aktiv, aber leider habe ich mich verletzt und musste aufhören, aktiv zu trainieren. Ich war 16 als der Traum von der eigenen Sportlerkarriere platzte.Aber ich besitze mittlerweile die sogenannte A-Trainerlizenz. Das ist der höchste Trainerschein, den man in Deutschland machen kann, ohne an einer Sporthochschule zu studieren. Und daher kann ich nun weiter im Judo-Sport aktiv mitmischen - als Trainer. So übe ich mein Hobby noch immer aus und werde dafür auch bezahlt. Wie viel ich verdiene, geht aber niemanden etwas an.Ursprünglich komme ich aus Kiel, bin aber für den Job vor ein paar Jahren gemeinsam mit einem meiner Schützlinge nach München gezogen. Er ist inzwischen Mitglied der deutschen Judo-Nationalmannschaft. Im Trainerdasein steckt mehr Arbeit als die Judokas zum Schwitzen zu bringen. Mein normaler Arbeitstag zwischen Studium und Training beginnt in der Regel morgens mit ein paar Seminaren an der Uni. Mittags fahre ich in mein Büro auf dem Olympiagelände, erstelle Trainingspläne oder organisiere Wettkämpfe. Nachmittags steht das Mattentraining mit den Athleten auf dem Plan.Um 15 Uhr kommen die kleinsten Judokas meines Vereins im Alter von fünf bis sechs Jahren. Ich mache mit ihnen erst ein paar spielerische Übungen, dann trainieren wir das richtige Fallen oder erste Kampftechniken. Später stehen die älteren Athleten auf der Matte, dann wird das Training intensiver und wir feilen an der Kampftechnik. Abends muss ich Einzelgespräche mit den Sportlern führen. Teilweise dauert mein Arbeitstag bis 23 Uhr. 20 bis 30 Arbeitsstunden kommen so pro Woche zusammen - das alles neben meinem Germanistik-Studium."Foto: Simone A. Mayer

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Julia Hahn, 24-jährige Medienwirtschaftsstudentin aus München"Ich arbeite als Walking Charakter in der Bavaria Filmstadt und stecke in dem Kostüm der Filmrolle 'Rolli'. Rolli ist das Maskottchen des Freizeitparks im Süden Münchens.Es gibt keinen besseren Nebenjob! Ich laufe und renne durch den Park, spiele mit den Kindern und bin selbst wieder ein Kind. Keiner erkennt die Erwachsene unter dem Kostüm. Klar, es ist ziemlich heiß in den dicken Klamotten, deswegen trage ich Rolli auch nur zehn Minuten, dann mache ich eine Stunde Pause. Das ist Vorschrift. Ich darf auch nie alleine durch den Park laufen. Denn wenn ich umfalle, schaffe ich es nicht mehr alleine auf die Beine, weil das Kostüm zu sperrig ist.Aber ich mache noch mehr - Rolli ist eigentlich nur ein kleiner Teil meines Jobs. Angestellt bin ich als Tourguide. Hauptsächlich führe ich, ganz ohne Maskerade, die Besucher durch die Filmkulissen, begleite sie in unsere Kinos und betreue Geburtstagsfeiern für Kinder. Diese Tätigkeiten machen hier fast nur Studenten. Das hat seinen Grund: Die Arbeitszeiten sind flexibel, die Aufgaben sind vielseitig und wir verdienen gut. Zwischen elf und 15 Euro pro Stunde sind je nach Tätigkeit drin."Foto: Bavaria Filmstadt

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Fabian Kautz, 24-jähriger Sportstudent aus München"Ich bin Rikscha-Fahrer. Ich fahre Touristen auf einem Fahrrad mit Anhänger durch die Münchner Altstadt. So quälend wie es scheint ist es gar nicht! Viele glauben, ich leide unter dem Gewicht der Fahrgäste und wollen sich deswegen nicht von mir fahren lassen. Aber das stimmt nicht! Und wenn ich nicht gerade den Nockherberg in München hinauffahren muss, ist die Rikscha nicht schwer zu fahren.Dazu gekommen bin ich aus Geldnot: Im ersten Semester habe ich wie so viele andere Studenten lernen müssen, dass Geld schnell ausgegeben ist und nichts ohne Zutun wieder reinkommt. Also ging's auf Jobsuche. An der Uni habe ich den Aushang entdeckt: 'Sportliche Studenten für Rikscha-Fahren gesucht.' Ich dachte mir: Rikscha-Fahren ist sicher witzig. Und die Voraussetzungen habe ich auch erfüllt: Ich treibe sehr gerne Sport und fahre an den Wochenende regelmäßig Mountainbike-Touren.Mein Arbeitgeber hat einen Fahrerstamm, der sich mehrere Rikschas teilt. Ich kann immer fahren, wenn eine Rikscha frei ist und ich Zeit habe. Ich hole mir das Gefährt ab und dann geht's los. Ich verdiene gut damit: Für 22 Euro pro halbe Stunde fahre ich Touristen und Münchner durch die Innenstadt. Meinem Chef muss ich davon eine kleine Miete für die Rikscha abgeben.Solange ist Student bin, werde ich weiterhin Rikscha fahren. Der Grund: Ich bekommen fürs Sporttreiben Geld - und Sport ist mein Hobby."Foto: Simone A. Mayer

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Benny Ehrhorn, 23-jähriger Student der Physiotherapie aus Hamburg"Ich bin Dealer. Ein Kartendealer. Ich gebe bei Pokerturnieren die Karten aus und achte darauf, dass die Einsätze eingebracht werden und dass das Spiel fair abläuft.Ich habe jahrelang selbst Poker gespielt, dann aber die Lust daran verloren. Also habe ich die Fronten gewechselt und mich hinter den Tisch gesetzt. Manchmal juckt es mich aber noch in den Fingern und ich will mitmischen. Besonders wenn ich sehe, wie Spieler an meinem Tisch schlecht taktieren, will ich ihnen sagen: Nicht die Karte, Junge!Mein Turnier-Veranstalter setzt mich ein- bis zweimal im Monat als Dealer ein. So habe ich mein Hobby zum Nebenjob machen können. Klar, leben kann ich davon nicht. Ich verdiene je nach Veranstaltungsart 10 bis 25 Euro pro Stunde. Daraus soll hoffentlich bald mehr werden. Mein Chef plant Größeres und ich kann dann wohl ein- bis zweimal pro Woche für ihn arbeiten.Das wäre natürlich wunderbar. Ich genieße diese Arbeit richtig. Es ist ein Ausgleich zum Studium und zu lauten Studentenpartys. Ich sitze gemütlich an einem Tisch, bekomme Kost und - wenn die Veranstaltung nicht in meiner Heimatstadt Hamburg stattfindet - auch Logis gestellt. Der Bonus: Ich lerne interessante Menschen kennen. Einige Spieler heulen sich bei mir über ihr Privatleben oder über Misserfolg im Job aus - wie bei einem Barkeeper. Immerhin verbringe ich den ganzen Abend mit ihnen.In Hamburg ist Poker derzeit ganz groß in Mode - an manchen Tischen wird auch das sogenannte Cash-Game gespielt. Wie der Name schon sagt, ist dort Geld im Spiel. Der Dealer bekommt am Ende zehn Prozent der Gewinnsumme. Das kann ziemlich viel Geld sein. Leider habe ich noch keinen Cash-Table gegeben. Aber ich hoffe darauf."Foto: oh

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