Er kam, sah und siegte: Gegen 15 Konkurrenten gewann Lee McQueen in der britischen BBC-Show "Apprentice" (Lehrling) einen hochbezahlten Job. Der 30-Jährige darf künftig dem schwerreichen britischen Selfmade-Unternehmer und Immobilienkönig Sir Alan Sugar zur Hand gehen. Die britische Fernsehnation fieberte mit, als der junge Marketingmanager vor kurzem in die Endauswahl kam und schließlich den heißbegehrten Anstellungsvertrag einheimste.
In der allgemeinen Lehrlings-Euphorie ging allerdings ein Fauxpas fast unter: McQueen hatte seinen Lebenslauf manipuliert, um bei der Kandidatenauswahl einen besonders guten Eindruck zu machen. So hatte der junge Mann ein mehrjähriges Studium vorgetäuscht, das er nicht absolviert hatte. Trotzdem verzieh ihm Sir Alan. So schön kann Fernsehen sein.
"Du bist gefeuert"
Was in der quotenträchtigen Reality-Show möglich ist, die in Großbritannien einer ähnlichen Serie des amerikanischen Immobilientycoons Donald Trump nacheifert, sehen allerdings Personalmanager mit Verachtung: Wer seinen Lebenslauf schönt, hat bei einer seriösen Firma meistens verspielt. Schummeln gilt als unverzeihliche Charakterschwäche. Und Sir Alan Sugar pflegt in solchen Fällen zu seinen gescheiterten Kandidaten normalerweise zu sagen: "Du bist gefeuert."
Dennoch ist in der Londoner City, Europas größtem Finanzzentrum, die Manipulation des CV (Abkürzung für Curriculum Vitae, Lebenslauf) offenbar gang und gäbe. Grund ist der ständig wachsende Druck auf junge Bewerber. Sie konkurrieren um begehrte Jobs bei den Großbanken, die sich entsprechend wählerisch zeigen. Nach Meinung von Experten wird die gegenwärtige Finanzkrise den gnadenlosen Konkurrenzkampf weiter anfachen. Im Londoner Finanzviertel werden derzeit eher Arbeitsplätze abgebaut.
In einer Untersuchung der britischen Beratungsgesellschaft Powerchex kam heraus, dass 17 Prozent der geprüften 3900 Bewerbungen in der britischen Finanzbranche "Ungereimtheiten" aufwiesen. Das heißt: Die Berufsbewerber für Banken, Brokerfirmen und Investmentgesellschaften stellten sich in einem besseren Licht dar, als es ihre objektive Qualifikation auswies.
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Manipulation, Fälschung oder "Verschönerung"?
Die Tricks sind vielfältig: Besonders beliebt ist es offenbar, vermeintliche Management-Funktionen in vorherigen Anstellungsverhältnissen übertrieben darzustellen. Nun lassen Personalexperten dies meistens noch als Kavaliersdelikt durchgehen. Zu den schwerwiegenderen Manipulationen zählen Universitätsabschlüsse, die in Wahrheit gar nicht vorhanden sind, oder aber auch das Verschweigen von Straftaten in der Vergangenheit.
Der Kreativität scheinen jedenfalls keine Grenzen gesetzt. Die Schummelfans sprechen denn auch von einer "Verschönerung" des Lebenslaufs und nicht etwa von Manipulation oder sogar Fälschung. Offenbar gibt es für die begehrten Branchen professionellen Rat, wie man seinen CV am besten aufhübscht, ohne dass es einem erfahrenen Personalchef sofort verdächtig auffällt.
Die Untersuchung von Powerchex bezieht sich auf den Zeitraum Juni 2007 bis Mai 2008. Dabei haben die Experten auch herausgefunden, dass Kandidaten mit Abschlüssen unbekannterer Universitäten eher zum Schummeln neigen. Kein Wunder, denn wer einen Abschluss der renommierten Lehrinstitute wie Oxford oder Cambridge in der Tasche hat, ist in Großbritannien schon auf der sicheren Karriereleiter nach oben.