Bachelor-Reform:Große Versprechungen

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Die Kultusminister einigen sich auf Korrekturen im Studiensystem, stellen die Bologna-Reform an sich aber nicht in Frage. Die Studenten beschäftigen derweil noch ganz andere Probleme.

Tanjev Schultz

Das Studium in Deutschland soll einfacher und besser werden. Die Kultusminister der Länder und die Hochschulrektoren kündigten am Donnerstag Korrekturen bei den neuen Bachelor- und Master-Studiengängen an, die im Zuge der Bologna-Reform geschaffen worden sind. Die Zahl der Prüfungen soll reduziert, die Arbeitsbelastung auf ein "vertretbares Maß" gebracht und der Wechsel an eine andere Hochschule erleichtert werden. Bei einem gemeinsamen Treffen in Bonn vereinbarten die Minister und Rektoren entsprechende Regeln. Diese seien unzureichend, kritisierten hingegen Studentenvertreter.

Annäherung zwischen den Fronten: Die Vorsitzende der Hochschulrektorenkonferenz, Margret Wintermantel, im Gespräch mit einem protestierenden Studenten in Bonn. (Foto: Foto: dpa)

Erneut demonstrierten in Bonn mehrere tausend Studenten gegen eine Verschulung des Studiums, Studiengebühren und zu geringe staatliche Bildungsausgaben. Die Minister und Rektoren riefen in einer gemeinsamen Erklärung dazu auf, die Proteste zu beenden. Es sei "an der Zeit ist, wieder zu einem geregelten Studienbetrieb überzugehen".

Der Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK), Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsminister Henry Tesch (CDU), räumte ein, dass nicht jedes neue Studienangebot gelungen sei. Die KMK stellte klar, dass ein Bachelor-Studium auch auf sieben oder acht Semester angelegt sein könne. Bisher gehen die meisten Bachelor-Programme von lediglich sechs Semestern aus. Kritiker halten das für zu kurz. Nach dem Bachelor, dem ersten Abschluss im neuen System, können Studenten als zweiten Schritt noch einen Master-Abschluss erwerben. Dafür sind zwei bis vier Semester vorgesehen.

Studentenvertreter und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fordern einen Rechtsanspruch, der jedem Bachelor-Absolventen, der sein Studium fortsetzen möchte, einen Master-Platz garantieren soll. Dies lehnen die Rektoren und eine Mehrheit der Minister ab. Zwar beteuerten diese, sie wollten ausreichend Studienplätze für den Master schaffen. Die Hochschulen sollen jedoch weiterhin bestimmte Voraussetzungen von Master-Studenten verlangen können, beispielsweise gute Noten im Bachelor.

Die Kultusminister wollen die Studenten künftig auch besser vor ausufernden Prüfungen schützen. In jedem "Studienmodul" soll es künftig nur noch eine Prüfung geben. Module sind thematisch zusammenhängende Lehrveranstaltungen, die für die neuen Studiengänge definiert werden mussten. Bei der Kontrolle der Studiengänge soll verstärkt darauf geachtet werden, ob die Seminare und der Stoff überhaupt zu schaffen seien. Studenten hatten bei ihren Protesten eine zu hohe Zahl an Prüfungen und den Verlust von Freiräumen im Studium kritisiert.

Im Grundsatz wollen Minister und Rektoren aber am neuen Studiensystem festhalten. Die Rektoren forderten erneut mehr Geld, um die Lehre an den Hochschulen verbessern zu können. Konkrete Zusagen gaben die Minister dafür nicht. Ihre Hoffnungen richten sich auf den Bildungsgipfel Mitte kommender Woche. Kanzlerin Angela Merkel will dann gemeinsam mit den Ministerpräsidenten über höhere Bildungsausgaben verhandeln.

Studentenvertreter warfen den Kultusministern und Rektoren vor, sie würden wichtige Themen des Protests ignorieren - etwa Forderungen nach einer Abschaffung von Studiengebühren, mehr studentischer Mitbestimmung und einer Abwehr wirtschaftlicher Einflüsse auf die Hochschulen.

© SZ vom 11.12.2009/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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