Arbeitsmarkt:Bundesagentur für Arbeit erwartet ruhigen Sommer

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Nürnberg (dpa) - Nach dem ungewöhnlich milden Winter und dem schwachen Frühjahrsaufschwung erwartet die Bundesagentur für Arbeit (BA) nun einige ruhige Monate.

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Nürnberg (dpa) - Nach dem ungewöhnlich milden Winter und dem schwachen Frühjahrsaufschwung erwartet die Bundesagentur für Arbeit (BA) nun einige ruhige Monate.

„Im Juni ist die Zahl der arbeitslosen Menschen weiter zurückgegangen, die Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung sind erneut gewachsen, die Nachfrage nach Arbeitskräften hat wieder angezogen“, zählte BA-Chef Frank-Jürgen Weise am Dienstag in Nürnberg auf. Und ergänzte: „Die Erwartungen für das zweite Halbjahr sind etwas verhaltener.“

Es sei nämlich nicht zu erwarten, dass die Entwicklung im gleichen Tempo weitergehe, erläuterte Weise. Allerdings werde es auch keine Einbrüche geben. Im Juni war die Erwerbslosigkeit um 49 000 auf 2,833 Millionen gesunken. Die Arbeitslosenquote nahm um 0,1 Punkte auf 6,5 Prozent ab. Grund für die auch für Experten überraschend schwache Entwicklung war in erster Linie erneut der milde Winter, in dem etwa auf dem Bau wesentlich weniger Menschen entlassen worden waren als üblich. „Entsprechend kann auch der Rückgang nur geringer ausfallen“, erklärte Weise.

Betrachte man jedoch den gesamten Zeitraum von Dezember bis Juni, zeige sich „eine günstige Grundtendenz“. So sei die Arbeitslosenzahl saisonbereinigt im Schnitt um 8000 pro Monat gesunken. Einfluss auf die absolute Zahl der Jobsucher habe zudem die Anzahl derjenigen, die an Maßnahmen der Arbeitsagenturen teilnehmen - sie werden derweil nicht als Suchende registriert. Doch gerade in der Grundsicherung machen inzwischen weniger Menschen eine Fortbildung oder Umschulung. „In der Summe entlastete Arbeitsmarktpolitik weniger als im Vorjahr“, schilderte Weise.

Dennoch ist die Zahl der Arbeitslosen binnen Jahresfrist um 32 000 gesunken. Weise betonte zudem: „Wir sind auf einem sehr, sehr hohen Niveau der Erwerbstätigkeit und der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung.“ Nach den jüngsten Daten vom Mai war die Erwerbstätigkeit zuletzt um 179 000 auf 42,18 Millionen gestiegen, das ist ein Plus von 389 000 im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung legte von März auf April um 129 000 auf 29,64 Millionen zu. Damit hatten 436 000 Menschen mehr einen regulären Job als ein Jahr zuvor.

„Die Beschäftigung wächst in allen Bundesländern und fast allen Branchen“, erläuterte Weise. Besonders bei wirtschaftlichen Dienstleistern wie Rechtsanwälten und Unternehmensberatern, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im verarbeitenden Gewerbe waren im vergangenen Jahr viele Jobs entstanden.

Derzeit sind bei den Arbeitsagenturen 462 000 offene Stellen gemeldet. Gesucht sind Mitarbeiter vor allem in den Berufsfeldern Verkauf, Mechatronik, Energie und Elektro, Metall-, Maschinen- und Fahrzeugtechnik sowie Gesundheit. Auch in Hotellerie und Gastronomie sowie in der Verkehrsbranche und der Logistik sind viele Stellen unbesetzt. „Insgesamt bewegt sich die Nachfrage auf einem guten Niveau“, unterstrich Weise.

Dennoch machen sich Gewerkschaften und Bundestags-Opposition Sorgen, besonders um die Langzeitarbeitslosen. Mit Blick auf die anstehende Abstimmung zum Mindestlohn im Parlament kritisierte etwa der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), dass Langzeitarbeitslose aufgrund der vorgesehenen Ausnahmeregelungen zur „Billiglohnreserve“ würden. Die Linke-Fraktion will deshalb einen Mindestlohn ohne jede Ausnahme.

Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Brigitte Pothmer, forderte einen radikalen Kurswechsel: „Die bisherigen Strategien sind eindeutig gescheitert. Wir brauchen einen sozialen Arbeitsmarkt und deutlich mehr Mittel für Qualifizierungen und Umschulungen.“ Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) versprach mit Blick auf die leichte Zunahme bei den Langzeitarbeitslosen binnen Jahresfrist: „Hier werden wir künftig bei der Arbeitsmarktpolitik einen Schwerpunkt setzen, um das zu ändern.“

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