Arbeitsmarkt:Arbeitsmarkt nach schwachem Herbstaufschwung vor schwerem Winter

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Nürnberg (dpa) - Nach dem schwächsten Herbstaufschwung seit elf Jahren steht der deutsche Arbeitsmarkt vor einem schweren Winter. Die Zahl der Arbeitslosen werde wahrscheinlich bis Februar auf 3,1 bis 3,2 Millionen steigen.

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Nürnberg (dpa) - Nach dem schwächsten Herbstaufschwung seit elf Jahren steht der deutsche Arbeitsmarkt vor einem schweren Winter. Die Zahl der Arbeitslosen werde wahrscheinlich bis Februar auf 3,1 bis 3,2 Millionen steigen.

Das prognostizierte der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, am Donnerstag in Nürnberg. Die psychologisch wichtige Drei-Millionen-Marke werde bei der Arbeitslosigkeit wahrscheinlich im Januar 2014 überschritten.

Im November herrschte dagegen weitgehend Stillstand auf dem Arbeitsmarkt. Mit 2,806 Millionen (plus 5000) gab es fast genauso viele Arbeitslose wie im Oktober. Die Quote lag unverändert bei 6,5 Prozent. „Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter stabil. Daran wird sich auch in den kommenden Monaten wenig ändern“, kündigte Weise an. Darauf deute auch eine aktuelle Befragung der 156 deutschen Arbeitsagenturen hin.

Die amtierende Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sieht den Arbeitsmarkt ebenfalls solide auf hohem Niveau. „Auch wenn der Abbau der Arbeitslosigkeit seit Monaten ein Hochplateau erreicht hat, stimmt der ungebremste Aufbau an Beschäftigung weiter optimistisch“, erklärte die Ministerin in Berlin. Ihr derzeit noch für Wirtschaft zuständiger Kollege Philipp Rösler (FDP) ergänzte: „Der deutsche Arbeitsmarkt ist weiter in guter Verfassung.“ Dazu beigetragen habe die konsequente Entlastung von Wirtschaft und Arbeit.

Dennoch hat der Arbeitsmarkt - gemessen am Umfang des Herbstaufschwungs - inzwischen spürbar an Dynamik verloren. In den drei Herbstmonaten September bis November ging die Zahl der Erwerbslosen diesmal lediglich um 45 000 zurück. Ähnlich schwach war die Herbstbelebung zuletzt im Jahr 2002 ausgefallen. In den vergangenen Jahren hatte der nach der Sommerpause übliche Aufwärtstrend die Zahl der Erwerbslosen um 150 000 bis 200 000 sinken lassen.

Weise räumte ein, dass der seit Monaten andauernde Stillstand auf dem Arbeitsmarkt für Jobsucher zunehmend zum Problem wird. „Für Arbeitslose ist es im Moment schwierig, eine Arbeit zu bekommen“, betonte er. Besonders schwer hätten es derzeit weniger qualifizierte Erwerbslose. Für neun von zehn angebotenen Stellen werde eine abgeschlossene Ausbildung oder ein Studium verlangt, schilderte Weise. Dagegen käme für jeden zweiten Arbeitslosen lediglich eine Hilfstätigkeit infrage.

Ihre geringe Qualifikation sei auch der Grund dafür, dass Arbeitslose von neu geschaffenen Stellen kaum profitierten. „Viele Arbeitslose passen nicht zu dem Profil der angebotenen Arbeitsplätze“, sagte der Chef der Nürnberger Bundesbehörde.

Im Oktober - dem aktuellsten Wert - hatte die Zahl der Erwerbstätigen mit 42,29 Millionen ein neues Rekordniveau erreicht; das sind 250 000 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Stellen lag nach BA-Hochrechnungen bei 29,79 Millionen. Das sind 378 000 mehr als vor einem Jahr.

Gewerkschaften und Arbeitgeber forderten angesichts der jüngsten Entwicklung am Arbeitsmarkt rasches Handeln. „Die Politik muss jetzt schleunigst die im Koalitionsvertrag beschlossenen Maßnahmen umsetzen“, forderte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach.

Die Arbeitgeber mahnten: „Wir dürfen uns auf den nachweisbaren Arbeitsmarkterfolgen nicht ausruhen, sondern müssen unsere Anstrengungen weiter erhöhen, Arbeitslose in Beschäftigung zu bringen.“

Aus Sicht der Grünen im Bundestag ist vor allem die steigende Zahl von Langzeitarbeitslosen alarmierend. Sie seien dauerhaft abgehängt. Die Grünen fordern daher einen sozialen Arbeitsmarkt, der Langzeitarbeitslosen behutsam einen Weg ins Arbeitsleben ebnet.

Die Fraktion der Linken sieht die Lage am Arbeitsmarkt „von Stagnation und Resignation“ geprägt. Die neue Bundesregierung werde sich daran messen lassen müssen, ob es ihr gelinge, mehr Langzeitarbeitslose in Arbeit zu bringen.

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