Tuberkulose in Indien:Neuer Tbc-Keim gegen alle Medikamente resistent

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Mindestens vier Patienten sind in Indien an einer Form der Tuberkulose erkrankt, deren Erreger gegen alle verfügbaren Antibiotika resistent sind. Dahinter steckt offenbar ein falscher Umgang mit den Medikamenten.

Katrin Blawat

In Indien sind mindestens vier Patienten an einer nicht behandelbaren Form von Tuberkulose erkrankt. Die drei Frauen und ein Mann leiden an einer sogenannten TDR-Tuberkulose (TDR für totally drug resistant).

Tuberkulosepatienten in Indien. Inzwischen sind mehre Fälle von Tuberkulose bekannt, gegen die kein einziges Antibiotikum mehr hilft. (Foto: AP)

Die Krankheitserreger sind gegen alle verfügbaren Antibiotika resistent, wie Mediziner um Zarir Udadia vom Medizinischen Forschungszentrum in Mumbai berichten ( Clinical Infectious Diseases, online).

Einzelne solcher Fälle wurden bereits 2007 in Italien und 2009 in Iran gemeldet. Wie viele Menschen in Indien tatsächlich von der TDR-Tuberkulose betroffen sind, ist unklar, da die meisten Patienten nicht genau wissen, unter welchem Erreger sie leiden.

Seit etwa 70 Jahren gibt es Antibiotika gegen die Infektionskrankheit, die unbehandelt meist tödlich endet und jedes Jahr fast drei Millionen Todesopfer fordert. Vor wenigen Monaten warnte die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass sich die Tuberkulose auch in Europa verstärkt ausbreitet.

Der Erreger, Mycobacterium tuberculosis, ist nicht nur extrem geschickt darin, das menschliche Immunsystem zu überlisten, sodass er sich leicht vermehren kann. Er entwickelt auch rasch Resistenzen gegen Antibiotika. Sprachen Ärzte in den 1990er Jahren noch von einer "multiple drug resistance", gehört in vielen Ländern inzwischen das Etikett "extensively drug resistant" zum medizinischen Alltag. 58 Länder sind laut der WHO von dieser Form der Tuberkulose betroffen, die sich manchmal immerhin noch mit einem teuren Notfall-Antibiotikum behandeln lässt.

Vielen Experten zufolge erschien es unausweichlich, dass sich irgendwann vollständig resistente Erreger entwickeln würden. Den Autoren zufolge liegt eines der Hauptprobleme darin, dass die verzweifelten und oft armen Patienten Hilfe bei inoffiziellen Ärzten suchen, die nicht gut ausgebildet sind.

Diese geben Antibiotika, ohne vorher einen Resistenz-Test zu machen und ohne dafür zu sorgen, dass die Patienten die Medikamente in der richtigen Dosis und Dauer einnehmen. Eine der an der TDR-Form erkrankten Inderinnen hatte insgesamt fünf solcher privaten Ärzte aufgesucht.

Eine frühere Umfrage unter diesen Medizinern hatte ergeben, dass nur fünf von 106 Befragten wussten, welche Therapie ein Patient mit multiresistenter Tuberkulose benötigt.

© SZ vom 17.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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