Rotaviren:Wetterbericht als Infektions-Vorhersage

Rotaviren verursachen Durchfallerkrankungen, die in Entwicklungsländern oft tödlich enden. Wissenschaftler haben jetzt gezeigt, dass sich der Ausbruch von Epidemien anhand des Wetters voraussagen lässt.

Wie sehr eine Region durch Rotaviren bedroht ist, hängt stark vom Wetter ab. Ist bekannt, wie sich Temperatur und Niederschläge lokal entwickeln werden, lässt sich der Ausbruch einer Rotaviren-Epidemie daher voraussagen, schreiben Umweltingenieure um Elena Naumova von der amerikanischen Universität Tufts (Plos One, online).

Nahezu jeder Mensch erkrankt in seiner Kindheit mindestens einmal am Rotavirus. Hierzulande verläuft die Durchfallerkrankung meist glimpflich, in Entwicklungsländern sterben hingegen jährlich Hunderttausende Kinder daran.

Um einen Ausbruch der Krankheit in Südasien, einem ihrer Hauptverbreitungsgebiete, vorzuhersagen, verglichen die Wissenschaftler Infektionsausbrüche der vergangenen 22 Jahren mit der jeweiligen Wetterlage. Dabei stellten sie fest, dass die Anzahl der Infektionen um 1,3 Prozent steigt, wenn es ein Grad kühler wird. Außerdem verbreitet sich das Virus in trockenen Monaten wesentlich leichter: Sinkt die monatliche Niederschlagsmenge um zehn Millimeter, verzeichneten die Forscher im Durchschnitt 0,3 Prozent mehr Infektionen.

Die Gründe für das saisonale Auftreten des Virus sind noch kaum bekannt. Möglicherweise verteilen sich auf trockenen Böden die ansteckenden Fäkalien besser. Die Forscher schlagen vor, Impfkampagnen in den südasiatischen Ländern zukünftig vor den trocken und kalten Monaten Dezember bis März zu organisieren.

© SZ vom 01.06.2012/fval - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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