Medizin:Warum bei Kälte die Nase läuft

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Hatschi - und gute Besserung! Was hilft gegen Schnupfen? (Foto: Jana Mänz/imago/Westend61)

Das Riechorgan des Menschen ist auch eine ausgeklügelte Klimaanlage mit eingebauten Filtern - ein Wunderwerk, sagen Experten.

Von Stefan Aerni

Gehen wir jetzt im Winter hinaus in die Kälte, dauert es nicht lange, und die Nase fängt an zu laufen. Was viele als lästig empfinden mögen, ergibt physiologisch durchaus Sinn, wie Michael B. Soyka, Leitender Rhinologe am Universitätsspital Zürich, erklärt: "Die vermehrte Flüssigkeitsabsonderung bei kühlen Temperaturen kommt daher, dass die Nase die Atemluft aufwärmen muss."

Dies geschehe über die sogenannte Vasodilatation - das heißt über die Erweiterung der Blutgefäße. Die wiederum führt zu einer verbesserten Durchblutung und eben auch zu vermehrter Schleimproduktion. Ebenfalls zur Sekretbildung tragen physikalische Phänomene bei wie die Kondensation.

Gesundheitskolumne, Hochziehen oder Schnäuzen? (Video: Süddeutsche Zeitung)

Dieser Schleimfilm mit all seinen Proteinen und Mucinen - das sind schützende Substanzen im Nasensekret - sorgt dafür, dass Viren und Bakterien leichter aus der Nase befördert werden. Ein Mechanismus, der übrigens auch bei wärmeren Temperaturen eine Rolle spielt; nur fällt er dann weniger auf, weil die Nase die Atemluft nicht erwärmen muss und daher auch weniger Flüssigkeit absondert. Damit wir möglichst wenig potenziell schädliche Fremdsubstanzen einatmen, hat die Nase bereits an ihrem Eingang einen ersten, groben Filter installiert: die Nasenhaare. Die fangen etwa größere Staubpartikel ab oder auch Insekten.

Die Nase funktioniert wie ein Luftkonditioner

Weiter oben übernehmen dann die Flimmerhärchen, die wie ein Teppich auf der Schleimhaut liegen, die Feinfilterung: Mit ihrem ständigen Fächeln transportieren sie unerwünschte Partikel in Richtung Rachen, von wo aus sie dann heruntergeschluckt oder ausgespuckt werden können. "Unsere Nase ist eigentlich ein Wunderwerk eines Luftkonditioners", sagt Hals-Nasen-Ohren-Spezialist Soyka. "Sie befeuchtet die Einatmungsluft, wenn sie zu trocken ist, wärmt sie im Winter auf, reinigt sie, gibt Moleküle ab, die die Blutgefäße erweitern, und verfügt auch noch über immunologisch wirksames Gewebe."

Dennoch stößt unsere körpereigene Luftreinigungsanlage gerade jetzt im Winter an ihre Grenzen. Gegen Aerosole - seien sie nun mit Grippeviren belastet oder mit Corona - ist selbst unsere Wundernase manchmal machtlos. "Dann schützen nur eine Maske und Impfungen, wie wir alle es ja seit dieser Pandemie wissen", sagt der Facharzt.

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