Studie zu Demografie:Lebenserwartung von Frauen und Männern nähert sich an

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Ein Seniorenpaar spaziert durch den Englischen Garten in München. (Foto: Thomas Trutschel/imago/photothek)

Vor allem in Süddeutschland fallen die Unterschiede in der Lebenserwartung besonders gering aus. Forschende sehen vor allem regionale Faktoren, Lebensstil und veränderte Rollenbilder als Grund für die Annäherung.

Über Jahrzehnte hinweg ist die Lebenserwartung von Frauen schneller gestiegen als die der Männer. Oft heißt es, Männer würden im Durchschnitt ungesünder und daher auch kürzer leben als Frauen. Dieser Trend nimmt aber ab, wie eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) herausfand.

Seit Ende des 20. Jahrhunderts verringert sich demnach das Ungleichgewicht in der Lebenserwartung. Dabei gebe es jedoch erhebliche regionale Unterschiede. Die Forschenden des BiB untersuchten für ihre Studie Daten zu Todesursachen in 228 Regionen in sieben europäischen Ländern. Das Ergebnis: Seit Mitte der 1990er-Jahre ist der Unterschied in der Lebenserwartung von mehr als sieben Jahren auf weniger als fünfeinhalb Jahre geschrumpft.

Vor allem in Süddeutschland waren die Unterschiede in der Lebenserwartung besonders gering. Dort lagen sie bei teils weniger als vier Jahren. Ganz vorn mit nur 3,3 Jahren Abstand liegt laut Studie die Nordwestschweiz mit Basel und Umland, dicht gefolgt von München und Umgebung mit 3,5 Jahren.

Etwa doppelt so groß war der Unterschied in Teilen von Ostdeutschland, Tschechien, der Slowakei und Frankreich. Dort die Differenz zwischen Männern und Frauen sechs oder mehr Jahre.

Unterschiede fallen in Städten geringer aus

Laut BiB existieren bei den Menschen auf dem Land größere Unterschiede als in der Stadt. "Florierende Großstädte ziehen durch ihre guten Jobmöglichkeiten eher gesunde und qualifizierte Bevölkerungsgruppen an, während strukturschwache Regionen weniger attraktiv für diese Menschen sind", erklärte der Hauptautor der BiB-Studie, Markus Sauerberg.

Das trage dem Forschungsinstitut zufolge dazu bei, "dass in großen Städten oft eine vergleichsweise niedrige Sterblichkeit mit geringen Geschlechterunterschieden beobachtet wird".

Auch ungesundes Verhalten könne die Lebenserwartung beeinflussen. So war im 20. Jahrhundert weit verbreitetes Rauchen unter Männern etwa ein wesentlicher Grund für den nur langsamen Anstieg ihrer Lebenserwartung. Zudem arbeiteten Männer laut BiB lange Zeit länger und waren somit mehr Gesundheitsrisiken im Job ausgesetzt.

Inzwischen lässt die Verbreitung von Herzschrittmachern den Forschern zufolge insbesondere Männer länger leben. Zudem nehme die raucherbedingte Sterblichkeit unter ihnen ab, während sie bei Frauen noch weiter steigt, weil sie erst seit den 1960er-Jahren verstärkt mit dem Rauchen begonnen haben.

Rollenbilder beeinflussen Unterschiede in Lebenserwartung

Auch die Unterschiede bei jobbedingten Gesundheitsrisiken nehmen weiter ab, weil heute mehr Frauen arbeiten. Auch die Ergebnisse anderer Studien hätten gezeigt, dass biologische Unterschiede zwischen Männern und Frauen nur wenig Einfluss auf die Lebenserwartung hätten, so das BiB. "Der größere Teil ist vom Lebensstil sowie von der Vorbeugung und Früherkennung von Krankheiten abhängig", teilte das Institut mit.

"Wie etwa die Rollen von Männern und Frauen im Privatleben, Beruf und Krisensituationen gesellschaftlich gesehen werden, hat einen erheblichen Einfluss auf die Geschlechterunterschiede in der Sterblichkeit", erklärte Sebastian Klüsener, Mitautor der Studie.

"Dazu zählt etwa, ob der Mann eher in der Verantwortung für das Haushaltseinkommen gesehen wird, oder ob bestimmte gesundheitsbeeinträchtigende Verhaltensweisen wie das Rauchen oder der Alkoholkonsum bei Männern oder Frauen eher toleriert werden und verbreiteter sind."

Wenn sich Rollenbilder annäherten, glichen sich tendenziell auch die Unterschiede bei der Lebenserwartung von Männern und Frauen an.

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