Krebs-Früherkennung:Melanom-App

Wer fürchtet, bei einem Fleck auf der Haut könnte es sich um Krebs handeln, dem bieten findige Unternehmen Smartphone-Apps an. Die Hautverfärbung fotografieren, dann wird das Bild analysiert. Mediziner haben die Apps nun getestet - und raten von ihnen ab.

Von Berit Uhlmann

Sieht dieser Hautfleck nicht irgendwie seltsam aus? Und sollte er nicht dringend entfernt werden - zumindest zur Sicherheit?

Wen solche Fragen plagen, dem versprechen diverse Smartphone-Apps wie zum Beispiel der "Muttermal-Detektiv" oder "Doktor Muttermal" Aufklärung und Gewissheit. Das Handy soll die Hautfärbung fotografieren und anschließend das Bild analysieren: Zeigt es nur einen harmlosen Leberfleck oder den gefürchteten schwarzen Hautkrebs?

Wissenschaftler um Joel Wolf von der Universität Pittsburgh haben nun vier derartige Programme für Smartphones getestet und bewertet ( Journal of the American Medical Association Dermatology, online).

Insgesamt 188 Bilder von Melanomen und harmlosen Hautflecken sollten die Apps für die Studie analysieren. Das Ergebnis spricht gegen die Anwendungen. Drei der Apps schätzten mindestens 30 Prozent der bösartigen Hautwucherungen fälschlicherweise als harmlos ein. Insgesamt variierte die Trefferquote der Programme für Smartphones im Bereich zwischen sieben und 98 Prozent.

Am wenigsten zuverlässig war die Einschätzung der Apps, die Aufnahmen durch eine Bilderkennungssoftware analysierten. Besser schnitt eine Anwendung ab, die das Foto zur Überprüfung an einen Dermatologen verschickte.

Die Autoren warnen vor den Handy-Programmen. Wer sich auf die App-Auswertung verlässt und keinen Arzt aufsucht, könne sich in falscher Sicherheit wiegen.

Zwar raten Ärzte auch in Deutschland dazu, die Haut regelmäßig auf Veränderungen abzusuchen. Als mögliche Hinweise auf den schwarzen Hautkrebs gelten große, erhabene, unregelmäßig geformte, ungleichmäßig gefärbte oder unscharf begrenzte Muttermale.

Die Bewertung dieser Hautflecken sollte jedoch einem Dermatologen überlassen bleiben. Letzte Gewissheit erhalten Ärzte und Patienten, wenn das verdächtige Hautareal chirurgisch entfernt und unter dem Mikroskop untersucht wird.

© SZ vom 17.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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