Hygiene in der Wohnung:Verkeimtes Heim

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Eine Filmszene mit Ilse Werner: Beim Putzen kann es sich lohnen, auch mal ungewöhnlichen Perspektiven einzunehmen. (Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Niemand lebt für sich allein. Ein durchschnittlicher Haushalt beherbergt Hunderte, wahrscheinlich sogar Tausende verschiedener Bakterienarten. Einige Plätze lieben die Erreger besonders. Die schmutzigsten Stellen in der Wohnung.

Von Berit Uhlmann

Die Bakteriendichte in einem Haus ist so einzigartig wie sein jeweiliger Besitzer. Doch ungeachtet der individuellen Unterschiede sind einige Stellen im Haushalt besonders anfällig für Keim-Kolonien. Einige Anregungen für Ihren nächsten Großputz.

Türflächen: Als amerikanische Mikrobiologen verschiedene Wohnungen untersuchten, wurden sie auf Türen in Innenräumen am häufigsten fündig. Dort siedelten weit mehr Bakterienarten als beispielsweise auf Arbeitsflächen in Küchen, auf Schneidbrettern oder Toilettensitzen.

Fernseher: Fast genauso vielfältig war dieser Studie zufolge das mikrobiologische Leben auf Fernsehschirmen. Verantwortlich für die Keimbelastung der horizontalen Flächen ist wahrscheinlich, dass sie nur selten gereinigt werden. So haben Bakterien genügend Zeit, sich nach und nach dort anzusammeln. Ein guter Teil dürfte über die Luft auf die Flächen getragen werden, denn die Forscher fanden beispielsweise bei Hundehaltern recht viele Hunde-typische Bakterien auf den TV-Schirmen, obwohl die Tiere wohl nur selten direkten Kontakt mit dem Fernseher haben.

Dunstabzugshaube: In einer anderen US-Untersuchung offenbarten die Außenflächen des Dunstabzugs die größte mikrobiologische Vielfalt unter fast 50 verschiedenen Oberflächen in Küchen. Begünstigt wird die Besiedelung durch die Luftströme, die auch Bakterien nach oben wirbeln können - und durch die Tatsache, dass der Platz über dem Herd beim Putzen gerne übersehen wird. Auffallend keimbelastet war auch der Fußboden vor der Spüle, vor Schränken und Kühlschränken. Hierhin tröpfelt und krümelt allerhand, was den Bakterien als Nahrung dient.

Gemüsefach im Kühlschrank: Vor allem in den unteren Fächern des Kühlschranks, wo die Temperatur etwas höher ist, können manche Bakterien gut überleben. Das unappetitliche Ergebnis einer südkoreanischen Studie: Die Vielfalt ist im Gemüsefach größer als auf Toilettensitzen.

Schwämme: Einige Untersuchungen zeigten, dass Bakterien auch Spülschwämme und -Lappen lieben. Wärme, Feuchtigkeit und Speisereste sorgen dafür, dass sie nicht nur verharren, sondern sich wahrscheinlich auch prächtig vermehren.

Duschen: Was am Duschvorhang als Seifenrand erscheint, nennen Fachleute Biofilm. Der Name sagt schon, dass es dort hochlebendig zugeht. Duschvorhänge sind ein Hort von Bakterien. Feuchtigkeit und Wärme bieten ihnen gute Bedingungen. Forscher haben auf Plastikvorhängen Bakterien gefunden, die chronisch kranken und immungeschwächten Menschen Probleme bereiten können. Auch in Duschköpfen fanden Biologen eine hohe Dichte von Keimen. Chronisch Kranke und geschwächte Menschen sollten Vorhänge und Duschköpfe daher immer mal wieder austauschen.

Für alle anderen gilt, dass die Keime in durchschnittlichen Wohnungen zwar nicht gerade appetitlich, aber in den meisten Fällen harmlos sind. Pathogene Mikroben wurden in den Untersuchungen nur sehr selten gefunden. Am häufigsten entdeckten die Biologen Bakterien, die ohnehin permanent an den Händen der Bewohner kleben.

Um dennoch Risiken auszuschließen, sollte ungewaschenes Gemüse am besten nur verpackt in den Kühlschrank gelegt und das Fach regelmäßig ausgewaschen werden. Schwämme und Spültücher sollten regelmäßig erneuert werden. Wer sich mit dem Wegwerfen schwer tut, kann einer Empfehlung von Forschern aus Florida folgen: Werden feuchte Schwämme und Lappen in der Mikrowelle zwei Minuten lang auf maximale Temperatur erhitzt, verschwinden offenbar 99 Prozent der Bakterien. Ansonsten kann es sinnvoll sein, beim Putzen immer mal die Routinen zu unterbrechen, und auch die sonst nur wenig beachteten Flächen in den Blick zu nehmen.

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