Gesundheit:Neurologen warnen vor ungeprüften Stammzelltherapien

Dresden (dpa) - Vor teuren und ungeprüften Stammzelltherapien bei neurologischen Erkrankungen des Menschen außerhalb klinischer Studien hat die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) gewarnt.

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Dresden (dpa) - Vor teuren und ungeprüften Stammzelltherapien bei neurologischen Erkrankungen des Menschen außerhalb klinischer Studien hat die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) gewarnt.

„Stammzellen haben zwar bei der Entwicklung neuer Therapien großes Potenzial, von einer Anwendung am Menschen ist aber noch dringend abzuraten“, sagte Professor Alexander Storch beim DGN-Kongress in Dresden. Hintergrund seien entsprechende und teure Behandlungen auch in deutschen Privatkliniken und -praxen. „Es gibt noch keine Stammzellen-Therapie gegen neurologische Erkrankungen.“

Stammzellen würden zwar in vielen Studien getestet, aber es lägen bisher keine klinisch-wissenschaftlichen Daten vor, die eine Anwendung rechtfertigten, sagte Storch. Noch fehlten wichtige Nachweise von Wirksamkeit und Sicherheit. Privatkliniken und -praxen im In- und Ausland böten dennoch verschiedene Stammzelltherapien an - etwa gegen Multiple Sklerose, Parkinson oder Demenz.

Patienten zahlen laut DGN - auch in Deutschland - zwischen 6000 bis 30 000 Euro für die Behandlung mit eigenen Knochenmarkszellen. Laut Storch zeigen Nachuntersuchungen aber, dass ihnen so nicht geholfen wird. „Die Hoffnung liegt in der klinischen Forschung, nicht in teuren Privatbehandlungen.“ Unerprobte Behandlungen außerhalb klinischer Studien widersprächen auch international vereinbarten Standards, so der Dresdner Neurologe.

Generell sehen die Experten bei Stammzellen aber enormes Potenzial in Forschung und Therapie: für den Ersatz von Zellen bei Demenz, Parkinson und Querschnittlähmung, Gentherapien bei kindlichen Stoffwechselerkrankungen oder auch die Entwicklung patientenspezifischer Medikamente. „Aber wir brauchen einfach noch Zeit“, sagte Storch. Die Forschungen seien erst im Frühstadium, von Heilung sei noch längst keine Rede. „Wir wären schon froh, wenn wir einen Stopp oder eine Verlangsamung erreichen.“

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