Fachkräftemangel:Ärzte sehen Versorgungsengpässe durch Kostendruck

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Ein Schild weist den Weg zu einer Arztpraxis. (Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/ZB/Symbolbild)

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Weimar (dpa/th) - In Thüringen sind derzeit nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung 79 Hausarztstellen unbesetzt. Hinzu kommen 37,5 offene Sitze für Fachärzte sowie 5,5 freie Sitze für Kinder- und Jugendärzte. „Wenn die Kosten der Praxisinhaber stetig schneller steigen als Einnahmen, muss sich kein Politiker wundern, dass in immer mehr Regionen Nachfolger ausbleiben“, erklärte die Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen, Annette Rommel, am Montag.

Angesichts des enormen Kostendrucks sei es daher höchste Zeit, umzusteuern, forderte Rommel vor den am Mittwoch auf Bundesebene beginnenden Finanzierungsverhandlungen mit den Krankenkassen. Nachdem die Budgetentwicklung mehrere Jahre in Folge hinter der Inflation zurückgeblieben sei, reiche das Geld für die steigende Leistungsnachfrage der gesetzlich versicherten Patienten einfach nicht mehr aus. Notwendig sei daher jetzt mehr als der volle Inflationsausgleich.

Bereits jetzt seien Praxen zum Sparen gezwungen. Patienten müssten in der Folge länger auf Termine warten oder würden keine aufnahmefähige Fachpraxis finden. Fachangestellte in den Praxen wanderten zunehmend in Krankenhäuser ab, die bessere Gehälter zahlen könnten und für deren Erhalt es milliardenschwere Finanzierungszusagen gebe, hieß es. Ohne handfeste Anreize, die eine ambulante ärztliche Tätigkeit in Thüringen dauerhaft wirtschaftlich attraktiv machten, werde sich eine weitere Verschärfung der Situation nicht verhindern lassen.

Die Begrenzung der Angebotskapazität durch ein Budget sei zudem das Relikt aus einer Zeit der Ärzteschwemme. „Die Vergütung ärztlicher Leistungen muss entbudgetiert werden, um die Niederlassung wieder attraktiv zu machen“, verlangte Rommel. Dass Ärzte und Psychotherapeuten heute aus ethischen Gründen über die Budgetgrenzen hinaus arbeiteten, führe unter anderem dazu, dass ein Teil ihrer Leistungen faktisch nicht vergütet werde.

Die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen ist die Selbstverwaltung der rund 4500 ambulant tätigen Ärzte und Psychotherapeuten im Freistaat.

© dpa-infocom, dpa:230807-99-746748/2

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