Biochemie:Sieht so das Glück aus?

Die Animation einer Zelle sorgt im Internet für Begeisterung. Doch was ist da wirklich zu sehen?

Von Felix Hütten

Was ist dieses lustige Ding, das da auf großem Fuß durch Twitter stapft? Die US-amerikanische Journalistin Carol Duncan schreibt über ihren Tweet: "So sieht das Glück aus. Myosinmoleküle tragen Endorphine ins Gehirn. Ergebnis: Glück."

Tatsächlich löst die Animation bei den meisten von Duncans Followern Glücksgefühle aus: Mehr als 8700 Nutzern gefällt das, 6500 haben auf Retweet gedrückt. Doch einige äußern Zweifel, ob hier tatsächlich Myosin zu sehen ist.

Myosin hat einen wichtigen Job im Körper

Die etwas übertriebene Animation zeigt ein so genanntes Motorprotein, das einen Vesikel transportiert, in dem Vorläufer von Endorphin enthalten sein können. Motorproteine sitzen in der Zelle und haben eine wichtige Funktion: Sie sind für den Transport zuständig. Die menschliche Zelle muss man sich wie eine große Fabrik vorstellen, in der munter gewerkelt wird, damit Haut nachwächst oder Muskeln anspannen. Das alles braucht Material - und viel Energie.

Myosin, das die Journalistin Duncan in ihrem Tweet erwähnt, ist ein solches Motorprotein. Es hat einen wichtigen Job im Körper: die Muskelkontraktion. Damit Menschen laufen und atmen können, spielt sich in der Muskulatur ein komplexer biochemischer Prozess ab: Myosin dockt an das Protein Aktin an und knickt anschließend ab. Durch die Knickbewegung spannt der Muskel an. Energie ist nötig, damit sich das Myosin nach der Kontraktion vom Aktin löst und der Muskel entspannt. Fehlt diese Energie, bleibt der Muskel angespannt. Genau das passiert bei der so genannten Totenstarre.

In der Animation von Duncans Tweet ist möglicherweise etwas anderes zu sehen: ein Transportvorgang in der Zelle. Menschliche Zellen sind von Gitterstäben durchzogen, an denen sie Baumaterial transportieren können. Der Mechanismus ist ähnlich wie bei der Muskelkontraktion, nur sind beim Transport insbesondere die Motorproteine Dynein und Kinesin verantwortlich.

Der Tweet ist außer Kontrolle

Duncan hat versucht, diese kleine Ungenauigkeit zu korrigieren. Sie schreibt: "Es ist wohl Kinesin. Aber der Tweet ist außer Kontrolle". Tatsächlich. Einer ihrer Follower merkt an, dass etwas Wichtiges fehlen würde in dem GIF. Er hat den Fehler gleich selbst korrigiert - und Discomusik unterlegt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: