Wohnen um München:Egling

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Wer einen Beton-Kubus bauen will, hat schlechte Karten. Denn die Gemeinde hat da strenge Vorschriften. Tradition wird in Egling groß geschrieben.

Von Stephanie Schmidt

Hufeisen und Votivtafeln in der Sebalduskapelle, dem Wahrzeichen Eglings, erinnern an die Zeiten, in denen Pilger Sankt Sebald um Hilfe baten, den Schutzheiligen der Pferde und Rinder. Viele Handwerker und Landwirte waren hier zu Hause, davon zeugen die alte Dorfschmiede, die nun als Lager dient, und die aus dem 18. Jahrhundert stammende Angermühle. Sie ist noch in Betrieb.

Den Charakter des Gemeindegebiets Egling im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, zu dem auch die Dörfer Ergertshausen, Neufahrn, Moosham, Thanning, Deining und Endlhausen gehören, prägt noch immer die Landwirtschaft.

Die Luft duftet würzig nach Heu und Brennholz. Wiesen, Felder und Moore umgeben Egling. Eine schöne Gegend zum Radeln - mit dem Deininger, dem Thanninger oder dem Mooshamer Weiher, und dem Naturschutzgebiet Pupplinger Au.

In Egling selbst gibt es ein paar Einzelhandelsgeschäfte, einen Weinladen, einen Gemischtwarenladen, eine Bank, ein Trachtengeschäft, eine Tankstelle. Was will man mehr? Wer mehr Einkaufsmöglichkeiten sucht, fährt in das weniger als zehn Kilometer entfernte Wolfratshausen, wo sich auch eine S-Bahn-Haltestelle befindet.

Die Eglinger wissen, was sie an ihrem Ort haben. Deshalb legen sie Wert auf strenge Bauvorschriften. "Wenn der Stil eines Hauses nicht zum dörflichen Charakter der Gemeinde passt, wollen wir es nicht haben", sagt Bauamtsleiter Franz Foitzik bestimmt. Die Einwohner sind eben traditionsbewusst, so haben einige Ortschaften wie Deining und Neufahrn sogar ihre eigene Blaskapelle.

Immobilien werden ab und an im freien Verkauf angeboten, doch in der Regel greift bei Bauprojekten das Einheimischenmodell: Aspiranten müssen seit zehn Jahren hier gemeldet oder in Egling geboren sein. Derzeit leben rund 5000 Einwohner im Gemeindegebiet.

Für die Ortsteile Deining und Neufahrn hat die Gemeinde zwei Bebauungspläne aufgestellt - hier kommen nur Einheimische zum Zuge, weitere Wohnprojekte sind vorerst nicht geplant. Die Grundstückspreise bewegen sich zwischen 200 und 330 Euro pro Quadratmeter - in den Dörfern, die weiter entfernt von der Staatsstraße liegen, die durch die Gemeinde Egling führt, muss man entsprechend mehr berappen.

Zu den Mietpreisen können weder der Bauamtsleiter noch das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen Angaben machen - "das ist eine individuelle Verhandlungssache", erklärt Franz Foitzik. Mietwohnungen sind rar, die meisten, die hier leben, besitzen ein Haus oder einen Hof.

Der Aktivismus der Städter ist vielen Einheimischen suspekt. Ein altes Bauernpaar lässt sich auf der Holzbank vor seinem blumengeschmückten Anwesen von der Sonne bescheinen und fragt sich, wo die Autofahrer alle hinwollen. Und dann auch noch so eilig. Es ist doch Sonntagnachmittag, die ideale Zeit zum Verweilen.

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