Wie sicher Ihr Geld ist:Merkel-Garantie als Werbe-Coup

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Manche Banken werben schon damit, dass der Staat ihre Einlagen sichert. Das sorgt für Unmut bei anderen Instituten.

S. Schweiger, M. Völklein und H. Wilhelm

"Wir sagen den Sparerinnen und Sparern , dass ihre Einlagen sicher sind", versprach Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auch Österreichs Bundeskanzler Alfred Gusenbauer sicherte am Mittwoch vollständigen Schutz der Einlagen zu. In den Niederlanden hat die Regierung angekündigt, den gesetzlichen Mindestschutz auf 100.000 Euro pro Sparer auszudehnen. Es herrscht ein großes Durcheinander. Viele Sparer fragen sich: Bei welcher Bank ist mein Geld wie abgesichert? Besonders Kunden ausländischer Institute sind verunsichert.

Viele Banken werben mit der Merkel-Garantie - doch nicht alle zahlen in den Sicherungsfonds ein. (Foto: Foto: ddp)

Die Tabelle unten zeigt für Banken, die für deutsche Privatkunden eine wichtige Rolle spielen, den momentanen Stand der Sicherheiten wieder. Die Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit; ausgewählt wurden Banken, die eine große Kundenzahl betreuen oder die zum Beispiel in der Vergangenheit durch günstige Angebote viele Sparer an sich binden konnten. Privatbankiers, die sich an eine kleine Schar exklusiver Kunden richten, wie etwa Hauck & Aufhäuser oder Reuschel & Co., tauchen in der Tabelle zwar nicht auf, bieten ihren Kunden aber ebenfalls einen hohen Schutz, da sie auch dem Einlagensicherungsfonds der deutschen Banken angehören.

Allerdings herrscht insbesondere bei der Frage der "Merkel-Garantie" eine große Unklarheit. So hat es die Bundesregierung im Ungefähren gelassen, bei welchen Banken die "politische Absichtserklärung" der Kanzlerin tatsächlich greifen würde. Am Montag, am Tag nach der spektakulären Erklärung in Berlin, hieß es aus dem Bundesfinanzministerium noch, der Staat werde nur die Kundeneinlagen der Banken garantieren, die dem freiwilligen Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken angehören.

"Alles abgesichert"

Nun zahlen aber nicht alle privaten Institute in diesen Feuerwehrfonds ein. Sie bieten bislang nur die gesetzlich vorgeschriebene Mindestsicherung von höchstens 20.000 Euro pro Sparer. Doch seit Merkel die Staatsgarantie abgab, heften sich manche Institute die Zusage wie ein Qualitätssiegel ans Revers. Wer etwa bei der Umweltbank anruft und nach der Sicherung der Einlagen fragt, erhält vom Kundenberater die Antwort: "Bei uns gilt seit Sonntag die staatliche Garantie. Alles ist abgesichert, keine Sorge."

Vermutlich stimmt diese Aussage sogar. Denn auch im Finanzministerium will man mittlerweile den Kreis der Banken, für die die Merkel-Zusage gelten soll, nicht mehr so genau umschreiben. "Klar ist, dass bei der Interpretation dieser Aussage auch Unschärfen entstehen", sagt ein Sprecher.

Verzerrung des Wettbewerbs

Das sorgt bei einigen Banken für Unmut. Denn die Institute, die dem Einlagensicherungsfonds angehören, zahlen Jahr für Jahr mehrere Millionen Euro an Beiträgen in den freiwilligen Einlagensicherungsfonds ein - und konnten bislang mit dem Argument der besseren Einlagensicherung werben. Andere Geldhäuser sparen sich dagegen die Ausgaben für die freiwillige Sicherung und verweisen nun auf die Zusage der Bundesregierung. Das verzerrt den Wettbewerb der Institute. "Das sehen wir auch als ein Problem", heißt es beim Bundesverband deutscher Banken, der die Geldhäuser vertritt, die in den Sicherungsfonds einzahlen. "Wir werden das bei der Bundesregierung ansprechen."

Auch für Kunden, die ihr Geld bei ausländischen Banken haben, wird es immer verwirrender. So haben sich die EU-Finanzminister darauf geeinigt, die gesetzliche Mindestsicherung auf 50.000 Euro anzuheben. Mehrere Regierungen gingen bereits darüber hinaus, so etwa die niederländische. Der erhöhte Schutz von 100.000 Euro pro Kunde gelte auch für deutsche Sparer, versichern die beiden holländischen Banken Credit Europe und Demir Halk.

Die isländische Regierung hat - ähnlich wie Merkel - eine Komplettgarantie abgegeben. Diese gilt allerdings nicht für die Kunden der isländischen Kaupthing-Bank in Deutschland. Den deutschen Kunden sind über die isländische Mindestsicherung maximal 20.887 Euro sicher.

© SZ vom 10.10.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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