Fünf Jahre Iban:Warum die Iban so lang sein muss

Lesezeit: 3 min

Iban, die Schreckliche? Illustration: Stefan Dimitroff (Foto: N/A)
  • Fünf Jahre ist die Einführung von Iban und Bic her. Seitdem ersetzen sie Kontonummer und Bankleitzahl.
  • Nur 28 Prozent der Menschen in Deutschland kennen ihre Iban auswendig. Fast die Hälfte fühlt sich von ihr genervt, weil sie so lang ist.
  • Aber die Iban ist wichtig für die Sicherheit, vor allem die Prüfzahl soll Falschüberweisungen verhindern.

Von Julian Erbersdobler

13 Nullen. Samuel J. Fleiners erster Gedanke: Was für ein Irrsinn! Der gebürtige Bayer hat den Zahlensalat noch heute vor Augen, dabei ist es schon ein paar Jahre her, als er Geld für einen Strafzettel überweisen musste. An diese Iban mit den 13 Nullen, die sich für ihn wie eine Provokation las. Fleiner war so genervt, dass er 2013 eine Petition startete. Der Titel: "BLZ und Konto-Nr. behalten, statt mit Bic und Iban Lebenszeit vergeuden." Jeder Buchstabe ist groß geschrieben, als wollte der Initiator einen anschreien. Doch auch das brachte nichts: Samuel J. Fleiner fand nur 121 Unterstützer. Er zog seine Petition zurück.

Genervt ist er immer noch. Fleiner ist Konzeptkünstler und Vorstand eines Vereins, er muss viel überweisen. "Dass man den Verbraucher zwingt, mit einer Monsterzahl umzugehen, ist eine Zumutung", sagt er. Fleiner wünscht sich die gute alte Kontonummer zurück. Seit 1. August 2014 dürfen Unternehmen und Vereine Lastschriften nur noch im neuen Sepa-Format vornehmen. Verbraucher hatten etwas mehr Zeit (bis Februar 2016), sich an die Umstellung zu gewöhnen. Sepa steht für "Single Euro Payments Area", ein einheitlicher Zahlungsraum für Euro-Transaktionen.

Online-Handel
:So tückisch sind Kundenbewertungen

Experten warnen: Für Kaufentscheidungen sind die Empfehlungen in der Regel nutzlos. Außerdem lassen sie sich einfach manipulieren, was oft nicht einmal illegal ist.

Von Sven Lüüs

Seitdem werden Überweisungen, Lastschriften und Kartenzahlungen standardisiert und nach gleichen Kriterien abgewickelt - egal ob sie ins Inland oder über Grenzen gehen. Mit der Iban (International Bank Account Number) kam auch der Bic (Bank Identifier Code), die internationale Bankleitzahl. Am Anfang war die Aufregung groß. Gerade kleine Vereine beklagten sich über den Mehraufwand. Aber wie ist es heute? Nervt die Nummer immer noch oder überwiegen die Vorteile?

Nur 28 Prozent der Deutschen können die Nummer laut einer Umfrage auswendig

Wenn man Fleiner danach fragt, ist die Antwort wenig überraschend: "Das sind so viele Nullen, die kann man sich einfach nicht merken." Seine alte Kontonummer hatte er immer im Kopf. Die "neue" Nummer besteht aus bekannten Daten, aber merken könne er sie sich trotzdem nicht. Die 22-stellige Iban setzt sich aus der Länderkennung DE (für Deutschland), der zweistelligen Prüfzahl und der altbekannten Bankleitzahl und Kontonummer zusammen. Wenn die Kontonummer keine zehn Stellen hat, werden die fehlenden Plätze von vorn mit Nullen aufgefüllt. Aber wie merkt man sich die Nummer am besten? Mit dieser Frage setzen sich auch Gedächtnisexperten auseinander. Eine Empfehlung ist, sich eine Geschichte auszudenken, die zur Iban passt. Dafür sollen einzelne Zahlen in Bilder verwandelt werden. Die Sieben könnte beispielsweise ein Zwerg sein, in Anlehnung an die sieben Zwerge. Oder eine Sense, weil Gegenstand und Zahl ähnlich aussehen.

2017 hat sich das Forschungsinstitut YouGov in einer Umfrage mit den Deutschen und der Iban beschäftigt. Das Ergebnis: Nur 28 Prozent kennen die Nummernfolge auswendig, fast die Hälfte fühlt sich von ihr genervt. Sylvie Ernoult hat einen anderen Blick auf das Thema. Sie ist Pressesprecherin des Bundesverbandes deutscher Banken. Ihr Fazit, fünf Jahre nach Einführung der Iban, fällt positiv aus. Das neue System vereinfache den internationalen Zahlungsverkehr und reduziere die Fehlerquellen, sagt sie. "Das erhöht die Sicherheit für den Kunden." Den wesentlichen Schutzmechanismus stellt die Prüfzahl dar. Sie dient der Bank dazu, eine eventuelle Inkonsistenz bei einer eingetippten Kontonummer zu erkennen. Der Auftrag wird dann nicht durchgeführt.

Wer aus Versehen an ein falsches Konto Geld überweist, muss selbst aktiv werden

Gibt man beim Onlinebanking wegen eines Zahlendrehers eine falsche Iban ein, kommt eine Fehlermeldung innerhalb der Sitzung. Der Kunde wird aufgefordert, die Nummer zu überprüfen. "Es wird aber nichts gebucht", sagt Ernoult. Auch wenn das System den Fehler nach Verlassen der Sitzung bemerkt, verlässt das Geld die Bank nicht. Dass tatsächlich an eine fremde Person überwiesen werde, komme sehr selten vor. Wahrscheinlicher sei, dass der Kunde nicht die Iban des gewünschten Empfängers verwendet, sondern die einer anderen Person. Dann führt die Bank die Überweisung gemäß der vom Kunden angegebenen Iban aus. Das kann zum Beispiel passieren, wenn man mehrere Rechnungen nebeneinander liegen hat und aus Versehen die "falsche" Kontoverbindung eingibt. Wie kommt man dann wieder an sein Geld? "In diesem Fall sollte man unverzüglich Kontakt zu seiner Bank aufnehmen", sagt Sylvie Ernoult. Wurde das Geld bereits überwiesen, müsse man versuchen, das Geld vom Empfänger zurückzufordern. Das Risiko, dass der falsche Empfänger das Geld nicht zurücküberweist, liege beim Kunden.

Auch Rechtsanwalt Markus Mingers empfiehlt, in solchen Fällen möglichst schnell zu reagieren - mit einem Widerruf der Überweisung. Dies sei meist mit Kosten um die 15 Euro verbunden. Ist die Überweisung noch in der Bearbeitung zwischen den Banken oder Sparkassen, kann diese gestoppt werden, solange das Geld noch nicht auf dem Empfängerkonto gutgeschrieben wurde. "In diesem Fall erhält man den Betrag in der Regel schnell zurück", sagt Mingers. Sei das Geld bereits gutgeschrieben, werde es komplizierter: Dann fordern die Banken den Empfänger meist auf, einer Rückbuchung zuzustimmen. "Weigert dieser sich weiterhin das Geld zurückzugeben, muss man leider rechtliche Schritte in die Wege leiten und schlimmstenfalls gegen den Empfänger klagen." Wer eine Buchung, die offensichtlich fehlerhaft gutgeschrieben wurde, auf seinem Konto findet, muss laut Mingers nicht selbst aktiv werden. In der Regel melde sich die Bank oder der Überweisende, sagt er.

© SZ vom 11.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Banken
:Betrüger schlagen immer öfter beim Online-Banking zu

Sie knacken Konten von Bankkunden und überweisen das Geld auf gefälschte Konten von Fintechs. Die Sicherheitslücke liegt nicht nur bei den Fintechs.

Von Harald Freiberger und Felicitas Wilke

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: