Überweisungen: 22-stellige Iban:DE14703500009024456760

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Der Finanzminister will die Deutschen vor langen Kontonummern schützen. Doch die gute Absicht Schäubles stößt an technische Grenzen.

Harald Freiberger, Frankfurt

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble will den Bundesbürgern helfen. Sie sollen bei Inlandsüberweisungen auch künftig wie gewohnt Bankleitzahl und Kontonummer nutzen können ( SZ berichtete). Damit müssten sie nicht die 22-stellige Iban und die elfstellige Bic eingeben, wie es die EU spätestens ab 2013 für alle Überweisungen im Euroraum vorschreiben will. Die gute Absicht des Finanzministers stößt allerdings an technische Grenzen.

Die Bevölkerung befürchtet ein Iban-Chaos, jetzt will Finanzminister Schäuble helfen. (Foto: dpa)

Die EU reagierte am Freitag wohlwollend. "Wir sind in engem Kontakt mit Deutschland", sagte eine Beamtin der EU-Kommission. "Wir werden den Bedenken der Gesprächspartner Rechnung tragen, um einen reibungslosen Übergang auf die neuen Kontonummern zu ermöglichen." Grundsätzlich habe sich aber nichts an der Auffassung der Kommission geändert, dass den Banken eine bindende Frist gesetzt werden soll. Der Entwurf dazu soll im Herbst kommen.

Damit macht Europa Druck beim einheitlichen Zahlungsverkehr (Sepa), der für die EU-Politiker die konsequente Fortführung der einheitlichen Währung ist. Eigentlich gilt Sepa schon seit Anfang 2008. Die EU erlaubte den Banken aber, zunächst zweigleisig zu fahren. Sie können Sepa und nationale Zahlungssystem parallel nutzen. Das führte dazu, dass nur ein geringer Teil des Zahlungsverkehrs über Sepa läuft, gerade in Deutschland. Deshalb soll nun eine Frist kommen. Spätestens 2013, möglicherweise auch schon 2012 müssen Banken alle Überweisungen, also auch die inländischen, über Sepa laufen lassen.

Verbraucherschützer schlugen schon Alarm. Sie warnten vor einem "Riesenchaos", weil die Bankkunden mit den Zahlenkolonnen überfordert seien. Das Finanzministerium setzt sich nun für die Bürger ein. Technisch sei das kein Problem, sagte eine Ministeriumssprecherin am Freitag.

Zahlungsverkehrs-Experten geben zu bedenken, dass eine weitere Nutzung der nationalen Nummern technisch zwar möglich wäre, man damit aber kaum das Ziel eines einheitlichen Zahlungsverkehrs erreichte. "Das würde gegenüber dem jetzigen Zustand wenig ändern", sagt Bernd Richter von der Unternehmensberatung Capco. Schon jetzt übertrügen viele Banken nationale Formate manuell oder per Software in Sepa-Zahlungen mit Iban und Bic. Das müssten sie künftig auch bei Inlandsüberweisungen tun. "Beide Systeme blieben weiter bestehen", sagt Richter.

Der Experte sieht dadurch neue Probleme. "Das ist so, als hätte man bei Einführung der fünfstelligen Postleitzahl weiter die vierstelligen zugelassen", sagt er. Es könnte bei Verbrauchern Verwirrung stiften, da sie an Iban und Bic nicht vorbeikämen, auch im Inland. Internationale Konzerne wie Mobilfunkanbieter könnten schnell auch im Inlandszahlungsverkehr nur noch Iban und Bic nutzen. Verbraucher müssten sich dann in zwei Verfahren zurechtfinden.

"Iban ist kein Schreckgespenst"

Der Bankenverband wundert sich über die Aufregung: "Iban ist kein Schreckgespenst", sagte eine Sprecherin. Neu seien lediglich das einheitliche Länderkürzel DE für Deutschland am Anfang und dahinter eine zweistellige Prüfziffer. Dahinter folgten die bisherige Bankleitzahl und die Kontonummer. Da manche Kontonummern kürzer sind, wird am Ende mit Null aufgefüllt. Ein Beispiel: DE14703500009024456760.

Richter merkt auch an, dass eine Iban-Überweisung sicherer ist. "Da Banken seit zwei Jahren den Namen mit der Nummer nicht mehr abgleichen, kann es schon bei einem Zahlendreher zu Fehlüberweisungen kommen, die sich der Verbraucher mühsam zurückholen müssen", sagt er. Bei Iban sei das wegen der Prüfziffer ausgeschlossen. Das System merke es sofort, wenn eine Ziffer falsch eingetragen wird. "Dieser Sicherheitsvorteil würde aufgegeben, wenn man die nationalen Lösungen weiter zuließe."

© SZ vom 14./15.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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