Seit der jüngsten Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) ist Geld so billig wie nie. Dadurch sollen die Banken zur Vergabe von mehr Krediten ermuntert werden. Doch deren Kunden profitieren derzeit kaum davon. Denn nur wenige Banken und Sparkassen haben die Zinsen angepasst - für Kreditnehmer aber auch Sparer.
Bei den Dispozinsen sei der Durchschnittszins zuletzt kaum gesunken, sagte der Inhaber der Finanzberatung FMH, Max Herbst. Ausnahmen seien beispielsweise die Deutsche Bank, die VW Bank, Cortal Consors oder einzelne Sparda-Banken. Das liege daran, dass "nur ein kleiner Teil" der Institute ihre Konditionen für Dispozinsen an den EZB-Leitzins gekoppelt hätten. Bei etwa zwei Dritteln der Banken und Sparkassen diene der sogenannte Euribor-Satz als Referenzzins, sagte Herbst.
Der habe sich in den vergangenen sechs Monaten kaum verändert, sagte Experte Herbst. Gesetzlich sind die Banken dazu verpflichtet, ihre Dispozinsen an einen Referenzsatz zu koppeln. Seit Anfang Mai seien die Dispozinsen von durchschnittlich 10,51 Prozent auf 10,48 Prozent gesunken, sagte Finanzberater Herbst. Am kaum veränderten Durchschnittswert lasse sich ablesen, dass nur wenige Institute die Konditionen verändert hätten.
Nach der Zinssenkung der EZB hatte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück die Banken aufgefordert, auch die Dispo-Zinsen für die Kunden deutlich zu senken. "Es wird Zeit für eine gesetzliche Zins-Obergrenze für Überziehungskredite", sagte Steinbrück Anfang Mai der Passauer Neuen Presse. "Meine Forderung bleibt, dass die Dispozinsen nicht mehr als sieben Punkte über dem Leitzins liegen sollten."
Dispozinsen werden fällig, wenn ein Bankkunde kein Guthaben mehr auf dem Girokonto hat, es aber innerhalb eines vorher mit der Bank vereinbarten Rahmens weiter belastet. Deren Durchschnittswert liegt bei elf Prozent. Wird dieser Rahmen überschritten, werden zudem Überziehungszinsen fällig.