Studie zum Wohneigentum von Migranten:Her mit dem Haus

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"Schaffe, schaffe, Häusle baue" gilt nicht nur für Deutsche mit schwäbischen Wurzeln. Auch viele Migranten träumen hierzulande von einer eigenen Immobilie, zeigt eine Studie. Doch die hat Schwächen.

Von Lea Hampel

Es klingt nach erfreulichen Nachrichten, die der Verband der Privaten Bausparkassen verkündet: 43 Prozent der Migranten in Deutschland leben in Wohneigentum, kaum weniger als Nicht-Migranten. Sie fühlen sich hier zu Hause, wollen bleiben. Knapp ein Drittel der Befragten hat einen Bausparvertrag, und mehr Menschen als früher träumen davon, in einer eigenen Wohnung oder dem eigenen Haus zu leben.

Das sind die Ergebnisse einer Umfrage, die das Unternehmen "Icon Added Value" im Auftrag des Verbandes der Privaten Bausparkassen durchgeführt hat und die der Verband an diesem Dienstag veröffentlicht. Sie stammen aus einer Online-Umfrage, in der sich 1000 Menschen zu ihrer Wohnsituation und ihren Wünschen geäußert haben. Befragt wurden gleichermaßen Männer wie Frauen, junge Menschen wie ältere, eine Mehrheit stammte aus Polen und der ehemaligen Sowjetunion. Zudem nahmen Bürger aus Italien, dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei an der Umfrage teil.

"Schaffe, schaffe, Häusle baue", so Andreas J. Zehnder, der Vorstandsvorsitzende des Verbandes, das gelte offenbar "für Deutsche türkischer Abstammung genauso wie für Deutsche schwäbischer Abstammung". Er wertet das Ergebnis als Zeichen guter Integration: "Das Bekenntnis zum Wohneigentum zeigt in besonderer Weise, wie sehr sie hier verwurzelt sind und unser Land bereichern." Das ist für ihn auch insofern eine gute Nachricht, als in früheren Jahren laut Angaben des Verbandes oft Geld in Deutschland gespart wurde, dann aber für den Hausbau in der früheren Heimat verwendet wurde. "Wohneigentumspolitik kann ein gutes Stück erfolgreicher Integrationspolitik sein", sagt Zehnder.

Großstadtnah, wenig Raum

Die Studie zeigt außerdem weitere interessante Ergebnisse: Menschen mit Migrationshintergrund wohnen eher großstadtnah und teilen sich weniger Raum mit mehr Menschen. Und: Nur 16 Prozent der Befragten haben mehr als 3500 Netto-Einkommen pro Haushalt.

Das Ergebnis als gute Nachricht zu sehen, führt dennoch zu weit. Zum einen fand die Online-Umfrage auf Deutsch statt. Dass da ohnehin Menschen antworten, die gut integriert sind, ist wahrscheinlich. Zum anderen hat ein Großteil der Befragten die deutsche Staatsbürgerschaft und lediglich Eltern oder Großeltern, die als Gastarbeiter in den 1960er Jahren hergekommen sind. Diejenigen ohne eigene Migrationserfahrung machen aber statistisch nur etwa ein Viertel der in Deutschland lebenden Migranten aus.

Hinzu kommt, dass nur vier Prozent der Befragten türkische Wurzeln beziehungsweise sieben Prozent einen türkischen Pass haben, während diese Gruppe mit mehr als 1,5 Millionen Mitbürgern den größten Migrantenanteil stellt. Und die Österreicher, die in der Umfrage die größte Gruppe ohne deutsche Staatsbürgerschaft ausmachen, sind nicht eben die Gruppe, die Politiker nennen, wenn sie sich um Integration sorgen.

Viel bezeichnender ist eine Zahl, die das Statistische Bundesamt im Juni genannt hat ( PDF): Die Eigentümerquote liegt dort zwar bei 40 Prozent für Deutsche mit Migrationshintergrund - aber bei 28,7 Prozent für Ausländer.

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