Seit 2003:Immer weniger  Mietschuldner

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In den vergangenen Jahren hatten Wohnungsunternehmen kaum noch Rückstände, berichtet der Verband GdW. Das liegt an der guten wirtschaftlichen Lage in Deutschland, aber nicht nur.

Von Marianne Körber, Berlin

Wer eine Wohnung sucht, weiß es: Die meisten Vermieter verlangen eine Selbstauskunft. Sie wollen bei den Mieteinnahmen auf Nummer sicher gehen und überprüfen die Bonität der künftigen Bewohner. Um die ist es nicht in jedem Fall gut bestellt, denn etwa drei Millionen Haushalte gelten als überschuldet. Nach einer Hochrechnung des Statistik-Portals Statista wurden 2015 etwa 6,72 Millionen Privatpersonen in Deutschland als überschuldet oder "nachhaltig zahlungsgestört" eingestuft, etwas mehr als in den vergangenen Jahren.

Aber es gibt auch eine gute Entwicklung: Die Mietschulden gehen immer weiter zurück, berichtet der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW). Registrierten die im GdW organisierten 3000 Wohnungsunternehmen 2003 noch 757 Millionen Euro Mietschulden, lagen diese im vergangenen Jahr nur noch bei 387 Millionen Euro. Dementsprechend hat sich der Anteil der Mietschulden an den jährlichen Gesamtmieteinnahmen seit 2003 von 4,4 Prozent auf 2,0 Prozent mehr als halbiert.

"Die positive Entwicklung hängt mit der wirtschaftlich stabilen Lage in Deutschland zusammen", erklärt GdW-Präsident Axel Gedaschko. Er vermutet, dass dieser Trend anhalten, sich künftig aber verlangsamen werde. Dass die Mietschulden in den vergangenen Jahren kleiner wurden, führt der Verband auch auf das professionelle Vermietungs- und Mietschuldenmanagement der Unternehmen zurück sowie auf die Beratungs- und Betreuungsangebote für säumige Zahler. Hier werde inzwischen das Maximum getan. Zum einen wird also das Geld stärker eingetrieben, zum anderen gibt es mehr Hilfe für Mieter in Not. Die Wohnungsunternehmen kooperieren hier auch mit öffentlichen Schuldnerberatungen und sozialen Einrichtungen. So arbeiteten die Vermieter darauf hin, dass Mietrückstände gar nicht erst dauerhaft entstünden.

Um Mietschulden vermeiden zu können, sei es aber ebenso wichtig, dass Vermieter vor Abschluss eines Mietvertrags prüfen könnten, ob die Bewerber "zahlungsfähig und zahlungswillig" seien. Vermieter müssten entsprechende Bonitätsauskünfte einholen dürfen, was schließlich auch zum Schutz der Mieter sei. Hier habe es in den vergangenen Jahren Bestrebungen gegeben, die Auskunftsrechte einzuschränken, nach Ansicht des Verbands der falsche Weg. Gefragt werden darf also nach dem Arbeitgeber und dem durchschnittlichen Nettoeinkommen. Beides muss wahrheitsgemäß beantwortet werden; nur so kann der Vermieter einschätzen, ob jemand die neue Wohnung auch bezahlen kann. Die westdeutschen GdW-Unternehmen hatten Ende 2015 etwa 181 Millionen Euro Mietschulden in ihren Büchern, die ostdeutschen 205 Millionen Euro.

Der GdW vertritt als größter deutscher Branchendachverband kommunale, genossenschaftliche, kirchliche, privatwirtschaftliche, landes- und bundeseigene Wohnungsunternehmen. Diese bewirtschaften laut Verband sechs Millionen Unterkünfte für mehr als 13 Millionen Menschen. Die im GdW organisierten Unternehmen stehen damit für knapp 30 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland.

© SZ vom 05.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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