Robert Benmosche:Neuer AIG-Chef ist schon amtsmüde

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Millionen-Boni und Milliarden-Verlust? Das geht nicht, befand die US-Regierung und begrenzte die Gehälter. Doch jetzt gibt es neue Probleme.

Moritz Koch

Es war klar, dass es eine Gratwanderung werden würde. Die Entscheidung der amerikanischen Regierung, Obergrenzen für Gehälter bei staatlich gestützten Unternehmen einzuziehen, mag populär, ja politisch sogar notwendig gewesen sein - doch sie verkompliziert die Sanierung der angeschlagenen Konzerne.

Für AIG wäre der Verlust von Robert Benmosche ein schwerer Rückschlag. (Foto: Foto: AP)

Die Schlagzeilen um die Rücktrittsgedanken des neuen AIG-Chefs Robert Benmosche, die dieser Tage in den USA Gesprächsstoff liefern, sind Vorboten auf das, was den Konzernkontrolleuren in Washington noch bevorsteht.

Festgehalt von drei Millionen Dollar

Benmosche ist nach nur drei Monaten beim einst weltweit größten Versicherungskonzern amtsmüde. Grund für seine Frustration, sagt er, sei die Einmischung der Regierung in die Gehaltspolitik des Konzerns. Kenneth Feinberg, der Gehaltsaufseher der Obama-Regierung, hatte im Oktober verordnet, die Festgehälter von Topmanagern bei Unternehmen wie AIG, Citigroup, Bank of America und General Motors im laufenden Jahr auf 500.000 Dollar zu begrenzen.

Benmosche selbst, der ein Festgehalt von drei Millionen Dollar ausgehandelt hat, blieb davon ungerührt. Aber er fürchtet, AIG werde seine besten Mitarbeiter verlieren, da er sie nicht "marktgerecht" bezahlen darf. Gehaltsgrenzen seien somit eine "Barriere bei der Wiederherstellung des Unternehmenswerts". Zwar hat Benmosche seine Rücktrittsdrohung inzwischen zurückgenommen. Er bleibe AIG verpflichtet, versicherte er. Doch das Hin und Her hat große Wellen geschlagen.

Für AIG wäre der Verlust Benmosches ein schwerer Rückschlag. Das Krisenunternehmen, das wie kein anderes für Missmanagement und Milliardenlöcher steht und in den vergangenen zwei Jahren drei Vorstandschefs verschlissen hat, schuldet der US-Regierung 90 Milliarden Dollar. Ohne Kontinuität an der Konzernspitze wird AIG kaum eine Geschäftsstrategie entwickeln können, mit der die Rückzahlung der Staatshilfen gelingen kann.

Die oppositionellen Republikaner, die Obama noch vor Monaten dafür verdammt hatten, dass er der Gier an der Wall Street keinen Einhalt gebiete, lassen sich nun von Benmosches Murren inspirieren. Die Regierung setze die Investments der Steuerzahler aufs Spiel, indem sie ein unhaltbares Wirtschaftsklima schaffe, grollt es von rechts. Eines ist sicher: Die Debatte um die Gehaltspolitik wird Obama noch lange beschäftigen, denn die Staatshilfen werden auf Jahre hinaus nicht zurückgezahlt werden können. Gerade im Fall von AIG.

© SZ vom 14.11.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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