Putzkräfte:Saubere Sache

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Gute und zuverlässige Helfer sind vor allem in den Städten sehr begehrt. Die meisten von ihnen arbeiten schwarz. Internetplattformen und Apps sollen den Weg zu einer legalen Beschäftigung ebnen.

Von Ingrid Weidner

Die Wollmäuse huschen über das Parkett. Auch das trübe Licht, das durch die mit Feinstaub überzogenen Fenster ins Zimmer fällt, schmälert die Freude über die Wohnung am Feierabend. An einem sonnigen Wochenende wirkt das vernachlässigte Zuhause wie eine einzige Anklage. Was tun? Selbst Staubsauger und Putzlappen aus der Abstellkammer holen oder jemanden suchen, der sich um den Schmutz kümmert? Viele Haushalte gönnen sich eine Putzkraft - viele davon allerdings in Schwarzarbeit. In den vergangenen Jahren ist es leichter geworden, auch auf legalem Weg Haushalthilfen zu finden.

Schätzungsweise 1,3 Millionen Beschäftigte übernehmen hierzulande haushaltsnahe Aufgaben wie Putzen, Bügeln oder Aufräumen, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln vor einigen Jahren herausgefunden hat. Den Anteil der illegal beschäftigten Reinigungskräfte schätzen Experten auf 80 bis 90 Prozent. Das legt auch die Zahl von nur 284 000 angemeldeten Minijobbern in Privathaushalten nahe. Zwar sind 20 Prozent der entstandenen Kosten über die Einkommenssteuer absetzbar, doch dieser Steuervorteil führte zu keinem Boom bei den Anmeldungen, wie Holger Schäfer vom IW Köln erläutert.

Haushalt und Putzkraft finden sich auf ganz unterschiedlichen Wegen. Manchmal empfiehlt ein Kollege "seine Putzperle", andere stöbern in den Kleinanzeigen ihrer Tageszeitung oder im Internet. Elke Wieczorek vom Netzwerk Haushalt, Berufsverband der Haushaltsführenden (DHB) rät, sich vorher genau zu überlegen, für welche Aufgaben eine Hilfskraft gesucht wird. "Schreiben Sie vorher auf, was zu tun ist, was Sie erwarten, und sehen Sie sich die Zeugnisse kritisch an", rät die stellvertretende Präsidentin des Verbands. "Vereinbaren Sie eine Probezeit und schließen Sie einen Arbeitsvertrag ab."‟ Ausreichende Sprachkenntnisse erleichtern die Zusammenarbeit, betont die Expertin. "Die eigene Wohnung ist ein sensibler Arbeitsbereich, die Person kommt nah an die Familie heran", gibt Wieczorek zu bedenken. Deshalb rät sie auch, ein polizeiliches Führungszeugnis einzufordern.

Das Portal der Minijobzentrale bietet einen unbürokratischen Service

Ende des vergangenen Jahres ging die Plattform Haushaltsjobbörse ( www.haushaltsjob-boerse.de) der Minijobzentrale online. Dort können Suchende und Arbeitskräfte kostenlos inserieren. Die Rubriken Haushalt, Garten, Kinder, Senioren und Tiere stehen zur Auswahl. Hinter dem Angebot steht die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See in Bochum, die auch die Website der Minijobzentrale ( www.minijob-zentrale.de) betreut. Momentan fehlen für manche Regionen noch Offerten, doch die Anbieter hoffen, dass sich das kontinuierlich verbessert. Beide Informationsangebote sollen mit sanftem Druck die Bereitschaft erhöhen, Reinigungskräfte legal zu beschäftigen. Der Fragebogen umfasst nur eine Seite, lässt sich online ausfüllen und fragt nur wenige Daten ab. Zweimal im Jahr werden die gesetzlich vorgeschriebenen 14,54 Prozent Steuern vom Arbeitgeber eingefordert. Minijobber können sich für freiwillige Beiträge zur Rentenversicherung entscheiden.

In den gezahlten Steuern ist auch eine Unfallversicherung für die Putzkraft inbegriffen. Haushaltsunfälle beim Fensterputzen oder anderen Arbeiten sind keineswegs selten. Verletzt sich die Putzkraft bei der Schwarzarbeit, bekommt der Auftraggeber schnell Probleme. Selbst wenn sich ohne Anmeldung Geld sparen lässt, kann ein Unfall teuer werden, denn die Krankenkasse fragt genau nach dem Unfallhergang. Nicht immer funktioniert die Notlüge, es sei im eigenen Haushalt passiert. Dann fordert die Versicherung natürlich vom Arbeitgeber eine Kostenerstattung. "Schon im eigenen Interesse des Auftraggebers ist das ein starkes Argument für die Anmeldung", sagt eine Sprecherin der Minijobzentrale. Immerhin registrierten sich bisher 284 000 Haushalte, und jedes Jahr kommen circa 20 000 weitere hinzu.

Außerdem droht dem Auftraggeber eine Anzeige. Der Zoll fahndet regelmäßig in Firmen und auf Baustellen nach illegal Beschäftigten. Private Wohnungstüren bleiben den Zollbeamten zwar verschlossen. Anders sieht es jedoch nach einem Unfall aus. Putzfaulen, die ihre Hilfskraft bar entlohnen, droht zwar keine Gefängnisstrafe, doch die Ordnungswidrigkeit und das verhängte Bußgeld von bis zu 5000 Euro belasten die Haushaltskasse beträchtlich.

Private Vermittler setzen vor allem auf Apps. Sie bauen ihr Angebot stetig aus

Im Netz werben inzwischen einige Vermittlungsplattformen für die einfache Buchung einer Reinigungskraft, sei es online am PC oder mit einer App auf dem Smartphone. Das vor einem Jahr in Berlin gegründete Start-up "Helpling" ist eines dieser Angebote. Wer eine Putzkraft sucht, gibt auf der Website Postleitzahl, den gewünschten Termin und die Wohnungsgröße an. Die Preise liegen bei circa zwölf Euro pro Stunde, mindestens zwei Stunden müssen Kunden buchen. Jede Putzkraft arbeitet selbständig mit Gewerbeschein. "Alle unsere Dienstleister füllen zuerst auf unserer Website einen Fragebogen aus, und unsere Mitarbeiter führen anschließend ein telefonisches Gespräch", sagt Benedikt Franke, einer der beiden Gründer von Helpling. Inzwischen haben sich einige Tausend Putzkräfte registriert. Kunden zahlen mit Kreditkarte oder PayPal und erhalten eine Rechnung per E-Mail, die den steuerlich absetzbaren Anteil ausweist. Außerdem haben die Putzkräfte eine Unfall- und Haftpflichtversicherung. Die Plattform nimmt ihnen das Rechnungsschreiben ab und hilft bei der Kundengewinnung. Für diesen Service kassiert Helpling 20 Prozent Provision.

Franke räumt ein, dass das Geschäftsmodell nur funktioniert, wenn beide Seiten zufrieden sind und der Service regelmäßig gebucht wird. "Unser größter Konkurrent ist der Schwarzmarkt", sagt Franke und ergänzt: "Wir wollen mehr Transparenz in den Markt bringen und haushaltsnahe Dienstleistungen professionalisieren."‟ Das Angebot kommt besonders gut in Großstädten wie Berlin oder München an. Mittlerweile bietet Helpling den Dienst in 75 deutschen Städten an. Franke hat reichlich Investorengelder eingesammelt und arbeitet mit seinen 240 Mitarbeitern daran, den Service auch in Kleinstädten zu etablieren.

© SZ vom 05.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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