Optionsgeschäfte:Hedge-Fonds knöpfen sich Porsche vor

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Es war der Coup des Börsenjahres 2008: Über Optionen stieg Porsche groß bei VW ein. Hedgefonds wurden auf dem falschen Bein erwischt - nun klagen sie.

Eine Reihe von Hedge-Fonds bereitet nach Informationen der britischen Wirtschaftszeitung Financial Times (FT) Klagen gegen Porsche wegen der Spekulationen mit VW-Aktien vor.

Porsche gibt sich unschuldig: "Wir haben uns immer vergewissert, dass wir alle rechtlichen Vorschriften einhalten." (Foto: Foto: Reuters)

Rechtsanwälte, die die Hedge-Fonds vertreten, sagten der FT, dass zurzeit an einer Vielzahl von Klagen gearbeitet werde. Allerdings befänden sich die Vorbereitungen meist noch in einem frühen Stadium.

Der Branchenverband Aima unterstütze die Fonds. Seit vergangener Woche berate er seine Mitglieder in der Frage, welche rechtlichen Möglichkeiten sie gegen den schwäbischen Autobauer haben.

Auch Familienunternehmen prüfen Klage

Wie die Zeitung weiter schreibt, werfen die Investoren dem Sportwagenbauer vor, Kursausschläge bei der VW-Aktie provoziert zu haben, durch die die Fonds vergangenes Jahr hohe Milliardenbeträge verloren. Neben den Fonds prüfen dem Bericht zufolge auch Familienunternehmen, die auf die VW-Aktie spekulierten, mögliche Schadensersatzansprüche, sagte ein Anwalt der Zeitung.

Bis zu 20 Investoren könnten letztlich an verschiedenen Gerichtsständen Ansprüche geltend machen, hieß es. Andere Anwälte sagten, es seien sogar noch mehr Fonds, die Klagen vorbereiten. Wenn es zu Prozessen kommt, dann wohl nicht vor dem Sommer.

Die Investoren warteten noch die Ermittlungen der deutschen Finanzaufsicht Bafin zu möglichen Marktmanipulationen ab. Gleichwohl glauben die Fonds derzeit nicht, dass die Behörde tatsächlich gegen Porsche vorgeht. Porsche bestreite dies: "Wir haben uns immer vergewissert, dass wir alle rechtlichen Vorschriften einhalten. Wir sehen keine Grundlage für Gerichtsprozesse gegen uns", teilte der Sportwagenhersteller der Zeitung mit.

Porsche hatte im Oktober überraschend bekanntgegeben, rund 75 Prozent der VW-Anteile zu kontrollieren. Die Stuttgarter hatten sich den Zugriff auf die Aktien durch umstrittene Optionsgeschäfte gesichert - und damit die üblichen Meldepflichten umgangen. Viele Hedge-Fonds wurden durch die Nachricht kalt erwischt. Durch sogenannte Leerverkäufe hatten sie in der Hoffnung auf fallende Kurse in großem Stil geliehene VW-Aktien verkauft.

Hastige Nachkäufe

Durch die Nachricht, dass sich das Angebot an VW-Aktien wegen der heimlichen Aufkaufaktion Porsches stark verknappt hatte, gerieten die Hedge-Fonds in die Bredouille: Sie mussten nun hastig bei dramatisch steigenden Kursen Anteile kaufen, um ihren Verpflichtungen aus den Leihgeschäften nachzukommen.

In der Folge explodierte der Wert der VW-Aktie. Das Papier vervielfachte seinen Wert innerhalb weniger Tage und kostete zeitweise mehr als 1000 Euro. Zuletzt kostete der Titel 215 Euro.

© sueddeutsche.de/dpa-AFX/pak/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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