Neubau-Serie:Fernblick zum Nachbarn

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Im Münchner Westen entsteht Wohnraum für 800 Menschen. Geplant sind fünf Gebäude mit 14500 Quadratmeter Fläche.

Von Sebastian Hepp

In Pasing östlich der Lipperheidestraße wird ein modernes Quartier mit 340 Wohnungen errichtet. 22 500 Quadratmeter an Grundstücksfläche sind für 192 frei finanzierte Mietwohnungen vorgesehen, die der Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF), eine Stiftung des öffentlichen Rechts, auf dem knapp sechs Hektar großen Areal bauen wird. Nach dem Konzept des WAF sind fünf Gebäuderiegel geplant, die insgesamt über 14 500 Quadratmeter Wohnfläche verfügen werden.

Mit seinem Bauvorhaben in der Lipperheidestraße setzt der WAF auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit. Überdurchschnittlich große, barrierefreie Wohnungen mit Raumhöhen von etwa 2,60 Metern und Freisitzen zu beiden Seiten sollen zudem "eine besondere Lebensqualität" schaffen. Geplant haben das Wohnquartier Kupferschmidt Architekten aus München, deren Entwurf von Gebäuderiegeln in massiver Klinkerfassade sich 2017 in einem Planungswettbewerb gegen sieben Konkurrenten durchsetzte. Es sollen Ein- bis Vierzimmerwohnungen zwischen 34 und 125 Quadratmetern realisiert werden, mehr als die Hälfte von ihnen werden nach Angaben der Stiftung familiengerechte Einheiten mit drei und vier Zimmern sein. Zehn Wohnungen sind zudem rollstuhlgerecht geplant.

"Wir vom WAF sind an einer gemischten Mieterstruktur interessiert. Daher haben wir bei der Flächenplanung mehr Freiraum gewährt", erläutert Michael Kuemmerle, Vorsitzender der Geschäftsführung des WAF. Fast zwei Drittel aller Wohnungsgrundrisse bei dem Projekt in Pasing-Obermenzing seien sogenannte durchgesteckte Grundrisse - durch ihre Anordnung sei die Küche mit dem Wohnzimmer sowie mit dem Freisitz im Süden verbunden und erlaube einen natürlichen Lichteinfall von beiden Seiten. Außerdem gebe es "natürlich belichtete und belüftete Bäder", wie Peter Kupferschmidt von Kupferschmidt Architekten hinzufügt.

Und noch eine Besonderheit hebt der Architekt hervor: Bei der Ausrichtung der Gebäude sowie der Balkone und Loggien habe man sich weniger an der Sonne orientiert als an der zentralen Frage der Kommunikation. So habe jeder Balkon ein Pendant an der ihm gegenüberliegenden Fassade. Mieter benachbarter Gebäude hätten daher über den Balkon "Zugang zum intimen Kommunikationsbereich des Innenhofs" und könnten überdies zu Nachbarn im gegenüberliegenden Gebäude Kontakt aufnehmen.

Neben den ebenfalls zueinander orientierten Privatgärten seien auch gemeinschaftlich genutzte Spiel- und Freiflächen geplant, um die Kommunikation und Begegnung zusätzlich zu unterstützen. Private Mietgärten, begrünte Dachbereiche und eine hohe Grünausstattung sollen eine urbane Alternative zum Haus auf dem Land bieten, wie es in der Projektbeschreibung heißt. Und weiter: Um eine natürliche Verbindung zwischen dem städtischem Wohngebiet und der Natur zu schaffen, werden die öffentlichen Grünanlagen im Osten so gestaltet, dass sie wie ein fließender Übergang in die freie Flur wahrgenommen werden.

Im vierten Quartal dieses Jahres soll mit den Rohbauarbeiten für die fünf Gebäuderiegel begonnen werden, mit der Erteilung der Baugenehmigung wird in Kürze gerechnet. Fertiggestellt werden soll das gesamte Projekt, zu dem auch 203 Tiefgaragen- und 405 Fahrradstellplätze gehören, bis zum 4. Quartal 2020. Über die Höhe der künftigen Mieten in den 192 Einheiten macht der WAF keine näheren Angaben, laut Kuemmerle bewegten sie sich jedoch "im ortsüblichen Rahmen".

Neben dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds errichten noch zwei weitere Bauherren Mietwohnungen in dem neuen Quartier an der Lipperheidestraße: So wird sich südlich des WAF -Komplexes ein in der Architektursprache identischer Riegel der Stadibau GmbH anschließen, in dem Mietwohnungen für Staatsbedienstete entstehen. In einem Gebäude ebenfalls auf der Südseite wird die als Grandl GbR firmierende Familie der ortsansässigen Grundstückseigentümer etwa 30 Prozent der 340 geplanten Mieteinheiten in dem Quartier als öffentlich geförderte Wohnungen erstellen.

In einem weiteren Gebäude dort wird die Landeshauptstadt München (Referat für Bildung und Sport) eine Kita mit Kinderkrippen- und Kindergartenplätzen bauen, wie der WAF mitteilt. Komplettiert wird das Ensemble schließlich durch drei Punkthäuser im Norden des Quartiers, in denen die Grandl GbR dem Vernehmen nach frei finanzierte Mietwohnungen geplant hat.

© SZ vom 07.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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