Neubau-Serie:Betreuung statt Baumarkt

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In Gersthofen bei Augsburg entsteht bis 2021 ein neues Quartier - auch für Senioren.

Von Sebastian Hepp

Alle Wege führen nach Rom, aber nur manche zum "Römertor" nach Gersthofen. Man erreicht das Areal dieses erst entstehenden Wohnquartiers an der Stadtgrenze zu Augsburg entweder über die Römerstraße, einen Ausläufer der berühmten altrömischen "Via Claudia". Oder man kommt von der geschichtsträchtigen schwäbischen Metropole aus über die Augsburger Straße dorthin. Über viele Jahre stand auf dem 15 000 Quadratmeter großen Grundstück ein Baumarkt. Die Frage, ob in der Antike hier möglicherweise Atriumhäuser nach römischem Vorbild standen, in denen erholungsbedürftige Bürger im Sanarium (Sauna), Sudatorium (Dampfschwitzbad) oder im Warmwasserbecken der Badekultur frönten, dürfte sich angesichts dieser Nutzung kaum jemand gestellt haben. Erst recht nicht in den letzten Jahren, als das Areal eine eher unansehnliche Brachfläche war.

Dafür soll auf dem Grundstück nun ein Gebäudeensemble entstehen, das Menschen neuen Wohnraum bietet. Errichten wird es die Zima Immobilienentwicklung GmbH, ein österreichisches Unternehmen mit Hauptsitz in Dornbirn und Niederlassungen im deutschsprachigen Alpenraum, darunter auch in München-Grünwald. Das Besondere an dem Projekt: Insgesamt sind auf dem Areal nicht nur 119 Eigentumswohnungen geplant, sondern auch 90 Mieteinheiten für betreutes Wohnen. Erstere werden sich auf sieben vier- bis fünfgeschossige Punkthäuser verteilen. Letztere hat die Zima "unbefristet an die Johanniter vermietet, die sie ihrerseits an die künftigen Bewohner untervermieten wird", wie Dieter Stähele, Projektleiter der Zima Holding AG, erläutert.

Die Ein- bis Vierzimmerwohnungen für Senioren sind im Westriegel des Areals vorgesehen. In den Obergeschossen befinden sich Wohnungen, im Erdgeschoss werden verschiedene Serviceeinrichtungen untergebracht, die die Bewohner nutzen können, erläutert Stähele das Konzept. Sie müssten mit den Johannitern einen Betreuungsvertrag abschließen, der je nach Bedarf ein bestimmtes Leistungspaket beinhalte. "Grundleistung ist immer der Notruf. Es sind aber auch verschiedene Extraleistungen wie etwa die Physiotherapie, die ärztliche Betreuung, eine Tagespflege, ein Wäscheservice oder die Versorgung mit gekochten Gerichten buchbar", führt er weiter aus. Und er will auch gleich einem möglichen Missverständnis vorbeugen: "Bei den Mietern wird es sich nur um solche handeln, die noch selbständig wohnen, im Notfall aber Hilfe vor Ort beanspruchen können."

Die Wohnungsgrößen reichen von 36 Quadratmetern im Kleinapartment bis hin zu 90 Quadratmetern in der Vierzimmerwohnung. "Wir wollen durch leicht entfernbare oder einfügbare Wände die baulichen Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Johanniter die Wohnungen je nach dem Bedarf der Mieter auch vergrößern oder verkleinern können", sagt der Projektleiter. Beim Auszug oder beim Tod eines Ehepartners etwa könne dem anderen dann der Umbau, alternativ vielleicht auch der Umzug in eine kleinere Wohnung, bei wachsendem Wohnraumbedarf die Schaffung zusätzlicher Flächen ermöglicht werden.

Den Westriegel mit den betreuten Wohnungen will die Zima laut Stähele zunächst in ihrem Bestand halten. Das Unternehmen sei aber auf der Suche nach einem Investor in Pflegeeinrichtungen, der diesen Komplex mitsamt dem Betreuungsmodell übernehme.

Das Angebot bei den Eigentumswohnungen reiche von 45-Quadratmeter-Apartments bis hin zu Fünfzimmerwohnungen oder Penthouse-Wohnungen mit 110 Quadratmetern und Dachterrasse, sagt Dieter Weiß, Geschäftsführer der Zima Immobilienentwicklung GmbH. 15 von den 119 Eigentumswohnungen - so die Auflage der Stadt Gersthofen - seien nach einem mit ihr vereinbarten Fördermodell zu vergeben. Das soll auch Interessenten mit geringeren Einkommen den Kauf einer Wohnung ermöglichen.

Wegen der unterschiedlichen Gebäudehöhen und einer speziellen Ausrichtung der Häuser zueinander zeichne sich das Quartier "Römertor" durch eine eigene Architektursprache aus, so Stähele. Die teils vier-, teils fünfgeschossigen Punkthäuser im Innenbereich mit ihren zwölf bis 14 Wohnungen verfügten über 16 mal 16 Meter große Balkone und über Terrassen. Der siebengeschossige Eckturm im Westriegel soll das "Eingangstor" zum neuen Wohnquartier symbolisieren. Für die Planung und Gestaltung der Gebäude im Quartier sind Schulze Architekten aus Augsburg verantwortlich.

Die Preise für die Eigentumswohnungen bewegen sich laut Stähele zwischen 200 000 und 500 000 Euro. Die Quadratmeterpreise lägen "im Schnitt unter 5000 Euro" und damit "unter den Quadratmeterpreisen von vergleichbaren Wohnungen in Augsburg" (nach seinen Angaben 6500 bis 6700 Euro).

Die Zima hat für die Freiflächengestaltung auf dem Areal Kübert Landschaftsarchitekten aus München beauftragt. "Man hat hier viel Wert auf die Freiflächen gelegt", sagt Geschäftsführer Weiß. Der Innenbereich des Ensembles ist ihm zufolge autofrei. Im neuen Quartier wird es eine Tiefgarage mit 291 Stellplätzen und zwei Einfahrten (von Süden und von Westen her) geben. Baustart für das neue Quartier ist spätestens im März dieses Jahres, fertiggestellt werden soll es bis Anfang des vierten Quartals 2021.

© SZ vom 20.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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