Mietwohnungen:Raus aufs Land

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Als Direktor des Verbandes bayerischer Wohnungsunternehmen vertritt Hans Maier vor allem kommunale Wohnungsunternehmen und Genossenschaften. (Foto: Andreas Heddergott; VdW)

In Bayern sollen mehr Mietwohnungen entstehen. Kommunale Wohnungsfirmen und Genossenschaften fordern eine neue Regionalförderung.

Von Andreas Remien

Ein Grußwort in Peißenberg, eine Feier in Günzburg, eine Rede in Regensburg. Hans Maier vom Verband bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW) ist derzeit viel in Bayern unterwegs. Weil sich viele Genossenschaften nach dem Ersten Weltkrieg gründeten, stehen im Terminkalender des Verbandsdirektors zahlreiche 100-Jahr-Feiern. Immer öfter geht es dann nicht nur um die historischen Verdienste, sondern auch darum, wie heute mehr bezahlbare Wohnungen entstehen können. Die werden nämlich längst nicht mehr nur in den Metropolen gebraucht.

"Preisgünstige Mietwohnungen sind mittlerweile in nahezu allen bayerischen Städten knapp", sagt Maier. Sein Verband vertritt vor allem kommunale Unternehmen und Genossenschaften, also jene Akteure, die sich besonders stark im sozialen Wohnungsbau engagieren. Das allerdings wird immer schwieriger. "Das größte Problem sind die Grundstücke", betont der Verbandsdirektor. Entweder es gibt sie nicht, oder die Flächen sind so teuer, dass darauf keine günstigen Mietwohnungen entstehen können. Sozial orientierte Unternehmen sind daher darauf angewiesen, dass sie Baugrundstücke günstiger bekommen.

Einige Kommunen wie München verkaufen daher schon lange nicht mehr zum Höchstpreis, sondern machen Konzeptausschreibungen. Vor allem in kleineren Städten fehle aber oft noch das Bewusstsein dafür, dass die Kommune eine Steuerungsaufgabe habe. Dabei wird Maier auf seiner Tour durch Bayern immer wieder mit Berichten konfrontiert, dass vor allem junge Leute aus kleineren Kommunen wegziehen müssen, weil es dort keine preisgünstigen Mietwohnungen gibt. "Diese Leute fehlen dann in den Orten, den Kultureinrichtungen, Trachtenvereinen oder der freiwilligen Feuerwehr", sagt Maier. Mehr Unterstützung bekommen die Kommunen nun vom Bund. Für die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) gilt seit diesem Jahr eine neue Richtlinie, nach der Kommunen Grundstücke vergünstigt kaufen und an Genossenschaften, Private oder kommunale Unternehmen weitergeben können - mit der Auflage, günstige Mietwohnungen zu bauen. "Das ist ein wichtiger Schritt", sagt Maier.

In anderen Orten Bayerns bauen die kommunalen Unternehmen und Genossenschaften nicht, weil die Mieten zu niedrig sind und die Projekte nicht kostendeckend wären. Zum Beispiel in Teilen Ober- und Unterfrankens oder der Oberpfalz. Obwohl dort viele Märkte entspannt sind und einige Gemeinden schrumpfen, brauche es dort dennoch Wohnungsbau, ist Maier überzeugt. Zwar gebe es dort leer stehende Häuser - diese seien aber oft alt und unattraktiv. "Wenn man die Menschen im Ort behalten und die Regionen aktivieren möchte, muss man dort modernen und preisgünstigen Wohnraum schaffen", sagt Maier. Die jetzigen Instrumente seien dafür aber nicht ausreichend. "Wir brauchen daher dringend eine andere Regionalförderung", fordert Maier, "gerade, wenn die Ballungsräume entlastet werden sollen." Wenn die ländlichen Räume attraktive Mietwohnungen bieten, so das Kalkül, würden damit auch Metropolen wie München oder Nürnberg entlastet.

Selbst wenn ein kommunales Unternehmen oder eine Genossenschaft ein Grundstück hat und die Fördermittel ausreichend sind, bedeutet das aber noch nicht, dass es mit dem Projekt auch losgehen kann. Denn es wird immer schwieriger, Handwerker und Bauunternehmen zu finden. "Die Bauwirtschaft ist an ihrer Kapazitätsgrenze", sagt Maier. Wie man das ändern kann? "Nur durch Kontinuität und Planungssicherheit", ist der Verbandsdirektor überzeugt. Der Bund und das Land müssten ihre Fördermittel langfristig festzurren. Nur dann würden Wohnungs- und Bauunternehmen ihre Kapazitäten erhöhen, also zum Beispiel Mitarbeiter einstellen. "Wenn die bayerische Landesregierung bis 2025 eine halbe Million Wohnungen bauen will, dann muss sie auch bis dahin die Mittel zusagen", fordert Maier.

Vom Bund erhoffen sich die Wohnungsunternehmen, dass die erarbeiteten Ideen umgesetzt werden. Dazu gehört laut Maier zum Beispiel, dass Bauen nicht noch komplizierter wird. "Wir brauchen eine Baukostenbremse", sagt der Verbandsdirektor. Was es eher weniger brauche, sind die vielen neuen Kommissionen, die vor Kurzem ihre Arbeit aufgenommen haben. "Wir hatten in der vergangenen Regierung schon viele Kommissionen", sagt Maier. Diskussionen habe es genug gegeben, meint der Verbandsdirektor. "Wir müssen endlich handeln."

© SZ vom 07.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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