Landesbanken:Die BayernLB wird den Sparkassen unheimlich

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Die bayerischen Sparkassen wollen nicht alle Risiken für die BayernLB alleine schultern. Über die Zukunft des Konzerns wird nach der Landtagswahl entschieden.

Thomas Fromm und Klaus Ott

Michael Kemmer hofft in diesen Tagen auf einen ruhigen Sommer. Auf Monate, in denen der im März zum Vorstandschef der Bayerischen Landesbank (BayernLB) berufene Finanzmanager nicht dauernd erklären muss, was aus dem halbstaatlichen Kreditinstitut werden soll.

Bayerischer Löwe mit scharfen Zähnen: Die BayernLB und ihre Risiken machen den Sparkassen Sorgen. (Foto: Foto: ddp)

Es wäre aber nur die Ruhe vor dem Sturm. Nach der Landtagswahl Ende September in Bayern und nach dem Abflauen der weltweiten Finanzkrise - wann auch immer das sein wird - wird das Thema Bankenfusionen wieder ganz oben auf die Agenda rücken. Das weiß Kemmer, und das wissen die Eigentümer der BayernLB, das Land Bayern und die Sparkassen des Freistaats. Vorgefühlt wird daher jetzt schon.

"Jeder redet mit jedem über alles", heißt es aus Kreisen der BayernLB. Kemmer selbst hatte erst am Montag bei einer Tagung in Frankfurt erklärt, der Konsolidierungsdruck führe mittelfristig zu weniger Landesbanken. Allerdings gebe es hier noch "keinen Königsweg" - es würden "verschiedene Wege eingeschlagen".

Vor einem halben Jahr glaubte die CSU-Regierung in München noch, die BayernLB könne alleine bestehen. Sparkassenpräsident Siegfried Naser, der einen Zusammenschluss mit der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zu einer SüdLB anstrebt, musste eine Abfuhr hinnehmen. Inzwischen ist die CSU-Regierung selbst stark verunsichert, was aus der BayernLB werden soll.

Und das nicht nur wegen der Milliardenrisiken infolge der weltweiten Finanzkrise und der Angriffe der Opposition wegen der spät eingestandenen Belastungen. Einen Tag bevor Kemmer zum Antrittsbesuch bei Ministerpräsident Günther Beckstein in der Staatskanzlei vorbeischaute, hatten die Beamten dort notiert, was man vom Vorstandschef wissen wolle. Kemmer solle "ehrlich sagen", ob eine "Stand-alone-Lösung" (Alleinstellung) der BayernLB vorstellbar sei oder "keine Zukunft hat". Käme auch eine Fusion mit der Landesbank Hessen-Thüringen in Betracht?

Finanzierung steht

Kemmers grundsätzliches Ja zur Konsolidierung ist ganz im Sinne von Naser. Der will die Bankenkrise nutzen, um seinen Traum von einer Großbank zu verwirklichen. Bereits Ende Februar hatte Naser "vertraulich" an Kemmer geschrieben: "Ganz offen: Sparkassen und Kommunen sehen in der BayernLB zunehmend ein Klumpenrisiko, das sie gerne in einer größeren Südbank aufgehoben wissen möchten." Es gehe um die Frage nach einem "tragfähigen Zukunftsmodell der Kernbank".

Diese Frage hat Naser längst beantwortet. Sein Modell für eine Südbank: Die Sparkassen kaufen dem Freistaat dessen Anteil an der Landesbank für vier Milliarden Euro ab. 1,5 Milliarden Euro werden über die Landesbodenkreditanstalt verrechnet, die aus der BayernLB herausgelöst wird und beim Freistaat bleibt. Danach könnten die Sparkassen Anteile an der BayernLB verkaufen, etwa nach Baden-Württemberg, oder Tochterbanken wie die DKB, und so die restlichen 2,5 Milliarden Euro finanzieren.

Im Hintergrund werden längst nicht nur Fusionen mit anderen Landesbanken durchgespielt. Seit Wochen soll es Annäherungsversuche mit der österreichischen Großsparkasse Erste Bank geben. Ziel: Sollte die Fusion mit der LBBW aus politischen Gründen scheitern, hätte man eine zweite Option in der Hinterhand. Allerdings hatten die Wiener ein Interesse an der BayernLB zuletzt dementiert. Seit Monaten betont die Erste Bank, selbst keine Subprime-Belastungen zu haben. Nach einem Zusammengehen mit der BayernLB würde sich dies wohl schlagartig ändern.

© SZ vom 11.06.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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