Lagerhallen mit Ladestation:Besser angeschlossen

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Bei DHL sind schon Elektrofahrzeuge im Einsatz. Sie werden in den Logistikzentren aufgeladen. Andere Spediteure wollen nun nachziehen. (Foto: Thilo Schmuelgen/Reuters)

Nach DHL bereiten sich auch andere große Logistiker auf den Einsatz von Elektrofahrzeugen vor. 2025 soll der Durchbruch kommen, erwartet die Unternehmensberatung McKinsey.

Von Bärbel Brockmann

Der Diesel ist in Verruf geraten. Nicht nur wegen des Abgas-Skandals, sondern auch, weil die von Dieselmotoren ausgestoßenen Stickoxide in einigen deutschen Innenstädten die zulässigen Höchstgrenzen regelmäßig überschreiten. Es drohen Fahrverbote. Die Dieselproblematik hat der Elektromobilität einen kräftigen Schub gebracht, davon sind viele Experten überzeugt. Auch der Einsatz von Elektrofahrzeugen für gewerbliche Zwecke ist dadurch ins Blickfeld geraten. Denn noch immer fahren die allermeisten Transporter der Kurier-, Express- und Paketdienste mit Diesel. Wie sollten da bei Fahrverboten die Waren vom großen Lager am Stadtrand in die Innenstadt kommen? "Der Dieselskandal hat die Automobilbauer wachgemacht. Seitdem legen sie auch für gewerbliche Fahrzeuge ein hohes Tempo in der Elektromobilität hin", sagt Kuno Neumeier, Geschäftsführer des auf Logistikimmobilien spezialisierten Beratungsunternehmens Logivest.

Für E-Lastwagen braucht es mehr als nur zusätzliche Ladesäulen

Bisher ist das Angebot an Elektro-Nutzfahrzeugen sehr dünn. Das ist auch der Grund dafür, dass die Deutsche Post DHL selbst eines baut - besser gesagt eine Firma gekauft hat, die für sie den sogenannten Streetscooter herstellt. Etwa 4700 dieser Elektrofahrzeuge sind inzwischen im Einsatz. Mehr und mehr kommen auch etablierte Hersteller auf den Plan. Ford baut für DHL einen Elektro-Kleinlaster auf der Basis seines Transit-Modells, der eine Nummer größer ist als der Streetscooter. Konkurrent Hermes beschloss mit Daimler-Benz eine Kooperation, nach der Daimler ein kleineres Elektro-Nutzfahrzeug entwickelt, und das Versandunternehmen von 2018 an 1500 Stück abnehmen wird. Zuletzt kündigte der Vorreiter in Sachen Elektromobilität, der amerikanische Unternehmer Elon Musk mit seiner Firma Tesla, sogar den Bau eines großen Lkws mit Elektroantrieb an. Sobald ein Teil des Fuhrparks aus Elektroautos besteht, muss die Infrastruktur der Logistikimmobilien entsprechend angepasst und erweitert werden. Denn die Batterien der Elektrofahrzeuge müssen aufgeladen werden. Die Entwickler und Betreiber entwickeln daher Konzepte, wo und wie sie Ladestationen bauen. Außerdem müssen dafür Netzanschlüsse, Leitungen und Transformatoren bereitgestellt werden. Bei DHL werden die Streetscooter über Nacht in den Zustellzentren aufgeladen. Aktuell hat DHL schon mehr als 5700 Ladepunkte an etwa 400 Standorten in Deutschland installiert. "Wir haben zum einen bestehende Standorte mit der notwendigen Ladeinfrastruktur nachgerüstet. Zum anderen ist an neuen Standorten die Ausrüstung mit einer entsprechenden Infrastruktur für unsere E-Fahrzeuge obligatorisch", sagt Unternehmenssprecherin Sarah Preuß.

Auch bei Hermes wird an einem Lade-Konzept gearbeitet, damit alles fertig ist, wenn die ersten Elektrofahrzeuge von Daimler demnächst eingesetzt werden. Der zum Otto-Konzern gehörende Paketversender plant und baut derzeit neun neue Logistikzentren und berücksichtigt an jedem neuen Standort die Erfordernisse der neuen Elektrofahrzeuge. Anfang November fand der erste Spatenstich für ein sehr nah an der Innenstadt gelegenes Logistikzentrum in Hamburg statt - eine ideale Lage, um das Center zu einem Modellprojekt für den Einsatz von Elektrofahrzeugen zu machen, wie es bei Hermes heißt. "Dieses Logistikzentrum wird dann ans Netz gehen, wenn auch die ersten Serien-Elektrofahrzeuge kommen werden. Deshalb ist die Planung dort schon sehr konkret. Wir werden mit den E-Autos flächendeckend starten, aber Hamburg wird ganz vorn mit dabei sein", sagt Alexander Bartelt, der bei Hermes für Nachhaltigkeit zuständig ist.

Die elektrischen Lieferautos werden keine Emissionen ausstoßen, wenn sie in den Städten auf der sogenannten letzten Meile Pakete zustellen. Ob sie aber tatsächlich klimaneutral fahren, hängt davon ab, ob sie mit grünem oder herkömmlichem Strom aufgeladen werden. Zwar haben viele Lagerhallen der neuen Generation schon Photovoltaikanlagen auf dem Dach. Für die Versorgung einer Fahrzeugflotte reicht der dort erzeugte Ökostrom aber nicht aus. Über eigene Windräder oder andere Anlagen für erneuerbare Energie wird auch schon nachgedacht. Derzeit lädt DHL seine Streetscooter mit Ökostrom, der einen genauen Herkunftsnachweis vorweisen kann. Damit soll nur Strom verfahren werden, der nachweislich aus erneuerbaren Energien stammt. Das Gleiche will auch Hermes. "Wir werden nur Strom einsetzen, der nach dem sehr anspruchsvollen Grüner-Strom-Label der Umweltverbände zertifiziert ist", sagt Bartelt.

Nach einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey zur Entwicklung von elektrisch angetriebenen Nutzfahrzeugen ist weltweit eine Zunahme erkennbar. Der Durchbruch werde 2025 kommen, denn dann gebe es endlich genügend E-Modelle auf dem Transportmarkt und ein etabliertes und flächendeckendes Ladesystem. Neben kleinen und mittelgroßen Lieferfahrzeugen könnten dann auch schwere 40-Tonner kostengünstig mit Strom fahren. Darauf müssen sich Betreiber von Logistikimmobilien frühzeitig einstellen. Denn das Aufladen der großen Batterien für die Reichweite der schweren Trucks erfordert mehr als nur zusätzliche Ladesäulen. Es wird auch darum gehen, die Lkw-Batterien schon während des Be- und Entladens an den Toren ans Netz zu hängen. Wichtig ist vor allem Flexibilität. "Die Lagerhallen der Zukunft müssen elektrische Fahrzeuge aller Art, vom E-Bike bis zum Truck jederzeit und überall mit Strom versorgen können", sagt Kuno Neumeier von Logivest.

© SZ vom 15.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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