Ladenmieter:"Alle suchen in den Toplagen"

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Joachim Stumpf ist seit 1988 Unternehmensberater für Handelsfirmen und seit 2007 Geschäftsführer bei der BBE Handelsberatung mit Sitz in München. (Foto: BBE)

Die Nachfrage nach Geschäften in den Zentren steigt. Neben den klassischen Einzelhändlern wollen auch Onlineanbieter und Hersteller Präsenz zeigen, sagt Joachim Stumpf, Geschäftsführer der BBE Handelsberatung.

Interview von Stefan Weber

SZ: Auch in den Toplagen von Berlin, München oder Düsseldorf klagen viele Händler inzwischen über sinkende Kundenfrequenzen, weil vermehrt online eingekauft wird. Trotzdem bleiben Ladenlokale in Eins-a-Lagen stark gefragt. Wie passt das zusammen?

Joachim Stumpf: Neue Nachfrager heizen den Wettbewerb um gute Verkaufsflächen an. Zum einen suchen viele Hersteller wie beispielsweise Nivea, Adidas oder Lego den direkten Kontakt zum Kunden. Zum anderen möchten sich immer häufiger auch Onlinehändler mit eigenen Läden präsentieren. Obendrein drängen verstärkt internationale Anbieter insbesondere aus dem Modebereich auf den deutschen Markt. Und alle suchen ein gut geschnittenes Ladenlokal in den Toplagen der Metropolen. Aber auch Städte mit weniger als 100 000 Einwohnern können für expansionswillige Händler interessant sein, wenn sie andere Trümpfe aufweisen.

Welche müssen das sein?

Die Zentralität, also die Magnetwirkung in der Region, muss groß sein. Wichtig ist auch die Konkurrenzsituation in der Stadt: Wie viel Verkaufsfläche gibt es? Lockt möglicherweise ein Shopping-Center die Kunden vor die Tore der Stadt? Wie weit ist das nächste Zentrum entfernt? Wie ist die demografische Entwicklung? Gibt es Zuzug? Die Antworten auf solche Fragen entscheiden am Ende die Standortfrage.

Das heißt, kleine Städte im Umkreis großer Zentren mit schwindender Einwohnerzahl werden es schwer haben.

Ja, das Gefälle zwischen starken und schwachen Standorten wird größer werden. Oft erfolgt der Abstieg einer einst florierenden Stadt schleichend: Zwei, drei renommierte namhafte Filialisten ziehen aus. Die Läden stehen eine Weile leer, die Mieten sinken - bis sie auch für Billigläden bezahlbar sind.

Wie lässt sich dieser Prozess stoppen?

Zunächst müssen sich die Ladenbetreiber fragen, ob sie genug tun, um vom Kunden als attraktive Einkaufsstätte wahrgenommen zu werden. Das betrifft die Gestaltung ihres Ladens ebenso wie ihre Marketingaktivitäten. Zusätzlich sind aber auch die Städte in der Pflicht. Sie müssen dafür sorgen, dass die Menschen gerne in die City kommen. Dazu gehört, dass die Kommunen Themen wie Sauberkeit, Sicherheit und auch Sonntagsöffnung engagierter angehen.

Aber es können nicht alle gewinnen. Am Ende werden viele Standorte auf der Strecke bleiben .

Es wird Standorte geben, an denen sich künftig kein Einzelhandel mehr betreiben lassen wird. Dort muss man über andere Nutzungen nachdenken, als Büro- oder Gastronomiefläche beispielsweise.

© SZ vom 10.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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