Kurz vor dem Start des Gesundheitsfonds haben weitere Krankenkassen angekündigt, ihren Mitgliedern einen Teil des von 2009 an fälligen Beitragssatzes von 15,5 Prozent zurückzuzahlen.
Bereits in der vorigen Woche hatte die Knappschaft Bochum, die mit 1,5 Millionen Versicherten zu den großen Kassen zählt, sich dieses Ziel gesetzt. Ähnlich äußerten sich nun mehrere Betriebs- und Innungskrankenkassen sowie die Direktkasse BIG.
BIG: Günstigste Krankenkasse Deutschlands
"Unser erklärtes Ziel ist es, den Versicherten 2009 eine Prämie auszuzahlen", sagte eine Sprecherin der Direktkasse BIG. Mit einem Beitragssatz von 13,4 Prozent (inklusive 0,9 Prozent Sonderbeitrag, den nur die Versicherten zahlen) ist die BIG nach eigenen Angaben derzeit die günstigste Krankenkasse in Deutschland.
Kosten spart sie vor allem, weil sie als Direktkasse keine Geschäftsstellen betreibt, sondern nur über Telefon und Internet zu erreichen ist. "Dieser Vorteil bleibt erhalten, und den werden wir weitergeben", sagte eine Sprecherin. Nach einer Umfrage des Focus planen außerdem die Handelskrankenkasse HKK, die BKK exklusiv, BKK IHV, IKK Südwest Direkt sowie IKK Südwest-Plus Rückerstattungen.
"120 Euro für das Gesamtjahr 2009"
Optimistisch äußerte sich auch die BKK Braun Melsung. "Nach unseren Berechnungen können wir jedem Versicherten 2010 pauschal 120 Euro für das Gesamtjahr 2009 zurückerstatten", sagte der Vorstandsvorsitzende Peter Klufmöller der Süddeutschen Zeitung. Die BKK Braun Melsung könne aufgrund ihrer großen regionalen Marktmacht mit Ärzten und Krankenhäusern besonders günstige Tarife aushandeln.
Als traditionelle Betriebskrankenkasse, die nur den Mitarbeitern des Medizintechnikkonzerns B. Braun und deren Familien offensteht, hat die BKK Braun zwar nur 17.000 Versicherte, trotzdem liegt ihr Marktanteil in Nordhessen bei 20 Prozent und damit höher als der mancher Großkassen.
Marktanteil und Verwaltungskosten spielen in den Kalkulationen der Krankenkassen eine wichtige Rolle. Daneben wird sich aber auch der neue kasseninterne Finanzausgleich, der ebenfalls 2009 startet, stark auf die Position der Kassen auswirken. Er soll dafür sorgen, dass Kassen mit besonders vielen alten und kranken Mitgliedern nicht schlechter gestellt sind als solche mit einer vergleichsweise gesunden Klientel.
Spitzenverband warnt vor zu viel Optimismus
Für Versicherte mit bestimmten Krankheiten erhalten die Kassen deshalb einen Zuschlag. Wie hoch dieser ausfällt, wird sich aber erst im November entscheiden, was die Planung für die Krankenkassen gegenwärtig erschwert. "Keine Krankenkasse kann derzeit seriös kalkulieren", klagt ein Sprecher der DAK.
Die DAK geht aber davon aus, dass sie als Kasse mit vergleichsweise vielen älteren Mitgliedern von dem Ausgleich profitieren wird. So will die mit einem Beitragssatz von 15,4 Prozent schon heute vergleichs-weise teure Kasse vermeiden, dass ihre Mitglieder einen Zusatzbeitrag zahlen müssen.
Der Spitzenverband der Krankenkassen warnte vor zu viel Optimismus. Rückerstattungen werde es nur in Ausnahmen geben. "Wir gehen vielmehr davon aus, dass im kommenden Jahr mehrere Kassen Zusatzbeiträge erheben werden", sagte ein Sprecher. Der Fonds sei finanziell unzureichend ausgestattet.