Kabel Deutschland:Die Börse als Chance

Kabel Deutschland geht an die Börse, und auch wenn eine Aktie nur 22 Euro kostet: Das mühsame Debüt kann ein Segen sein.

Martin Hesse

Auf den ersten Blick ist die Rechnung für den Finanzinvestor Providence nicht aufgegangen. Die Amerikaner bringen an diesem Montag einen Teil ihrer Firma Kabel Deutschland (KDG) an die Börse. Mit dem Preis von 22 Euro, der am unteren Ende der Angebotsspanne liegt, schrammt Providence knapp an einer Blamage vorbei.

Für die KDG-Eigentümer und andere Börsenkandidaten wäre es ein herber Schlag gewesen, hätte der Kandidat kurz vor dem Debüt zurückziehen müssen. Das bleibt Providence und KDG zwar erspart. Jedoch hätte der Finanzinvestor Kabel Deutschland womöglich zu einem besseren Preis komplett verkaufen können. Bei dem jetzigen Ausgabepreis wird KDG mit fünf Milliarden Euro inklusive Schulden bewertet, Interessenten wie BC Partners hätten etwa 5,2 Milliarden Euro geboten, heißt es.

Dennoch könnte sich der Weg, den Providence jetzt beschreitet, für die Firma wie auch für die Eigentümer noch als segensreich erweisen.

Erstens hätte ein neuer Finanzinvestor als Eigentümer der Firma womöglich noch höhere Schulden aufgebürdet. Zweitens erschließt sich KDG über die Börse neue Finanzierungskanäle für Übernahmen und wichtige Investitionen. Positiv ist auch, dass Kabel Deutschland als börsennotierte Firma detaillierter Rechenschaft ablegen muss. Außerdem erhöht der Konzern seinen Bekanntheitsgrad bei den Kunden.

DasWichtigste aber: Providence bleibt Mehrheitseigentümer bei KDG und hat somit einen starken Anreiz, die Firma weiterzuentwickeln und die hohen Schulden abzubauen, um später für die restlichen Anteile einen höheren Preis erzielen zu können. Gelingt dies, würde sich die gewählte Taktik für Eigentümer und Firma doch noch auszahlen.

© SZ vom 22.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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