Hypo Real Estate:Verluste, immer nur Verluste

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Alle Staatshilfen, Bad-Bank-Auslagerungen und Führungswechsel fruchten nicht: Die Hypo Real Estate schreibt immer noch tiefrote Zahlen. Und dann ist da noch - Irland.

Die Hypo Real Estate (HRE) ist ein Milliardengrab. Und auch wenn es nach der Übernahme durch den Bund und der Gründung einer Bad Bank so aussieht, als seien die schlimmsten Zeiten vorüber, steckt die HRE immer noch tief in der Verlustzone.

Die HRE macht weiter enorme Verluste. (Foto: Rainer Jensen/dpa)

In den ersten neun Monaten lag das Minus vor Steuern im Konzern bei 1,1 Milliarden Euro. Allein im dritten Quartal summierte sich der Verlust auf 408 Millionen Euro vor Steuern. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit einem Fehlbetrag von 709 Millionen Euro sei dies aber eine deutliche Verbesserung. "Der Konzern hat im dritten Quartal von der leichten Erholung der Märkte profitiert", sagte HRE-Chefin Manuela Better.

Vor allem die Vorsorge für den Ausfall von Krediten sei zurückgegangen. Die Zahlen zeigten aber auch den Erfolg bei der Restrukturierung und Neuausrichtung des Konzerns, erklärte Better. Die 50-Jährige stand seit dem Rücktritt von Axel Wieandt im März zunächst als Interims-Chefin an der Spitze der HRE und wurde am Montag vom Aufsichtsrat offiziell zur Vorstandsvorsitzenden ernannt.

Die HRE betonte, dass ihrer Einschätzung nach das Ergebnis wegen der Gründung der Abwicklungsanstalt Anfang Oktober nur bedingt auf zukünftige Quartale übertragbar ist. In die sogenannte Bad Bank hat die HRE milliardenschwere Altlasten ausgelagert und ihre Bilanz damit bereinigt. Für das vierte Quartal und das Gesamtjahr rechnet die HRE dadurch im Kerngeschäft, in dem sie jetzt als Deutsche Pfandbriefbank auftritt, mit einem Gewinn.

Allerdings ist das Problemgeschäft der HRE nicht aus der Welt, sondern nur auf die "Bad Bank" umgebucht. Dort dürften nach Einschätzung von Experten noch lange Zeit hohe Verluste anfallen, da viele Kredite eine lange Laufzeit haben. Unter anderem verwaltet die Abwicklungsanstalt Griechenland-Anleihen, die zurzeit wegen der schwierigen Lage des Landes kaum handelbar sind. Durchschnittlich haben die Anleihen eine Laufzeit von rund 20 Jahren.

Irland als besonderes Risiko

Der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge ist auch das Engagement der HRE beim Krisenstaat Irland groß. Sie habe per 31. März 2010 Forderungen gegenüber dem irischen Zentralstaat und den Gebietskörperschaften von 10,3 Milliarden Euro gehabt. Zähle man alle Titel in Irland, Griechenland, Portugal und Spanien zusammen, bange die HRE um rund 35,5 Milliarden Euro.

Die HRE war nach einer dramatischen Notlage im Herbst 2008 mit Hilfen von mehr als 100 Milliarden Euro gerettet und vor gut einem Jahr verstaatlicht worden. Für die Hilfen musste die HRE dem Bund mehrere hundert Millionen Euro an Garantiegebühren zahlen. Allein im dritten Quartal 2010 wendete die HRE für Garantien des staatlichen Bankenrettungsfonds Soffin 139 Millionen Euro auf.

Insgesamt verbuchte sie seit dem Beginn der Krise vor zwei Jahren mehr als 1,2 Milliarden Euro an Aufwendungen gegenüber dem Bund. Ein Großteil dieser Summe ist bereits gezahlt worden, für den Rest bildete die HRE Rückstellungen. Die Garantiegebühren sind vergleichbar mit Gebühren für Bankbürgschaften, die im Privatkundengeschäft beispielsweise für Mietkautionen ausgegeben werden, wenn die Kaution nicht auf ein Konto eingezahlt wird.

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