Hypo Real Estate:HRE-Chef Wieandt geht im Streit

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Chaos bei HRE: Axel Wieandt verlässt die Krisenbank nach Differenzen mit dem neuen Eigentümer - dem Bund.

C. Busse, C. Hulverscheidt, T. Fromm und M. Hesse

Chefwechsel bei der angeschlagene Krisenbank Hypo Real Estate (HRE): Konzernchef Axel Wieandt reichte am Donnerstag völlig überraschend seinen Rücktritt ein. Die Nachfolge an der HRE-Spitze soll kommissarisch Manuela Better antreten, teilte das Institut mit. An diesem Freitag will die Bank die Bilanz für 2009 vorstellen.

Hintergrund der brisanten Personalie sind offenbar vehemente Auseinandersetzungen zwischen Wieandt, 43, und dem Bund, der über den Bankenrettungsfonds Soffin die Bank im Herbst 2009 komplett übernommen hatte. Wieandt und der Soffin hätten "Differenzen über die weitere strategische Ausrichtung der Bank", hieß es.

Mehr Gehalt gefordert

Aus Sicht der Bundesregierung seien die Pläne des Konzernchefs zu risikoreich gewesen. Wie aus unternehmensnahen Kreisen verlautet, sei auch die Höhe der HRE-Vorstandsgehälter Thema gewesen. Nach SZ-Informationen habe Wieandt vom Soffin verlangt, dass seine Topmanager und er hohe Boni-Zahlungen erhalten sollen.

"Es ging darum, gute Leute zu halten, damit diese erfolgreich das riskante Geschäft zurückfahren," so ein Insider. Das Finanzministerium vertritt dagegen die Auffassung, Boni könnten dem Steuerzahler in diesen Zeiten nicht zugemutet werden.

Wegen der massiven staatlichen Hilfen sind die Gehälter des Vorstands auf 500.000 Euro gedeckelt. Die HRE war im Herbst 2008 nur mit staatlichen Hilfen und Bürgschaften von zusammen mehr als 100 Milliarden Euro vor dem sicheren Aus bewahrt worden. Die Bank hatte sich zuvor, unter anderem mit der irischen Pfandbrieftochter Depfa, massiv verspekuliert.

Manuela Better übernimmt Führung

Soffin-Chef Hannes Rehm bedauerte Wieandts Entscheidung. Der Manager habe "mit der Stabilisierung der HRE und der Einleitung der Restrukturierung des Konzerns während der Finanzmarktkrise eine überaus schwierige Aufgabe übernommen und hierbei sehr gute Arbeit geleistet", erklärte Rehm. Der HRE-Aufsichtsratsvorsitzende Bernd Thiemann dankte Wieandt.

Manuela Better, 49, soll nun die Bank kommissarisch leiten. Die gebürtige Münchnerin ist seit Februar 2009 Vorstandsmitglied und bisher für das Risikomanagement der HRE zuständig. Bei der HRE ist sie aber bereits seit deren Gründung im Jahr 2003 tätig. Zuvor arbeitete sie wie der ehemaligen HRE-Chef Georg Funke für die Hypo-Vereinsbank-Gruppe. Ob Better auch langfristig die Bank führen wird, ist offen. Über die Nachfolge Wieandts werde der Aufsichtsrat dann "zu gegebener Zeit" entscheiden, teilte die HRE mit.

Die für diesen Freitag angesetzte Bilanzpressekonferenz wird Wieandt aber nicht mehr leiten. Er sei mit sofortiger Wirkung von seinen Pflichten entbunden, teilte die Bank mit. Finanzkreisen zufolge hat die Bank im vergangenen Jahr einen Vorsteuerverlust von leicht unter 2,5 Milliarden Euro hinnehmen müssen. 2008 hatte der Vorsteuerverlust bei 5,4 Milliarden Euro gelegen. Damals war die Bank im Zuge der Schieflage bei der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers in einen massiven Liquiditätsengpass geraten.

Ein Zusammenbruch der HRE hätte zu weltweiten Verwerfungen an den Finanzmärkten geführt, die nach Ansicht von Experten noch dramatischer gewesen wären als die Folgen der Lehman-Pleite. Im Oktober 2008 war Wieandt, Strategiechef und Vertrauter des Deutsche-Bank-Vorsitzenden Josef Ackermann, als Sanierer nach München gekommen. Wieandt, der aus einer Bankiersfamilie kommt, war stets zurückhaltend, Auftritte in der Öffentlichkeit, wie etwa bei der Hauptversammlung der HRE, waren selten. "Ob die Sanierung der HRE gelingt, muss sich erst noch zeigen," sagt er im Januar 2009.

© SZ vom 26.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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