HSH Nordbank:Dr. No und eine gefährliche Überweisung

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Die HSH Nordbank hatte nach der Lehman-Pleite 45 Millionen Euro an Goldman Sachs transferiert. Jetzt zeigen interne Unterlagen: womöglich zu unrecht.

Martin Hesse

Die HSH Nordbank und ihr Chef Dirk Jens Nonnenmacher werden wegen der umstrittenen Millionen-Überweisung an die Investmentbank Goldman Sachs erneut belastet.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen der umstrittenen Überweisung an Goldman Sachs unter anderem gegen HSH Nordbank-Chef Nonnenmacher. (Foto: Foto: ddp)

Aus internen Unterlagen, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen, geht hervor, dass die juristische Abteilung der HSH klar darauf hingewiesen hat, dass die Bank nicht zu einer Zahlung von 45 Millionen Euro an Goldman Sachs im Zusammenhang mit der Pleite von Lehman Brothers verpflichtet gewesen wäre.

Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt wegen dieser Überweisung gegen Verantwortliche der HSH, unter anderem gegen Nonnenmacher. Ein Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC hat Nonnenmacher, der damals Finanzvorstand war, von der Mitverantwortung für die Überweisung freigesprochen.

Goldman Sachs hatte für Forderungen gegenüber Lehman Brothers bei der HSH Nordbank eine Kreditausfallversicherung (CDS) über 50 Millionen Euro abgeschlossen.

"Klar und unzweifelhaft"

Der Vertrag endete am 20. September, fünf Tage nach der Pleite von Lehman. Nach den Regeln des Internationalen Derivateverbandes ISDA hätte Goldman 14 Tage später, also bis zum 4. Oktober, den Schaden bei der HSH anmelden müssen, um Anspruch auf die Auszahlung der Versicherung zu haben. Goldman meldete sich erst am 13. Oktober, dennoch beschloss der HSH-Vorstand am 10. November, 45 Millionen Dollar an Goldman zu überweisen.

Die HSH hat bislang argumentiert, die juristische Position sei unklar und das Risiko, sich auf eine juristische Auseinandersetzung mit Goldman einzulassen, zu groß gewesen. In einer internen Analyse der Londoner Rechtsabteilung der Bank heißt es jedoch, "Goldmans Verpflichtung, den Schaden innerhalb von 14 Kalendertagen nach Ablauf des Vertrages zu melden, ist klar und unzweifelhaft, und wenn unsere Entscheidung vor englischen Gerichten angefochten wird, hat Goldman keine Erfolgsaussichten."

n Finanzkreisen hatte es nach dem Bekanntwerden der Überweisung geheißen, die HSH sei auf Druck von Goldman eingeknickt. Wäre sie in den Ruf geraten, sie könne ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, hätte dies im Herbst 2008 das Ende der HSH bedeuten können.

© SZ vom 01.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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