Griechenland: Finanzmisere:Das große schwarze Loch

Lesezeit: 2 min

Erst war es nur eine Befürchtung, jetzt steht fest: Das griechische Haushaltsdefizit ist höher als bislang bekannt. Nothilfen werden damit immer wahrscheinlicher.

Athen kommt einfach nicht zur Ruhe. Seit kurzem tagen Vertreter von IWF und EU, um das gemeinsame Hilfspaket für den maroden Mittelmeerstaat festzuzurren. Und die Befürchtung, dass griechische Defizit könne noch viel höher sein als bislang bekannt, saß irgendwie mit am Verhandlungstisch. Jetzt steht fest: Die Schuldenkrise Griechenlands ist schwerer als bisher bekannt.

Akropolis in Athen: Das Staatsdefizit ist noch um einiges größer als bislang bekannt. (Foto: Foto: dpa)

Im vergangenen Jahr belief sich das griechische Haushaltsdefizit auf 13,6 Prozent der Wirtschaftsleistung - das war deutlich mehr als die bislang gemeldeten 12,7 Prozent, teilte das Europäische Statistikamt Eurostat in Luxemburg mit.

Es ist bereits die dritte Korrektur des griechischen Defizits innerhalb eines Jahres. Ende 2009 hatte die neugewählte griechische Regierung die Vorhersage für das Staatsdefizit auf 12,7 Prozent des BIP verdoppelt. Später besserte Athen die Zahl auf 12,9 Prozent nach.

Am Rand der Staatspleite

Das Defizit schraubt sich möglicherweise abermals nach oben: Wegen noch nicht bekannter Daten aus der Sozialversicherung könnte der Wert nochmals um bis zu 0,5 Prozentpunkte steigen, berichteten die Statistiker.

Damit wird immer wahrscheinlicher, dass Griechenland die von den Euro-Ländern in Aussicht gestellten Kredite von bis zu 30 Milliarden Euro in Anspruch nehmen muss.

Griechenland könnte vor der Aktivierung des Hilfspakets Kreisen zufolge einen kurzfristigen Überbrückungskredit von europäischen Ländern erhalten. "Es gibt eine Klausel, wonach kurzfristige Kredite möglich sind bis der Mechanismus aktiviert ist", sagte ein hochrangiger griechischer Regierungsvertreter. "Das ist aber theoretisch, es gibt keine solche Entscheidung oder Notwendigkeit."

Die neuesten Defizitzahlen belegen, dass Griechenland sich an den Rand der Staatspleite manövriert hat. 2009 beliefen sich die Schulden des Euro-Landes auf 273 Milliarden Euro und damit auf 115 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die griechische Regierung hat bereits angekündigt, dass sie dennoch an den bestehenden Sparzielen festhalten will. In diesem Jahr will Athen das Defizit um vier Prozentpunkte des Bruttoinlandsprodukts senken. Dazu hat sie ein drastisches Sparprogramm aufgelegt, das unter anderem Gehalts-und Rentenkürzungen sowie Steuererhöhungen vorsieht.

Abwärts, immer abwärts

Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit von Griechenland um eine Stufe gesenkt. Die Bonitätsnote für griechische Staatsanleihen werde von bisher "A2" auf "A3" reduziert, teilte die Agentur mit. Und: Eine weitere Abstufung sei möglich.

Die Agentur begründete ihr Vorgehen damit, dass Griechenland für den Schuldendienst jetzt mehr bezahlen müsse als bisher angenommen. Erst Anfang April hatte die Ratingagentur Fitch die Bonitätsnote für griechische Staatsanleihen bei weiter negativem Ausblick um zwei Stufen auf "BBB-" reduziert. Ende des vergangenen Jahres hatte auch die Ratingagentur Standard & Poor's ihr Rating auf "BBB+" verringert.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Athen in Not
:Griechische Tragödie

Griechenland steht kurz vor dem Finanzkollaps und ächzt unter einem Schuldenberg. Die wichtigsten Wortmeldungen zur griechischen Trägödie. In Bildern.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: