Goldman Sachs:Bekenntnisse des "fabelhaften Fab"

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Die US-Börsenaufsicht wirft Goldman Sachs Anlagebetrug vor. Pikante E-Mails offenbaren nun die Verstrickungen der Banker.

M. Koch, New York

Die Sprache des Bankers ist zynisch, dreist und unverschämt. Und sie lässt tief in die verkommene Unternehmenskultur an der Wall Street blicken. In den USA sind am Wochenende bisher unveröffentlichte E-Mails des Goldman Sachs-Mitarbeiters Fabrice Tourre aufgetaucht.

Banker von Goldman Sachs sollen Kunden faule Wertpapiere angedreht haben. (Foto: Foto: Reuters)

Die Börsenaufsicht SEC hat Tourre und seinen Arbeitgeber wegen Anlagebetrugs verklagt. Die Bank und der Banker, der sich selbst den "fabelhaften Fab" nennt, sollen Klienten, darunter die deutsche Mittelstandsbank IKB, faule Wertpapiere angedreht haben. Die nun ans Licht gekommenen E-Mails bestärken diesen Verdacht.

Sein Chef habe ihm gesagt, das Immobiliengeschäft sei "vollkommen tot", schreibt Tourre im März 2007, als er die Anlageprodukte vom Typ Abacus zusammensetzte, die im Prinzip eine Wette auf eine positive Entwicklung des Häusermarktes waren. All die "armen kleinen sozialschwachen Kreditnehmer" würden das "nicht mehr all zu lange aushalten".

Zerstörter Ruf

In einer anderen E-Mail jubelt der heute 31-Jährige: "Mir ist es gelungen, ein paar Abacus-Papiere an Witwen und Waisen zu verkaufen, die ich am Flughafen getroffen habe." Gelegentlich wurde allerdings selbst der "fabelhafte Fab" nachdenklich: "Wir haben ein Ding erschaffen, das keinen Sinn erfüllt und hoch theoretisch ist." Das erinnere ihn an Frankenstein, der sich gegen seinen Schöpfer wende.

Mit dieser Metapher sollte Tourre Recht behalten: Die Immobiliendeals haben sich gegen Goldman gewendet. Sie könnten zu empfindlichen Strafzahlungen führen und drohen, den Ruf des Instituts zu zerstören. Am Dienstag soll Goldman-Chef Lloyd Blankfein vor einem Senatsausschuss vernommen werden. Blankfein hatte bislang behauptet, nicht auf den Zusammenbruch des amerikanischen Immobilienmarktes spekuliert zu haben.

Doch nun hat der Senat ein internes Schreiben des Goldman-Chefs veröffentlicht. "Natürlich sind auch wir nicht von dem Hypotheken-Chaos verschont geblieben", heißt es darin. Damit nicht genug: Dem Wall Street Journal zufolge verkauften fünf Goldman-Manager Unternehmensanteile, als sie von der Börsenaufsicht im Juli 2009 über die Ermittlungen in Kenntnis gesetzt wurden. Später trennten sie sich von Goldman-Aktien im Wert von 65,4 Millionen Dollar. Insiderdeal nennt man so etwas.

© SZ vom 26.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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