Globaler Trend:Zum Essen ins Einkaufszentrum

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Jeder Dritte will im Shopping-Center vor allem satt werden und Kaffee trinken. Und erwartet beste Qualität.

Von Marianne Körber

Einkaufen? Gern, aber viele Menschen gehen ins Shopping-Center, weil sie dort essen und trinken wollen. Genauer gesagt: Fast jeder Dritte besucht aus diesem Grund die Konsumzentren, wie eine Studie der CBRE Group ergeben hat. Die Immobilienberatungsfirma befragte dafür 22 000 Personen in 22 Ländern der Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika.

Deutschland liegt im internationalen Vergleich im Mittelfeld; hier suchen 24 Prozent der Konsumenten Shopping-Center in erster Linie wegen des gastronomischen Angebots auf, ergab der erstmals erstellte Report "Food and Beverage in Shopping Centres". Andere Länder, andere Sitten: In Norwegen etwa kommen nur elf Prozent zum Essen und Trinken ins Einkaufszentrum, in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Südafrika, aber auch in der Türkei und Rumänien dagegen jeder Zweite. Warum die Gewohnheiten so unterschiedlich sind, erklärt Ralf Bönnemann, Director Shopping-Center Leasing Germany bei CBRE: "In Deutschland spielt der innerstädtische Einzelhandel noch eine stärkere Rolle, die gastronomischen Angebote sind hier breiter verteilt." In Dubai beispielsweise spiele sich der Einzelhandel vor allem innerhalb der Mega-Malls ab, die wiederum oft an Freizeit- und Vergnügungsparks angebunden seien.

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Auch wer eigentlich zum Essen ins Shopping-Center kommt, kauft anschließend oft noch etwas ein. Über alle Länder hinweg erklärten das 40 Prozent der Befragten, in Deutschland 31 Prozent, Tendenz auch hierzulande steigend. In Deutschland lassen die Besucher übrigens im Durchschnitt 55,10 Euro pro Person im Einkaufszentrum, davon werden 12,20 Euro für Essen und Trinken ausgegeben.

Die Shopping-Center seien heutzutage mehr als reine Einkaufstempel, meint Jan Linsin, Leiter Immobilienmarktforschung bei CBRE. Für die Betreiber bedeute das, sie müssten sich auf die gestiegenen Ansprüche der Konsumenten einstellen und ein umfangreiches und hochwertiges Nahrungsangebot liefern. "Man kann den Kunden nicht zum x-ten Mal einen faden Einheitsbrei auftischen", sagt Linsin. Kreativität sei gefragt, und das ebenso bei der Nutzung neuer Technologien, damit der Kunde beispielsweise seine Pizza individuell-virtuell zusammenstellen könne.

An der Essensqualität hapert es offenbar noch. 67 Prozent aller Befragten haben innerhalb der vergangenen zwölf Monate in einem Shopping-Center gegessen, aber nur sieben Prozent von ihnen fanden das Angebot "hervorragend". Woran fehlt's? Viele wünschen sich mehr gesunde Nahrung und Bio-Lebensmittel (45 Prozent), ein Drittel hätte gern neue, unabhängige Restaurant-Konzepte. In den Zentren lediglich Top-Marken anzubieten, reiche künftig nicht mehr aus. "Die Verbraucher verlangen ein wirkliches Einkaufs- und Genusserlebnis", sagt Bönnemann. Wird ihnen das geboten, sind sie auch bereit, Geld auszugeben und - vor allem - wiederzukommen.

© SZ vom 04.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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