Gewerbeimmobilien:Von Krise keine Spur

Lesezeit: 1 min

Ob Büro, Hotel oder Lagerhalle: Gewerbeimmobilien bleiben begehrt. Ein wesentlicher Grund für den anhaltenden Boom in der Branche sind die niedrigen Zinsen.

Von Andreas Remien

Ist der Boom bald vorbei? Werden die Preise für Immobilien sinken? Wird vielleicht sogar eine Blase platzen? Diese Fragen beschäftigen auch in diesem Jahr vor der Messe Expo Real wieder die Immobilienbranche. Passiert ist in den vergangenen Jahren: nichts. Keine Krise, keine Blase. Auch in diesem Jahr ist die Nachfrage nach Immobilien aller Art hoch, die Zinsen sind niedrig, die Preise steigen.

Ob Privatanleger oder Versicherung: Investoren kaufen moderne Bürohäuser, attraktive Hotels oder Logistikflächen. Bei Wohnungen werden Käufer etwas vorsichtiger, denn die Preise sind bereits sehr hoch. Außerdem versucht die Politik immer häufiger, die extrem steigenden Mieten (und damit die Einnahmen der Investoren) mit regulatorischen Maßnahmen wie Mietpreisbremse oder Mietendeckeln einzudämmen. Auch beim Einzelhandel, der sich immer heftiger gegen die Konkurrenz aus dem Internet wehren muss, schauen die Käufer genauer hin. Insgesamt aber läuft es mal wieder prächtig für die Branche: Laut dem Immobiliendienstleister JLL haben Investoren in Deutschland 57,3 Milliarden Euro für Immobilien ausgegeben, etwa so viel wie im Jahr zuvor. "Der deutsche Investmentmarkt präsentiert sich damit insgesamt nach wie vor äußerst dynamisch", sagt Timo Tschammler, Deutschland-Chef von JLL.

Ein wesentlicher Grund dafür sind die niedrigen Zinsen. "Eine Änderung der Nullzinspolitik ist nicht zu erwarten", sagt Francesco Fedele, CEO des Finanzierungsspezialisten BF.direkt AG, "daran wird auch der Übergang der EZB-Präsidentschaft auf Christine Lagarde nichts ändern." Weil die Zinsen niedrig sind, werfen andere Anlagen wie Staatsanleihen kaum Renditen ab. Das treibt die Nachfrage nach Immobilien. "Dennoch machen sich in der Immobilienbranche Bedenken breit, ob das Preisniveau stabil bleiben wird", sagt Fedele. Denn: Anders als in den vergangenen Jahren scheint eine deutliche konjunkturelle Abkühlung möglich zu sein. "Besondere Sorge bereiten die Entlassungen und Gewinnwarnungen bei deutschen Konzernen", sagt Fedele.

Bisher macht sich dies auf den Büromärkten allerdings noch kaum bemerkbar. Ähnlich wie bei Wohnungen wird das Angebot immer knapper, die Mieten steigen. Viele Unternehmen haben Probleme, passende Flächen zu finden. Laut Colliers International ist der Büroleerstand in den sieben größten Städten erstmals auf unter drei Prozent gefallen. Deutlich bergauf geht es seit Jahren dagegen mit den Büromieten. Sie kletterten in Berlin zur Jahreshälfte im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent auf gut 24 Euro pro Quadratmeter. Viele Projektentwickler bauen daher auch wieder lieber Büros statt Wohnungen.

© SZ vom 05.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: