Geld besser anlegen:Zins-Tricks der Banken

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Verkehrte Welt: Obwohl der Leitzins der Europäischen Zentralbank zuletzt gesenkt wurde, gehen beim Tagesgeld die Zinsen stetig hoch. Die Banken überbieten sich derzeit mit guten Konditionen. Doch viele Angebote haben Tücken. Fünf Punkte, auf die Anleger besonders achten sollten.

Andreas Jalsovec

Es klingt wie ein Angebot aus längst vergangenen Zeiten. Fünf Prozent Zinsen aufs Tagesgeld - welcher Anleger wird da nicht hellhörig? Die Aktion, mit dem die Postbank ihren fünfmillionsten Girokonto-Kunden feierte, gehört zwar schon wieder der Vergangenheit an. Sie lief nur einen Monat. Das Hochzins-Angebot zeigt jedoch: Am Tagesgeldmarkt herrscht zurzeit eine verkehrte Welt.

Eine Filiale der Postbank in Frankfurt. Das Institut bot bis vor kurzem fünf Prozent aufs Tagesgeld - wer wird da nicht hellhörig? (Foto: dapd)

Obwohl der Leitzins der Europäischen Zentralbank zuletzt sank, gehen beim Tagesgeld die Zinsen stetig hoch. "Jeden Monat kommt ein Zehntel Prozentpunkt dazu", beobachtet Rüdiger Stumpf, Anlageexperte bei der Stiftung Warentest. Zinsen um die drei Prozent sind keine Seltenheit mehr. "Der Kampf um die Kunden wird intensiver", meint Marcus Preu vom Verbraucherportal Biallo.de.

Ein Grund dafür: Wegen der Krise an den Finanzmärkten ist die Vergabe von Geldern zwischen den Banken zuletzt deutlich geringer geworden. Um sich Liquidität zu beschaffen, "drängen stetig neue Banken in den Tagesgeldmarkt", meint Preu. Viele der Lockvogelangebote haben jedoch Haken. Verbraucher sollten daher bei jedem Angebot auch ins Kleingedruckte schauen, rät Preu: "Bei den Bedingungen, zu denen es die guten Zinsen gibt, sollten keine Fragen offenbleiben." Die SZ nennt die Tricks der Banken beim Tagesgeld.

Der Girokonto-Trick

Die fünf Prozent bei der Postbank gab es natürlich nicht einfach so. Den Zins bekam nur, wer gleich mehrere Bedingungen erfüllte. Er musste nicht nur Neukunde bei der Bank sein, sondern dort auch ein Girokonto eröffnen, auf das das Gehalt fließt. Das Ziel ist klar: Die Bank will neue Kunden langfristig binden. Wer organisiert sonst schon seine komplette Bankverbindung um? Solche Kombinationsangebote aus Tagesgeld und anderen Bankprodukten gebe es immer öfter, meint Marcus Preu: "Tagesgeld plus Girokonto, Tagesgeld plus Depot, Tagesgeld plus Festgeld - mit den Kombiprodukten wollen die Banken auch dem Vergleich mit anderen Banken aus dem Weg gehen." Beim Zusatzprodukt können aber Gebühren anfallen, die die Rendite schmälern. Gehen etwa beim Postbank-Girokonto nicht monatlich mindestens 1000 Euro bargeldlos ein, kostet die Kontoführung 5,90 Euro im Monat.

Der Depot-Trick

Einige Direktbanken knüpfen ihre hohen Zinsen beim Tagesgeld an die Eröffnung eines Wertpapierdepots. Die Depotführung ist dann zwar oft kostenlos. "Die Bank erhofft sich aber, dass die Kunden das Depot langfristig auch nutzen", meint Anlageexperte Preu. Das bringt nicht nur Gebühren, die beim Wertpapierkauf und -verkauf fällig werden. Bei der Depoteröffnung erfährt die Bank außerdem Dinge über die Kunden, die bei einem normalen Tagesgeldkonto keine Rolle spielen. So fragt die Direktbank Cortal Consors das durchschnittliche Jahreseinkommen ebenso ab wie die Höhe des kurzfristig verfügbaren Vermögens - aufschlussreiche Informationen für jede Marketingabteilung. Überdies muss der Anleger detailliert über seine Anlageerfahrung und sein Anlageverhalten Auskunft geben.

Der Fristen-Trick

Ein Klassiker bei Tagesgeldkonten: Der hohe Zinssatz bleibt oft nicht nur Neukunden vorbehalten, er wird in vielen Fällen auch nur für einen befristeten Zeitraum gezahlt. Danach gilt ein niedrigerer Satz. Krassestes Beispiel liefert derzeit die DAB Bank. Sie wirbt mit Tagesgeldzinsen von 2,75 Prozent.

Die Verzinsung ist jedoch bis 30. September befristet, anschließend gibt es einen Mini-Zins von 0,5 Prozent. Immerhin: Bis zu dem Zeitpunkt ist der Zins garantiert. Bei anderen Banken fällt der Zinsschritt nach der Frist nicht ganz so extrem aus. Bei der luxemburgischen Advanzia Bank gilt der Zins von drei Prozent nur für knapp drei Monate. Die gut 2,6 Prozent, die es danach gibt, sind zwar immer noch passabel. Dafür hat das Angebot einen anderen Haken.

Der Staffel-Trick

Die Advanzia aus Luxemburg verlangt für ihr Hochzins-Angebot einen Mindestanlagebetrag von 5000 Euro. Fällt das Guthaben allerdings darunter, gibt es gar keinen Zins mehr für das Geld. Viele Kreditinstitute staffeln ihre Zinssätze aber auch mit steigenden Beträgen: Der Spitzenzins gilt dann nur bis zu einem Höchstbetrag. Für Anlagegelder, die darüber hinausgehen, sinkt der Zins - manchmal sogar mehrmals. Beispiel Comdirect: Bis 10 000 Euro zahlt die Bank aus Quickborn zwei Prozent, zwischen 10 000 und 50 000 Euro gibt es 1,25 Prozent, ab 50 000 Euro nur noch 0,5 Prozent.

Der Zinseszins-Trick

Einige Banken bieten zwar vergleichsweise hohe Zinsen. Sie schreiben den Zinsertrag aber nur einmal im Jahr gut. Dadurch geht der Zinsenzinseffekt verloren. Bei der britischen Royal Bank of Scotland etwa gibt es die Gutschrift immer nur am Ende des Jahres. Dieser Tagesgeld-Kniff ist als Zinseszins-Trick bei den Banken sehr beliebt. Viele Kreditinstitute zahlen die Zinsen dagegen vierteljährlich aus, manche sogar monatlich - etwa die Advanzia aus Luxemburg. Schreibt eine Bank den Zins während eines Jahres öfters gut, liegt der Effektivzins der Anlage höher als der Nominalzins.

Aktuelle Konditionen finden Sie beim sueddeutsche.de-Tageszinsvergleich.

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© SZ vom 19.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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