Finanzmisere in Griechenland:Europa schmiedet Rettungsbündnis

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Chaos in Griechenland: Die Schuldenlast drückt, die Regierung spart und die Beamten streiken. Doch Hilfe naht - von der EU. Und von Deutschland.

Die Finanzmisere und die enormen Schulden Griechenlands belasten die gesamte europäische Wirtschaft. An den Börsen haben die Aktienkurse zuletzt stark nachgegeben - und der Euro hat im Vergleich zum Dollar massiv an Wert eingebüßt.

Akropolis in Athen: Griechenland ist hoch verschuldet - jetzt will die EU helfen. (Foto: Foto: AP)

Nun springt offenbar die Bundesregierung dem hochverschuldeten Land zur Hilfe. Wie die Financial Times Deutschland (FTD) berichtet, sind sowohl bilaterale Hilfen als auch ein international abgestimmtes Vorgehen auf EU-Ebene im Gespräch. Die Zeitung beruft sich dabei auf Berliner Koalitionskreise. Über Details will Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) demnach die Spitze der Unionsfraktion am Mittwoch informieren. Wegen der Schuldenkrise Griechenlands befürchte man "eine größere Verwerfung als bei der Krise der Hypo Real Estate", zitiert die Zeitung Koalitionskreise. Angestrebt sei eine europäische Lösung. Allerdings werde auch ein Alleingang Deutschlands nicht ausgeschlossen.

Der stellvertretende Fraktionschef der Union im Bundestag, Michael Meister, bestätigte, dass in Berlin an einem Rettungspaket gearbeitet wird. "Oberste Priorität für die Union hat ein stabiler Euro", sagte Meister der FTD. Es gebe allerdings keinen Automatismus, dem Mittelmeerstaat beizuspringen. "Wenn Griechenland Hilfen erhält, dann nur unter strengen Auflagen und wenn die griechische Regierung den Staat tiefgreifend reformiert", sagte Meister. Da Staatshilfen für Griechenland wie etwa Kredite aber auch vom Bundestag abgesegnet werden müssten, will Schäuble die Abgeordneten frühzeitig für die Rettungsaktion gewinnen.

Beamte legen Arbeit nieder

Auch auf europäischer Ebene wird um Hilfen für Griechenland gerungen. Die EU wird über ein Maßnahmenpaket beraten, verlautete aus Berlin. Das Thema solle am Donnerstag beim Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel besprochen werden. Ob es zu einer Einigung komme, sei ungewiss.

Bedingung für ein Hilfspaket sei, dass Griechenland seine Sparanstrengungen deutlich verstärke. Derzeit verhandelten Regierungen und Notenbanken über mögliche Hilfsmaßnahmen. Ein Alleingang Deutschlands sei dabei "völlig undenkbar", hieß es in Berlin. Der scheidende EU-Wirtschaftskommissar Joaquín Almunia sagte, der Gipfel solle deutlich machen, dass Griechenland Unterstützung erhalte, wenn es dafür mehr spare.

Mehr sparen - das hören griechische Beamte gar nicht gerne. Aus Protest gegen die Sparmaßnahmen ihrer Regierung haben sie am Mittwochmorgen mit einem 24-stündigen Streik begonnen. Seit Mitternacht starten keine Flugzeuge mehr. Staatliche Schulen und Regierungsstellen sollen geschlossen bleiben. Am Vormittag sind zudem Protestaktionen in Athen geplant. Der Dachverband der griechischen Gewerkschaften plant einen weiteren Streiktag am 24. Februar.

Die Regierung des hoch verschuldeten Landes will die Gehälter einfrieren und Stellen nicht neu besetzen, um Geld zu sparen. Die Sanierung des Haushaltes wurde jahrzehntelang immer wieder verschoben. Griechenland steht inzwischen unter großem Druck der Europäischen Union, weil die hohe Verschuldung seit Wochen die Finanzmärkte und den Wert des Euros belastet.

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