Finanzinvestor Hands:Mach's noch einmal, Guy

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Gezockt und verspekuliert: Der britische Finanzinvestor Guy Hands hat sich mit dem Kauf des Musikkonzerns EMI verhoben. Die Citigroup übernimmt die Kontrolle - und muss das heiße Eisen rasch wieder los werden.

Andreas Oldag

Es ist eine herbe Niederlage für den britischen Milliardär und Investor Guy Hands. Der musste jetzt die Kontrolle über den hochverschuldeten britischen Musikkonzern EMI an die kreditgebende US-Bank Citigroup abgeben. Hands hatte sich mit seiner Kapitalbeteiligungsgesellschaft Terra Firma bei der 4,2 Milliarden Pfund (4,9 Mrd. Euro) schweren EMI-Übernahme im Jahre 2007 verhoben. Per Klage wollte Terra Firma die Übernahme durch die Citigroup noch verhindern, was aber scheiterte.

British financier Guy Hands arrives at Manhattan Federal Court in New York British financier Guy Hands arrives at Manhattan Federal Court in New York October 20, 2010. Hands told a U.S. court on Tuesday that he bid for storied music company EMI in 2007 only because a Citigroup Inc banker he trusted lied to him about a rival offer he had to beat. REUTERS/Brendan McDermid (UNITED STATES - Tags: CRIME LAW BUSINESS) (Foto: REUTERS)

Doch der 51-Jährige Hands ist niemand, der sehr schnell aufgibt. Er könnte gewissermaßen durch die Hintertür die Musikfirma wieder zurückkaufen - vielleicht sogar zu einem günstigeren Preis. Das Problem ist allerdings: Citigroup muss das "heiße Eisen" EMI so rasch wie möglich wieder los werden. Banker sind nun mal keine Musik-Manager. So wird in der Citigroup-Konzernzentrale in New York bereits an Planspielen gebastelt. Eines könnte darauf hinauslaufen, in einem Bieterverfahren EMI an einen Investor zu verkaufen. Ein Schuldenschnitt wäre unvermeidlich. Als Kaufsumme stehen 1,8 Milliarden Dollar im Raum.

Branchenexperten rechnen durchaus damit, dass Hands wiederum ein Gebot für das angeschlagene Unternehmen abgeben könnte. Medienberichten zufolge hat er bereits bei einem kanadischen Pensionsfonds vorgefühlt, der angeblich als Co-Investor interessiert ist. Der Vorteil: Hands kennt sich bei EMI bestens aus. In den vergangenen Jahren hat er hartnäckig daran gearbeitet, die hohen Kosten für Personal und für überaus großzügig ausgestaltete Verträge mit den Künstlern zu senken. Das britische Label mit Musikern wie Coldplay und Katy Perry ist die kleinste der vier großen, weltweit operierenden Plattenfirmen, hinter Universal, Sony und Warner. Die Briten litten am schwersten unter dem Strukturwandel der Musikbranche. Vor allem illegale Downloads im Internet und der Preisverfall beim digitalen Musikge-schäft machte EMI zu schaffen.

Die Gegner? Ausgetrickst!

Guy Hands muss allerdings damit rechnen, dass im Falle eines Bieterverfahrens auch die Konkurrenten in den Ring steigen, um ihm das Leben schwer zu machen. Unter den Wettbewerbern ist möglicherweise der deutsche Medienkonzern Bertelsmann. Doch der bullig wirkende Investor ist es gewohnt, seine Gegner auszutricksen. Seinen Ehrgeiz entwickelte Hands bereits in der Schule, als er von sei-nen Mitschülern wegen einer Lese- und Rechtschreibschwäche gehänselt wurde. Doch er wollte stets der Beste sein. Das brachte ihm schließlich einen Studienplatz in Wirtschaftswissenschaft und Philosophie an der berühmten Oxford Universität ein.

Seine Karriere in der Finanzwelt startete Hands in den achtziger Jahren bei der Investmentbank Goldman Sachs als Anleihehändler und bei der japanischen Bank Nomura. 2002 gründete er die Private-Equity-Gesellschaft Terra Firma Capital Partners. Mit dieser ging Hands auf Shoppingtour. Er kaufte zunächst Immobilien in Großbritannien, darunter eine Pub-Kette. 2004 sorgte Hands in Deutschland mit dem Einstieg beim Autobahn-Raststätten- und Tankstellenbestreiber Tank & Rast für Schlagzeilen. Nun spielt für Hands allerdings die Musik bei EMI.

© SZ vom 02.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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