Falsche Rechnung im Umlauf:Die bundesweite Stromnachzahlung

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Abzocke beim Strom: Die "Stadtwerke GmbH" verlangt eine saftige Nachzahlung. Doch die Rechnung ist gefälscht.

Sonja Peteranderl

Ärger bei der Abrechnung: Etlichen deutschen Stromkunden flatterte in den vergangenen Tagen ein Brief ins Haus, in denen eine "Stadtwerke GmbH" den Empfänger zur Nachzahlung von mehreren Hundert Euro aufforderte. Doch das Schreiben ist betrügerisch.

Ein bundesweites Schreiben fordert zur Stromnachzahlung auf - doch die Rechnung ist gefälscht. (Foto: APN)

Schon in der Vergangenheit habe es immer wieder vereinzelte Fälle gefälschter Rechnungen gegeben, doch diesmal zirkuliere das Rundschreiben bundesweit, sagt der Sprecher des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU), Carsten Wagner, zu sueddeutsche.de. In Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, aber auch Baden-Württemberg sei die falsche Forderung bisher aufgetaucht.

Die Rechnung sei dem VKU-Sprecher zufolge professionell gestaltet, auch eine Verbrauchsabrechnung sowie ein vorgefertigter Überweisungsträger liegen bei. "Wenn man das Schreiben genau ansieht, fällt einem auf, dass es anders aussieht als die Rechnung, die man normalerweise von seinem Versorger erhält - aber es gibt eben einige, die sofort überweisen", sagt Wagner.

Der Verband rät Kunden, ihre Stromrechnung genau zu prüfen und darauf zu achten, dass Kundennummer und Absender stimmen und dass das Servicecenter der Stadtwerke tatsächlich unter den angegebenen Kontaktdaten erreichbar ist.

Wer die auf der falschen Zahlungsaufforderung angegebenen Telefon- und Faxnummern anruft, bekommt nur einen Satz zu hören: "Kein Anschluss unter dieser Nummer". Die Webadresse hatten die Verfasser des Rundschreibens allerdings geschickter gewählt. Unter www.stadtwerke.de erreichten die Kunden eine ältere Webseite der Stadtwerke Hannover. Das echte Unternehmen hat die Domain inzwischen auf seine neue Onlinepräsenz umgeleitet und mit einer Warnung an die Kunden versehen.

200 Briefe-Empfänger aus ganz Deutschland haben sich bisher bei den Stadtwerken gemeldet, sagt Sprecherin Bianca Bartels. "Nach unserer Erfahrung waren vor allem Gastrobetriebe betroffen, das Chinarestaurant oder der kleine Italiener." Und: "Es waren auffällig viele Inhaber mit ausländisch klingenden Namen." Den Stadtwerken liegen falsche Rechnungen in Höhe von etwa 800 bis mehr als 1000 Euro vor.

Dreiste Abzocke: Einen Kunden der Münchner Stadtwerke wollten die Absender der gefälschten Rechnungen um 670 Euro erleichtern. (Foto: SWM)

Auch an Privatkunden könnte das Schreiben geschickt worden sein. Viele Betroffene würden sich wahrscheinlich direkt an ihre lokalen Versorger wenden, vermutet die Sprecherin. Die Stadtwerke Hannover haben bereits Strafanzeige wegen Betrugs erstattet.

Die auf einigen Briefen angegebene Kontoverbindung bei der Sparkasse Lemgo hat die Bank inzwischen gesperrt. Der Bank zufolge sei aber auch vorher niemand der Aufforderung nachgekommen, Geld auf das Konto zu überweisen.

Für die Adressaten der falschen Rechnungen dürfte die Erleichterung allerdings nicht lange währen - im kommenden Jahr werden die Strompreise aller Voraussicht nach ohnehin wieder kräftig erhöht.

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