Energetische Sanierung:Viel Aufwand, wenig Effekt?

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Der Verband der immobilienverwalter stellt einen deutlichen Rückgang bei Sanierungsaktivitäten fest - vor allem bei kleineren und mittelgroßen Objekten. Die Fachleute sehen dahinter eine ganze Reihe von Gründen.

Von Marianne Körber

Einen alarmierenden Rückgang bei energetischen Sanierungen stellt der Dachverband Deutscher Immobilienverwalter (DDIV) fest. Bei seiner jüngsten Jahresumfrage gab nur noch etwa jeder Dritte an, 2017 energetische Sanierungen begleitet zu haben. 2015 waren es noch 44 Prozent der Umfrageteilnehmer. Dabei spielte die Größe der Verwaltungen eine wichtige Rolle - bei den Verwaltungen mit mehr als 3000 Einheiten war die Begleitung bei solchen Maßnahmen gut dreimal so hoch (59 Prozent). Dazu der DDIV: "Hier liegt die Vermutung nahe, dass kleine und mittlere Verwaltungen mit ihrem begrenzten Personalbestand den zeitlichen und fachlichen Anforderungen solcher Maßnahmen langfristig nur schwer gerecht werden können, während größere Unternehmen häufig über eine bessere Personaldecke verfügen und zudem im Idealfall Baufachleute im eigenen Unternehmen haben."

Der Rückgang der ohnehin zurückgehenden Sanierungsaktivität wird beim Verband auf verschiedene Faktoren zurückgeführt: auf erhöhte Kosten durch den voll ausgelasteten Neubau-Sektor und fehlendes Fachpersonal in den Verwaltungen, aber auch auf das Desinteresse vieler Wohnungseigentümer an energetischen Sanierungen, da die finanziellen Einspareffekte nicht immer deutlich würden. Sanierungsmaßnahmen würden zudem immer komplexer und seien mit einem hohen zeitlichen Aufwand verbunden - der nach Ansicht vieler Verwaltungen zu gering vergütet werde. Und schließlich gebe es in den Verwaltungen selbst oft zu wenig Fachkenntnis, was wiederum Unternehmen davon abhalte, Wohnungseigentümergemeinschaften energetische Sanierungsmaßnahmen vorzuschlagen.

Bund und Länder müssten ihre Herangehensweise zum Gelingen der Klimawende im Gebäudebestand hinterfragen. Der Verband: "Für uns ist dabei klar: Ohne den treuhänderischen Immobilienmanager wird es nicht vorwärts gehen. Dazu bedarf es aber Anreize, auch finanzieller Art, die Einführung eines Sachkundenachweises in absehbarer Zeit und eine umfassende Reform des Wohnungseigentumsrechtes, um beispielsweise Abstimmungsquoren abzusenken."

Auch das Umsetzen von Mieterstromprojekten durch Fotovoltaik-Anlagen komme im Wohnungseigentumsbestand nicht richtig voran. Nur etwa jedes 20. befragte Unternehmen habe im vergangenen Jahr entsprechende Maßnahmen umgesetzt. Zwar sei das Mieterstromgesetz, das den Ausbau der Solarenergie bei Mehrfamilienhäusern unterstütze, erst seit Juli 2017 in Kraft, doch auch für 2018 gebe es hier nur wenig geplante Projekte.

© SZ vom 20.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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